3.
Teil: Varia
1. Briefe Bibliographische
Angaben zu den besprochenen Arbeiten
Gesamtausgaben: 102
Danach auch Amherdt 19.
Dagegen setzt Dräger 2002, 292, ohne weitere Diskussion, die
Abfassungszeit der ersten vier Briefe zwischen 378 und 395 an. 103
Vor allem ist die chronologische Reihenfolge der Briefe 21 und 22
(Green) des Ausonius umstritten, die Mondin umkehrt (zustimmend
Amherdt 21 Anm. 9). Unklar ist auch das Verhältnis zwischen den
Briefen 23 und 24 Green. Mit Mondin sieht jetzt Amherdt (22) die
Kurzfassung (Epist. 23) als die Arbeit eines Redakteurs an. 104 Manche
Beiträge holen weiter aus wie etwa 2,22 zu platea; 6,5
zum Problem der Adaption fremder Eigennamen im Lateinischen. Bei den
Realien wird nicht selten, wie bei Green, nur auf die RE verwiesen,
auch wenn es neuere Darstellungen gibt, z.B. zu Saintes (S. 62) wäre
statt Keune (nicht „Ihm”) RE I A (1920) zu nennen L.
Maurin, Saintes antique, Paris 1994. - Wünschenswert wäre
eine Diskussion zum Begriff „Prosimetrum” im
Zusammenhang mit Epist. 3 „Epistola prosimetrica” (75)
und besonders Epist. 6 (113: „Qui l'estensione del testo ...
punta decisamente al prosimetro”). Der Rezensent hat mehrfach
auf die Rolle hingewiesen, die nach seiner Auffassung Ausonius bei
der Ausbildung spätantiker prosimetrischer Texte zukommt. Das
wird scharf betritten von Bernhard Pabst: Prosimetrum. Tradition und
Wandel einer Literaturform zwischen Spätantike und
Spätmittelalter, Köln u.a. 1994, 97-104. Pabst weist nicht
Ausonius, sondern Martianus Capella den entscheidenden Einfluß
zu, übersieht aber dabei, daß Martianus erst in der
frühmittelalterlichen Schule eine Rolle spielt, während
Ausonius in der Spätantike präsent bleibt und der
ebenfalls auch prosimetrisch schreibende Ennodius nachweislich eine
Ausonius-Ausgabe vorliegen hatte (Della Corte 23). Man vergleiche
dazu im „Indice dei nomi” bei Mondin die Rubrik
„Fortuna delle epistolae di A.”. Für Epist. 6
konstatiert Pabst selbst die „Nähe zur Menippea”
(S. 102). 105 Die
von Amherdt zitierten Arbeiten zu Ausonius sind auch in diesem
Überblick besprochen. Zu Paulinus von Nola sind nach Amherdt
folgende seit 1990 erschienene zu nennen (auch als Ergänzung zu
den Literaturhinweisen bei Dräger 2002): 106 Zu
berücksichtigen wäre, daß der zweite Widmungsbrief
des Technopaegnion vermutlich auch an Paulinus gerichtet ist
(Di Giovine 28 und 50). 107 Amherdt
schließt sich der Auffassung von Skeb (siehe Anm. 105) an,
nach der die Alternative „Christ oder Heide” für
Ausonius nicht zutrifft. „Ausone se trouve donc, si l'on peut
dire, dans une zone intermédiaire, que l'on peut certainement
appeler un „syncrétisme intellectuel”, expression
qui décrit de toute façon mieux la position d'Ausone
que des expressions telles que demi-chrétien ou chrétien
de nom.” 108 In
diesem Sinne verteidigt Franzoi 8ff. schlüssig die überlieferte
Lesart nebulam des Widmungsbriefes gegenüber der auch
von Green in den Text aufgenommenen Konjektur tabulam. 109 Wie
oben 1. Teil Anm. 3; Franzoi S. 22 ist „BStudL 20”
durch „Prometheus 20” zu ersetzen. 110 Das
Fehlen des Apparats, dessen Beigabe eigentlich Standard auch eines
Einzelkommentars sein sollte, ist bedauerlich. Die 32 Abweichungen
(einschließlich Interpunktion) von Greens OCT-Text sind S. 27
f. aufgelistet. Die Einzeldiskussion bietet dann der Kommentar. Wichtige Detaildiskussion bietet die eingehende Besprechung von Paul Dräger, Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 5, 2002, 1107-1113. 111 Dazu
im einzelnen Della Corte 8 und 21f.; Kay 22–24. 112 Die
ersten Epigramme entstanden (nach Lolli 15) schon während der
Tätigkeit als Rhetor in Bordeaux. 113 „His
attitude to Christianity and paganism is essentially one of
tolerance and moderation, arousing no great passion or crisis of
conflict in him” (24). 114 Gegen
den Widerspruch von Mondin, Prometheus 20, 1994, 157f. 115 Diese
Position erscheint in Hinblick auf das Gesamtwerk des Ausonius
überzeugender als die von Coşkun, wenn man nicht sogar mit
Skeb die Frage als unzutreffend gestellt sehen will; vgl. oben Anm.
107. 116 Zum
topographischen Modell der Regionenbeschreibung vgl. zuletzt Martin
Ott, Die Entdeckung des Altertums, Kallmünz 2002, 145ff. 117 Die
mitgeteilten Handschriftenvarianten beruhen auf eigenen Lesungen und
bieten weit mehr als in den herkömmlichen Ausgaben vorhanden. 118 Zweifelnd
Mondin, Prometheus 20, 1994, 151 Anm. 7. 119 Interessante
Beobachtungen zum Sprachgebrauch z.B. 209 Gallia/Galliae. 120 Die
Nennung alter Artikel aus Daremberg-Saglio oder RE ist dabei nur
noch wegen des literarischen Materials hilfreich, ihre Wiederholung
im Literaturverzeichnis überflüssig. Im folgenden sind
v.a. bequem zugängliche Literaturangaben bzw. Monographien zum
spätantiken Städtewesen genannt, die als Ausgangspunkt für
weitere Recherchen dienen können. 121 Ein
ausführlicherer Stammbaum findet sich bei Coşkun (nach S.
266). 122 So
Parent. praef. B, 9 die Beibehaltung des überlieferten et
... et;} 3,2 wird die alte Konjektur von Souchay dicere et
rea fit in den Text aufgenommen (während im Kommentar
merkwürdigerweise das Lemma die Überlieferung von V
zwischen Cruces bietet). 4,10 hielt schon Schenkl das überlieferte
victor für korrupt und setzte, wie noch Green, die Crux.
Lolli (S. 89) vermutet ein Wortspiel mit Victorinus (abgelehnt von
Green z. St.); wenn er bemerkt, daß die Quellen nichts von
militärischen Erfolgen des Victorinus berichteten, so wäre
vielleicht der Verweis von Rudolf Hanslik (RE VIII A 2078) auf die
Münzprägung des Victorinus in Trier („lorbeerbekränzt
im Harnisch”, also in der Pose des Siegers) förderlich;
solche Goldmünzen kann Ausonius gekannt haben. 4,26 wird die
Konjektur von Brandes, die schon Peiper in den Text aufgenommen
hatte, wohl mit Recht beibehalten. Das gleiche gilt für die
Überlieferung in 5,7 deliciis (gegen Green; vgl.Mondin,
Prometheus 20, 1994, 152 Anm. 10). Ehrlich sind die Cruces in 8,6
bei civis und 23,17. 12,9 greift Lolli mit guten Gründen
auf die Konjektur vitans von Peiper zurück, die Green
nur im Kommentar, aber nicht mehr in der Oxoniensis erwähnt.
27,1 kehrt Lolli mit obiit (nur Green {\it abiit}) wieder zur
Überlieferung zurück, ebenso 29,4. 29,1 läßt
Lolli die Entscheidung für die Füllung der fehlenden Silbe
offen. 123 Z.B.
3,2; Titel zu 6 mit Diskussion der Frage des Christentums des
Ausonius (man vergleiche damit die knappen Bermekungen bei Green S.
310); 8,6 mit einiger Sympathie für Peipers Vorschlag quamvis,
dem auch Green in seinem Kommentar folgt, während dieser in der
Oxoniensis jetzt aequaevis in den Text setzt; 23,17. 124 Gut
wird man unterrichtet über die Sprachsituation (60 Anm. 6), die
für Ausonius vorauszusetzen ist, d.h. außer dem
Lateinischen das Griechische der Ärzte sowie das einheimische
keltische Idiom. Die Erläuterungen zu 27,2 melea sind
erschöpfend (Green z.St. ist völlig unzureichend). 125 Ergänzen
ließen sich z.B. die Ausführungen zu Vienne, wo man
wenigstens einen Hinweis auf eine neuere Darstellung vermißt
(z.B. A. Pelletier: Vienne antique, 1982), ähnlich bei Tarraco
223; zum corrector Tarraconensis vgl. jetzt Sabine Panzram
(wie Anm. 120), 116.
Unter
den monographisch kommentierenden Arbeiten zu einzelnen Werken des
Ausonius ist der gewichtige Kommentar zu den Episteln von Luca Mondin
von besonderer Bedeutung. Mondin bietet nach einem ausführlichen
Literaturverzeichnis im Rahmen der Introduzione zunächst ein
Kapitel „Una poesia tra pubblico e privato”, in dem Leben
und Werk des Ausonius gewürdigt werden (XVII–XXXVIII).
Besonders wird seine Rolle im Kontext der gebildeten
politisch-literarischen Oberschicht herausgearbeitet, wie sie etwa im
Briefwechsel und im persönlichen Kontakt mit Symmachus zum
Ausdruck kommt. Die Mosella versteht Mondin in der Tradition
von Marx und Ternes als ein Gedicht im Dienste der Valentinianischen
Reichspolitik und als ein Lob der Zivilisation dieses Reichsteils
(XXIIIf.).
Der
Briefwechsel selbst umfaßt die Zeit zwischen der Rückkehr
nach Bordeaux und dem Tod des Autors. Darin ist die Korrespondenz mit
dem ehemaligen Schüler Paulinus von Nola von besonderem
Interesse. Dabei zeigen die Briefe 5, 6, 8, 9 an Paulinus das ruhige
{\it otium litteratum} eines reichen und kultivierten Grundbesitzers
(XXXI). Sie gehören zu den letzten Zeugnissen aus der Hand des
Ausonius (Lolli 16). Nicht zuletzt unter dem Einfluß des Martin
von Tours zieht sich Paulinus zuerst in Aquitanien, dann in Spanien
immer mehr aus der Welt zurück, um sich schließlich nahe
dem Grab des heiligen Felix von Nola einem kontemplativen Leben zu
widmen. Des weiteren wird die Form des poetischen Briefes besprochen,
verstanden als „ Statussymbol” und Form der Höflichkeit
gegenüber Bildung und Geschmack des Empfängers (XXXVI). Der
zweite Teil der Einleitung stellt die Textüberlieferung der
Briefe ausführlich dar. Mondin geht dabei weit über das von
den früheren Editoren (einschließllich Green) Gebotene
hinaus. Ausgangspunkt auch für die Textkonstitution der Briefe
ist die für das Gesamtwerk des Ausonius nach Mondins These
vorliegende doppelte Redaktion Y und Z. Dieser gehören
(zusammen mit anderen Opuscula) die Briefe 1–13 an, die
einen ursprünglich eigenen, chronologisch homogenen {\it liber
epistularum} mit einer geschlossenen Komposition repräsentieren,
wie Mondin im Detail nachweist (XLIff.). Dieses Corpus enthält
auch vier Briefe an Paulinus, von denen keiner nach der Mitte des
Jahres 389 zu datieren ist.102
Die
2. Familie (Z) ist, nach Mondin, vertreten durch die für
die Ausonius-Überlieferung so bedeutende Handschrift V (s. 1.
Teil). Die darin enthaltene Sammlung, deren Anordnung offensichtlich
mehr praktischen als artifiziell-kompositorischen Gesichtspunkten
folgt, beginnt mit dem Symmachus-Brief 1,31 Callu und der Antwort des
Ausonius und schließt mit den letzten Briefen an Paulinus, die
in der Üerlieferung eine Sonderstellung einnehmen (ausgeführt
S. XLVI—LXIII).103
In der Ausgabe von Mondin wird das überlieferungsgeschichtliche
Faktum der beiden Sammlungen klar repräsentiert. In der
Textgestaltung bietet Mondin gegenüber Green einen mehr
traditionellen Text (LXIV).
An
den Text der 23 Briefe schließt sich ein ausführlicher
Kommentar an, der zunächst zu jedem Brief eine Einleitung über
Inhalt und Thema gibt. So wird etwa zu Epist. 1 die Thematik der
invitatio besprochen, daran schließen sich Erörterungen
über den Empfänger und die Datierung, es folgt Vers für
Vers die Einzelerklärung sprachlicher und sachlicher Art mit
einer Fülle von Parallelmaterial, die mit Hilfe des Thesaurus
linguae Latinae, von Handbüchern wie Neue-Wagener und nicht
zuletzt mit dem Suchprogramm Poesis der Universität
Venedig gewonnen wurde.104
Eingeleitet
wird der Band mit einer „Nota bibliografica”, die die
erwähnten Ausgaben, Arbeiten zur Überlieferung und
Textkritik, allgemeine Ausonius-Literatur sowie Abkürzungen von
Handbüchern und Sammelwerken enthält.
Die
Liste der Werke des Ausonius wird in der Reihenfolge von Green, die
Abkürzungen aber im Gegensatz zu ihm in überwiegender
Kleinschreibung angeführt. Beschlossen wird der Kommentar durch
drei Indices. Der erste enthält Wörter und besondere
Konstruktionen, der leider ziemlich eklektische zweite Namen und
Sachen (einschließlich zitierter Stellen, wobei man jedoch die
aus anderen Werken des Ausonius vermißt), ein letzter die im
Kommentar erwähnten „studiosi moderni”. Mondin hat
einen Kommentar vorgelegt, der einen Markstein nicht nur in der
Forschung zu Ausonius, sondern zur spätantiken Epistolographie
insgesamt darstellt.
Den
Briefwechsel des Ausonius mit Paulinus von Nola hat David Amherdt in
einer gesonderten Edition herausgegeben. Nach einer kurzen
historischen Einführung, in der auch die Bedeutung dieses
Briefwechsels als eines Abbildes der spätantiken Aristokratie,
ihrer politischen und literarischen Intentionen, ihres Lebensstils,
aber auch eines Zeugnisses für den Zusammenstoß zwischen
altrömischer Tradition und entstehendem Christentum (näher
ausgeführt S. 23–25) gewürdigt wird, folgt ein
knapper Forschungsbericht über die wichtigsten Arbeiten zu
Ausonius und Paulinus seit 1989.105
Sodann werden Leben und Werke der beiden Korrespondenten noch einmal
gesondert dargestellt. Das Kapitel „La correspondance”
bespricht die beiden Gruppen der Briefe vor und nach der Konversion
des Paulinus, wie sie auch in der Überlieferung faßbar
sind;106
die Argumente für die chronologische Reihenfolge der zweiten
Gruppe werden klar zusammengefaßt. Es folgt eine knappe
Charakterisierung des Briefwechsels in Hinblick auf die Positionen
der beiden Korrespondenten. In diesem Zusammenhang ist natürlich
die Frage nach dem Christentum des Ausonius von besonderem
Interesse.107
Als
Beispiel für einen Briefwechsel unter Gebildeten der Spätantike
verstanden liegt es nahe, das Reglement, die zu beachtenden officia,
zu betrachten (28–30), die diesen „rite social et
culturel” (29) bestimmen. Der Text der vorliegenden Ausgabe
schließt sich für Ausonius an Green, für Paulinus an
Hartel an, nicht ohne gelegentlich eigene Entscheidungen zu treffen
(Übersicht S. 34f.).
Im
Hauptteil der Edition wird zunächst jedem Brief eine Einleitung
(„Présentation”) vorausgeschickt, die über
den Inhalt und die Umstände der Abfassung informiert. Text und
Übersetzung werden parallel dargeboten, das Druckbild ist,
anders als in der Ausgabe von Dräger, klar und ansprechend.
Bei
den „notes”, die als Fußnoten zur französischen
Übersetzung erscheinen, konnte Amherdt auf die umfassenden
Erklärungen von Mondin sowie auf andere adnotierte Ausgaben
(Alvar Ezquerra, Dräger) zurückgreifen. Die Ausgabe sei
auch dem deutschsprachigen Leser wärmstens empfohlen.
2.
Commemoratio professorum Burdigalensium
Zu
dem von Sivan und Coşkun in
seiner Bedeutung für die Bildungs- und Sozialgeschichte des 4.
Jh. gewürdigen Werk hat Maria Grazia Bajoni eine Sonder-edition
vorgelegt. Die Einleitung geht aus von dem Schulgesetz Gratians vom
Jahre 376, in dem die Vergütung der Lehrkräfte in den
Hauptstädten Galliens geregelt wurde und das wohl nicht ohne den
Einfluß des damaligen Quaestors Ausonius denkbar ist. Im
Kontext der Vita und des Selbstverständnisses des Ausonius wird
kurz die politische Rolle der Rhetoren im 4. Jh. angesprochen, die
Bildungssituation der Zeit, die Quellenlage, die von Hieronymus
(epist. 125,6) genannte ubertas Gallica (im Gegensatz zur
gravitas Romana), die Nähe der Commemoratio zu
den Parentalia. Abgeschlossen wird die Einleitung mit einer
hinreichenden Bibliographie. Der Text (ohne kritischem Apparat) folgt
der Ausgabe von Green, Abweichungen werden in den Noten besprochen.
Ihm ist eine italienische Übersetzung gegenübergestellt.
Die knappen und eklektischen Erläuterungen (S. 75–108)
stützen sich auf die bekannten Handbücher. Indices fehlen.
3. Cupido cruciatus
Zu
Ausonius' ersten Gedichten in Trier zählt Cupido cruciatus,
die Beschreibung eines Wandgemäldes in einem Privathaus.
Dargestellt war die Bestrafung des in der Unterwelt an eine Myrte
gefesselten Cupido durch unglücklich liebende Frauen und durch
Venus. Zu den 102 Versen und dem Widmungsschreiben an den Sohn
Gregorius hat Alessandro Franzoi einen Einzelkommentar vorgelegt. Die
Einleitung beschränkt sich auf eine knappe Charakterisierung des
Widmungsbriefes und des Gedichts, das im Kontext der früheren
Forschung entweder als Ekphrasis verstanden werden kann oder mit
Franzoi, wohl überzeugend, als ein Dokument, durch das die
Überlegenheit der Poesie über die Malerei bewiesen werden
soll.108
Gegen die Deutung als Ekphrasis spricht auch das Fehlen jeglicher
Signale dieser Textsorte (10). Auch die teilweise früher
vermuteten religionsgeschichtlichen Bezüge werden entkräftet.
Die erwogenen literarischen Bezüge zu AL 273 und zu einem
Gedicht des Reposianus werden diskutiert, wobei Ausonius eher als
Modell für Al 273 angesehen wird. Strukturell läßt
sich das Gedicht in fünf Abschnitte gliedern und wird so in der
Abfolge deskriptiver, narrativer und dramatischer Szenen verstanden
als ein „ centone narrativo mitologico” mit vergilischem
Einschlag (15). Metrik, Empfänger und Datierung werden knapp
dargestellt, eine Bibliographie schließt die Einleitung ab.
Text und Übersetzung sind leider nicht synoptische angeordnet,
ein kritischer Apparat fehlt.
Der
Text folgt der Ausgabe von Green, in deren Bewertung Franzoi sich dem
Urteil Mondins109
anschließt.
Die
Kommentierung selbst ist sehr detailliert. Sie berücksichtigt
sprachliche, textkritische, motivische und reale Fragen in gleicher
Weise. Erfreulicherweise schreibt Franzoi Zitate in der Regel aus und
kommt somit dem Benützer entgegen. Das reiche Material, das sich
gelegentlich zu ausführlicheren Kapiteln ausweitet (2 lucus
opacat,} 6 gravidum papaver, 10 Oebalides Hyacinthus,
24/25 nimboso Leucate,} 32 Phaedra, um nur einige zu
nennen), wird in vorbildlicher Weise durch einen vollständigen
Stellenindex erschlossen. Somit steht für die weitere Diskussion
über diesen Text ein solides Fundament zur Verfügung.
4. Epigramme
Basierend
auf dem Text von Green, aber ohne dessen kritischen Apparat,110
hat Kay einen ausführlichen Lemmata-Kommentar zu den Epigrammen
vorgelegt und damit eine weitere Lücke in der Reihe der
Einzelkommentare geschlossen. Die Einleitung beginnt mit einem
Überblick über die Tradition des Epigramms und die Stellung
des Ausonius darin. Bestimmt ist die Gruppe der über 100, zu
verschiedenen Zeiten entstandenen111
Epigramme vom Prinzip der variatio, sowohl des Inhalts als
auch der Metren, und darin bestand nach Kay (12) für Ausonius
die Attraktivität dieser Gattung, in der er sein breites
Interesse, seinen literarischen Geschmack und seine Bildung unter
Beweis stellen konnte. Dafür sind nicht zuletzt die
griechischen, griechisch-lateinischen und aus dem Griechischen
übersetzten Epigramme ein Beleg, wobei der Begriff „Übersetzung”
nicht allzu eng gefaßt werden darf, wie Kay 15ff. darlegt. Die
Übersetzungen zeigen gleichzeitig die Tradition, in der Ausonius
steht. Dabei wird auch die Frage seiner Griechischkenntnisse
erörtert. Nach Kays Auffassung ist Ausonius nicht der plumpe
Epigrammatiker, wie ihn Cameron verstand, und die Epigramme sind auch
nicht nur Produkte seiner letzten Schaffensperiode.112
In diesem Zusammenhang bespricht Kay auch die Frage des Christentums
des Ausonius.113
In
der Reihenfolge der Epigramme folgt Kay ebenfalls Green, die anderer
Ausgaben ist aus der Konkordanz S. 29ff. ersichtlich. Wie schon bei
Green im Kommentar und in der Oxoniensis so fehlen auch hier die
teilweise überlieferten, teilweise von früheren Herausgeber
hinzugefügten Tituli. Auch wenn sie offensichtlich nicht von
Ausonius selbst stammen (27), wäre ihre Beigabe, wie bei Schenkl
und Peiper, hilfreich.
Textgestaltung
und Kommentierung: Der Einzelkommentierung geht jeweils eine Prosaübersetzung voraus.Von Green übernimmt Kay die Versumstellung in
Epigr. 1114
und die Aufteilung von Epigr. 2 in zwei Stücke. Abweichend von
Greens Ausgaben kehrt Kay 7,10 mit dem gut begründeten und durch
die Überlieferung gestützten funis eat zu einer
Emendation des Gronovius zurück. Erwägenswert ist die
Rollenverteilung in 12,3 (mit umsichtiger Kommentierung) und der
Wiederaufnahme von Polizianos Emendation fortunare (12,6), die
auch Green in seinem Kommentar bot, aber in der Oxoniensis durch et
Fortuna ersetzte. Ebenso überzeugt 14,2 die Beibehaltung und
Kommentierung des überlieferten rene als Euphemismus für
cunno, 20,1 quod viximus. Auch Realia finden
hinreichend Berücksichtigung, so 12 zur Statue des Phidias, 15,2
zu canis caeruleus, 20,5 zu Cumanam Deiphoben, 21,1 zu
Meroe und viele mehr.
Ein
Verzeichnis der Eigennamen, der erwähnten antiken Autoren, der
besprochenen Wörter und ein „General Index”
beschließen den gehaltvollen Kommentar, dessen reiches Material
allerdings durch einen Stellenindex noch besser erfaßt würde.
5. Ordo
urbium nobilium
Diese
Sammlung von Laudes v.a. europäischer Städte des
Imperiums eröffnet nicht selten interessante Ausblicke auf die
zeitgenössische Geschichte sowie die wirtschaftlichen und
urbanen Verhältnisse. Besonders diese Aspekte hat der
gehaltvolle Kommentator von Di Salvo im Auge, der auch einen an den
Handschriften überprüften eigenen Text bietet.
Einleitend
werden zunächst das literarische Genus und mögliche
Vorbilder besprochen. Während die ältere Forschung,
dominiert durch die Ansicht bei Schanz-Hosius-Krüger, darin für
die Schule bestimmte Memorialverse ohne jeden poetischen Wert sah,
wurde neuerdings die Textsorte der Itinerarien bemüht,
Parallelen zur Epigrammdichtung gezogen und der Einfluß der
Rhetorik (Menander) sowie des Ailios Aristeides erwogen. Die
besondere Hervorhebung der gallischen Städte zeigt die
Vaterlandsliebe des Ausonius, wie sie auch in der Mosella zu
beobachten ist. Einig ist sich jetzt die Forschung, daß hier,
trotz der vielen traditionellen Elemente, ein durchaus eigenständiges
Werk vorliegt, das aber insofern mit der Schule in Verbindung steht,
als der Titel Ordo auf Wertungen hinweist, wie sie der
Schulbetrieb mit sich bringt (11). Entstanden ist der Zyklus mit
großer Wahrscheinlichkeit nach der Rückkehr des Ausonius
nach Bordeaux und wurde nach 389 abgeschlossen. Es dürfte sich
damit (abgesehen von den späten Briefen an Paulinus) um das
letzte Werk des Ausonius handeln (18). Nachdem er in den Parentalia
seine pietas gegenüber den Familienangehörigen
ausgedrückt und in der Commemoratio professorum
Burdigalensium seiner Lehrer und Kollegen gedacht hatte, wendet
er sich im Ordo den Städten des Westens und nicht zuletzt
seiner Heimat zu, wie es auch Vergil, Horaz und Ovid in ihren Werken
taten. Aktuelle Bezüge fehlen nicht, wie die Zusammenfassung S.
18ff. deutlich zeigt, wobei sich dann, wie bei der Mosella,
die Frage nach einer bestimmten politisch-kulturellen Tendenz des
Werkes stellt. Dieser Aspekt wird zunächst in Hinblick auf das
Christentum des Ausonius besprochen, da sich im Ordo
zahlreiche Erwähnungen heidnischer Götter und Heiligtümer
finden. Mit Recht wird der daraus mögliche Schluß einer
heidnischen Phase des Ausonius abgelehnt. Im Kontext mit anderen
seiner Opuscula ist er nach Di Salvo als „lauer und
oberflächlicher Christ” (21) zu bezeichnen, also als ein
Typus, wie wir ihn vielfach in dieser Zeit des Übergangs (Di
Salvo weist in diesem Zusammenhang auf den Streit um den
Victoria-Altar hin) antreffen. So bleibt auch Ausonius ein Heide nach
Kultur und geistigem Habitus (ibid.).115
Und nicht von ungefähr nennt er Rom, mit dem er den Ordo
in einem einzigen Hexameter eröffnet, divum domus. So
reiht sich Ausonius in eine Tendenz des 4. Jh. ein, die darauf
abzielte, so gut wie möglich die Zeugen der großen
Vergangenheit und der kaiserlichen Macht zu erhalten (23).
Überzeugend ist daher der Bezug zu dem Edikt des Gratianus von
376, für dessen Formulierung Ausonius als Quaestor
verantwortlich war.
Unter
literarischen Gesichtpunkten sind die Bezüge zu den Itinerarien
herausgearbeitet („Ausonio si presenta come una guida dotta”,
30), ja Di Salvo sieht aufgrund der Tatsache, daß Ausonius
bedeutende Gebäude und Lokalitäten einer Stadt heraushebt,
sie gleichsam mit einem „Stern” markiert, in ihm einen
Vorläufer („antesignano”) des modernen Reiseführers
(31).116
Der Abschnitt „Fortuna” (32–36) beschäftigt
sich mit Anklängen an den Ordo bei späteren Autoren,
besonders bei Paulinus von Nola. Schließlich werden noch die
besonderen stilistischen, grammatischen, syntaktischen und
prosodisch-me-trischen Besonderheiten zusammenfassend besprochen. Der
größte Teil der Einleitung ist jedoch der
handschriftlichen Überlieferung gewidmet (39–99). In
diesem Abschnitt werden auch wertvolle Beobachtungen zum
Sprachgebrauch des Ausonius vorgelegt, so zu ingenuus (60f.),
omnigenus (61ff.), lustrum (66f.), profundus
(93ff.), aber auch zum Inhalt der Opuscula, etwa in der
Erörterung der Darstellung Spaniens im Werk des Ausonius
(69ff.). Die Einleitung beschließt ein umfangreiches
Literaturverzeichnis (101–118). Es folgt der Text mit einem
ausführlichen kritischen Apparat117
und italienischer Übersetzung. Durch die Majuskeln an den
Satzanfängen ist auch der lateinische Text, anders als in der
Oxoniensis, leserfreundlich gestaltet; leider fehlt eine gesonderte
Zeilenzählung der einzelnen Gedichte.
Textgestaltung:
5 ambarum wird gegen Greens Konjektur ante parum wieder
hergestellt,118
bedenkenswert ist die Deutung von 34 omnigenus als Adverb, 70
lixae mit der Überlieferung, 156 die Lesart unum per
cunctas solitus portare Choaspen mit der Überlieferung
(gegen Greeen prae cunctis solitus potare). Da im Apparat
jeweils die Entscheidungen der wichtigsten Herausgeber aufgeführt
sind, liefert er, im Gegensatz zur Oxoniensis, alle wünschenswerten
Informationen.
Der
Kommentar der 168 Verse umfaßt 123 Seiten. Der Umfang erklärt
sich nicht zuletzt daraus, daß Di Salvo sehr viele der
zitierten Stellen ausschreibt. Das ist, wie schon zum Kommentar von
Franzoi hervorgehoben, gerade bei spätantiken Autoren ein
vernünftiges Verfahren, kommt es doch nicht nur dem Benützer
entgegen, sondern läßt auch sofort erkennen, auf welche
Formulierung abgehoben wird (häufig ist diese noch durch
Sperrung und Unterstreichen hervorgehoben). Sowohl sprachlich119
als auch sachlich ist der Kommentar erschöpfend. Bei den
sachlichen Erklärungen ist es naturgemäß schwer, eine
Grenze zu ziehen. Di Salvo beschränkt sich weitgehend auf
literarische Primärquellen. Das ist hilfreich in Hinblick auf
die Formulierungen des Ausonius. Darüber hinaus sollten aber
ausgewählte Literaturangaben den Benützer bei historischen
oder topographischen Fragen, also bei dem was im Vorwort (7) als
„realtà contemporanea dal punto di vista storico,
socio-economico, ambientale e urbanistico” bezeichnet wird,
weiterhelfen. In dieser Hinsicht bestehen einige Defizite.120
Besonders hilfreich für die weitere Arbeit am Werk des Ausonius
sind die Indices, v.a. der vollständige und mustergültige
Stellenindex.
So
läßt der Kommentar von Di Salvo die „Memorialverse
der Schule” in einem ganz neuen Licht erscheinen. Der lange
unterschätzte Schulmeister und Rhetor aus Bordeaux war nicht
nur, wie Coşkun gezeigt hat, ein Mann, der sich auch im
politischen Geschäft bewährte (was man auch bei der
Beurteilung der Tendenz der Mosella berücksichtigen
sollte), sondern er hatte auch für den Kreis jener spätantiken,
von der alten Kultur geprägten aristokratischen Gesellschaft
eine Botschaft, nämlich die vom Wert dieser Tradition und vom
Glauben an das Imperium
Romanum, mag es auch im Äußeren von immer neuen
Völkern bedroht und im Innern durch die Aufgabe des alten
Götterglaubens erschüttert werden. Er hat seine Botschaft
nicht wie Symmachus oder Praetextatus offensiv vertreten, aber er hat
mit den Mitteln des Literaten es so gesagt, daß es seine
Adressaten verstanden. Daß auch wir wieder diese Botschaft
verstehen, dazu hat Di Salvo einen wichtigen Beitrag geleistet.
6. Parentalia
Dieses
Werk des Ausonius nimmt für Sivan und Coşkun eine
Schlüsselfunktion bei ihren Untersuchungen zur Gens Ausoniana
ein. Es wurde durch die an der Universität Fribourg 1994
vorgelegte, von Margarethe Billerbeck betreute Dissertation von
Massimo Lolli kommentiert. Lolli kündigt im Vorwort eine
sprachliche, stilistische, historische und prosopographische
Kommentierung an (9). Die Introduzione beginnt mit einem kurzen, aber
gut dokumentierten Überblick über Leben und Werk des
Ausonius, wobei allerdings jetzt einige Daten aufgrund der neueren
Froschung so vermutlich nicht bestand haben können (z.B. S. 13
Teilnahme am Alamannenzug bereits 368). Sodann wird die Eigenheit der
in dem Dezennium zwischen 380 und 390 enstandenen Parentalia
besprochen, die im Titel an den alten römischen Ahnenkult
anknüpfen und hier Namen und Taten der verwandten Verstorbenen
der Nachwelt überliefern. Alle Verwandtschaftsgrade von den
Großeltern bis zu den Urenkeln sind vertreten (19–22),
beginnend mit Vater und Mutter und fortgesetzt in einem „certo
gusto per la variatio” (23). In Hinblick auf die Gattung
der Gedichtsammlung zeigt sich zuerst eine thematische und damit
sprachliche Verwandtschaft mit den carmina epigraphica (26ff.).
Im Gegensatz zu den Grabinschriften wird jedoch die jeweilige
Lebensdauer nur umschrieben (28), die Anrede an die Toten ist im
Gegensatz zu den Dedikationsformeln der Sepulkralinschriften stärker
vom Affekt bestimmt und in einem kolloquialen Ton gehalten (29 Anm.
21). In ihrer Art stellen die {\it Parentalia} wie auch andere Werke
des Ausonius etwas Einmaliges in der lateinischen Literatur dar.
Weiterhin gibt die Einleitung einen zusammenfassenden Überblick
über Sprache, Stil und Metrik der Parentalia.
Schließlich wird noch die Überlieferung besprochen, die
allein auf der Handschrift V beruht. Ein Stammbaum der in den
Parentalia genannten Familienmitglieder schließt die
Einleitung ab.121
Der
Text selbst und der kritische Apparat beruhen im wesentlichen auf der
Ausgabe von Green. Die Abweichungen sind S. 41 aufgelistet und im
Kommentar umsichtig besprochen und begründet;122
das gilt auch von anderen textkritischen Problemen.123
Den Text begleitet eine Prosaübersetzung, jeweils gefolgt von
einem Lemmatakommentar. Die Informationen sind von unterschiedlicher
Dichte, wobei die zu Sprache124
und Stil sowie zu den genannten Familienmitgliedern besonders
ausführlich sind. Die Notierung sprachlicher Parallelen
beschränkt sich (warum eigentlich?) nicht selten (in einem
deutlichen Gegensatz zu Mondin und anderen Kommentatoren) auf den
Sprachgebrauch des Ausonius.
Meist
ausreichend sind die Informationen zu den Realia; z.B. zu nenia
S. 53, gradus S. 54, zum Totenritus der Anrufung S. 56, zu
fama pudicitiae S. 69f., zur Laufbahn des Aemilius Magnus
Arborius S. 80, zu gelehrten Frauen S. 104 u.a.125 Wilkommen
sind die ausführlichen Indices, nach Sachgruppen aufgeteilt
Index verborum latinorum, graecorum, nominum, rerum notabilium,
locorum, letzterer offensichtlich aus Platzgründen leider
nicht sehr übersichtlich angeordnet). Insgesamt hat Lolli zu
diesem für die gallische Gesellschaft des 4. Jh. so wichtigen
Werk ein nützliches, auch äußerlich ansprechendes
Hilfsmittel geschaffen, das große philologische Kompetenz
beweist.
7.
Technopaegnion
Dieses
offensichtlich ohne Vorbilder gestaltete „Virtuosenstück
in Hextern, die alle mit einem Monosyllabon enden”
(Liebermann/Schmidt 295), das von Sivan (191 Anm. 13) dem Schulmilieu
zugewiesen, von Green (421) aber in die Trierer Zeit datiert wird,
ist durch Carlo Di Giovine ausführlich kommentiert worden. Das
oben besprochene Problem der Autorenvarianten stellt sich auch für
diese Opusculum, und für Di Giovine war es der Anlaß,
sich mit diesem Werk des Ausonius näher zu beschäftigen,
zumal diesem Werkchen vor Greens Kommentar, wie das
Literaturverzeichnis bei Di Giovine zeigt, nur vereinzelte Beiträge
gewidmet wurden.
Die
Introduzione erörtert zunächst „Caratteristiche
generali del Technopaegnion”, das als ein „Scherzo
d'arte” (27) aus drei Prosa-Praefationen und einer Gruppe
hexametrischer Gedichte besteht. An den Versenden bringt Ausonius
fast alle einsilbigen Wörter der lateinischen Sprache unter, wie
schon Green in seinemn Kommentar S. 583 beobachtet hat. Dadurch
werden nicht zuletzt Stil und Metrik des Werkes beeinflußt.
Ausführlich
ist die handschriftliche Situation besprochen. Die Schrift ist in den
beiden Famlien z und x (s. 1. Teil) überliefert. Die einzelnen
Vertreter dieser beiden Familien werden mit genauen
Literaturhinweisen vorgestellt. Die Frage der doppelten Dedikation
wird – vorsichtig – dahin erörtert, daß es
sich um zwei verschiedene Personen (vermutlich Paulinus von Nola und
Pacatus) handele. Schließlich wird die Frage der Varianten –
ebenfalls mit aller Vorsicht – zugunsten von möglichen
Autorenvarianten beantwortet. Ein Überblick über die
Druckausgaben und Bemerkungen zur vorliegenden Ausgabe beschließen
die gehaltvolle Einleitung. Es folgt der Text mit einem häufig
von Green abweichenden Apparat; eine italienische Übersetzung,
wie sie die meisten anderen Kommentare bieten, fehlt leider. Der
Kommentar hat seinen Schwerpunkt, wie nicht anders zu erwarten, im
grammatisch-lexikographischen Bereich, während sich die
Erklärungen der Realia, mit häufigem Bezug auf RE und
Daremberg-Saglio, auf das nötigste beschränken. Drei
Indices (der genannten Gelehrten, der „monosillabi in clausula”
und „delle parole e delle cose notevoli”; leider fehlt
ein Stellenindex) schließen diesen wichtigen Beitrag zur
Ausoniusforschung ab.
Der
Überblick über die wichtigsten neueren Arbeiten zu Ausonius
hat gezeigt, daß ein Großteil des vielschichtigen Werks
jetzt durch teilweise mustergültige Kommentare erschlossen ist,
wobei gerade die italienische klassische Philologie eine
Spitzenstellung einnimmt. Durch die besprochenen Beiträge ist
ein lange Zeit vernachlässigter Autor wieder ins Zentrum
philologischer und historischer Diskussion gerückt. Verstanden
als Ausdruck der Konvention und Kommunikation innerhalb der
spätantiken Gesellschaft wird man zwar immer wieder nach den
Qualitäten der Opuscula fragen müssen, nach ihren
Intentionen und nach ihrer Rolle im kommunikativen Kontext der
Spätantike, man wird aber nicht mehr einfach von der „gähnenden
Öde und Leere” sprechen, wie es seinerzeit Friedrich Marx
(RE II 2566) getan hat. Daß die Bewertung des Ausonius in das
andere Extrem umzuschlagen scheint, zeigt die Formulierung Kays (24):
„His writings and his politics show the same thing: he is
clever and witty, and has an enquiring mind; he is a mediator and
synthesiser, adaptable and affable, highly literate and competent, a
fascinating and brilliant product of his age.” Wer sich
allerdings von der immer wieder faszinierenden Epoche der Spätantike
angezogen fühlt, wird sich diesem Urteil nur schwer
verschließen.
P. H. Green: The Works of Ausonius, edited with Introduction and
Commentary. Oxford: Clarendon Press 1991. lvi, 780 S. ISBN
0-19-814463-6.
Decimi
Magni Ausonii opera, recognovit brevique annotatione critica
instruxit R. P. H. Green, Oxford: Clarendon Press 1999. 354 S. £
33.50. ISBN 0-19-85039-3.
Einzelausgaben:
Briefe
Decimo
Magno Ausonio: Epistole. Introduzione, testo critico e commento a
cura di Luca Mondin. Venedig: Il Cardo 1995. LXIV, 302 S. ISBN
88-8079-002-1.
David
Amherdt: Ausone et Pauline de Nole: correspondance. Introduction,
texte latin, traduction et notes. Bern u.a.: Peter Lang 2004
(Sapheneia 9). VII, 247 S. ISBN 3-03810-247-8.
Commemoratio
professorum Burdigalensium
D.
Magno Ausonio: Professori a Bordeaux. Commemoratio Professorum
Burdigalensium. Con testo a fronte. A cura di Maria Grazia Bajoni.
Florenz: Casa Ed. le Lettere 1996. 110 S. ISBN 88-7166-208-
Cupido
cruciatus
Decimo
Magno Ausonio: Cupido messo in croce. Introduzione, testo, traduzione
e commento a cura di Alessandro Franzoi. Neapel: Loffredo editore
2002. 143 S. Euro 15. ISBN 88-8096-895-5.
Epigramme
Ausonius,
Epigrams. Text with introduction and commentary by N. M. Kay. London:
Duckworth 2001. 315 S. £ 40. ISBN 0-7156-3105-5.
Mosella
Ausonius: Mosella. Herausgegeben und in metrischer Übersetzung vorgelegt
von Bertold K. Weis. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
1989. XII, 113 S. 1 Karte, 9 Abb. ISBN 3-534-104546- 0.
Ausonio,
Mosella. Introduzione, testo, traduzione c commento a cura di Maria
Elvira Consoli. Congedo 1998.
D.
Magnus Ausonius: Mosella. Mit Texten von Symmachus und Venantius
Fortunatus. Lateinisch/Deutsch. Herausgegeben, übersetzt und
kommentiert von Otto Schönberger. Stuttgart: Reclam 2000 (UB
18027). 111 S. 6 Abb. Euro 2.60. ISBN 3-15-018027-4.
Ausonius:
Mosella, Lateinisch/Deutsch. Herausgegeben, in Blankverse
übersetzt, erläutert und mit einer Einführung
versehen von Paul Dräger. Trier: Paulinus 2001. 160 S. zahlr.
Abb. Euro 15.30. ISBN 3-87760-167-7.
Decimus
Magnus Ausonius: Mosella, Bissula, Briefwechsel mit Paulinus Nolanus.
Herausgegeben und übersetzt von Paul Dräger.
Düsseldorf/Zürich: Artemis & Winkler 2002 (Sammlung
Tusculum). 320 S. 1 Abb. Euro 29.80. ISBN 3-7608-1729-7.
Decimo
Magno Ausonio: Mosella. Introduzione, testo, traduzione e commento a
cura di Alberto Cavarzere. Con una appendice di Luca Mondin su La
data di pubblicazione della Mosella. Amsterdam: Adolf M. Hakkert
2003. 223 S. ISBN 90-256-1177-X.
Decimus
Magnus Ausonius: Mosella, Bissula, Briefwechsel mit Paulinus Nolanus.
Herausgegeben und übersetzt von Paul Dräger.
Düsseldorf/Zürich: Artemis \& Winkler 2004 (Tusculum
Studienausgaben). ISBN 3-7608-1380-1.
Ordo urbium
nobilium
Decimo
Magno Ausonio: Ordo urbium nobilium. Introduzione, testo critico,
traduzione e note di commento a cura di Luca Di Salvo. Neapel:
Loffredo editore 2000. 341 S. Euro 18.10.ISBN 88-8096-721-5.
Partentalia
D. M.
Ausonius, Parentalia. Introduzione, testo, traduzione e commento a
cura di Massimo Lolli. Brüssel: Latomus 1997 (Collection
Latomus 232). 281 S. ISBN 2-87031-172-9.
Technopaegnion
Decimus
Magnus Ausonius, Technopaegnion. Introduzione, testo critico e
commento a cura di Carlo Di Giovine. Bologna: Pàtron 1996. 266
S. ISBN 88-555-2397-X.
Gesamtdarstellungen,
Sammelbände, Überlieferung:
Wolf-Lüder
Liebermann, Peter Lebrecht Schmidt,: Ausonius. In: Reinhart Herzog,
Peter Lebrecht Schmidt (Hrsg.): Restauration und Erneuerung. Die
lateinische Literatur von 284 bis 374 n. Chr. Handbuch der
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Francesco
Della Corte: Storia (e preistoria) del testo ausoniano. Rom:
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Manfred
Joachim Lossau (Hrsg.): Ausonius. Darmstadt: Wissenschaftliche
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Hagith
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Altay
Coşkun: Die gens Ausoniana an der Macht. Untersuchungen zu
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1.
Editionen:
A.
Ruggiero: Paolino di Nola: I carmi. Introduzione, traduzione, note e
indici. Rom 1990.
G.
Santaniello: Paolino di Nola: Le lettere. Testo latino con
introduzione, traduzione italiana, note e indici. 2 Bde. Neapel/Rom
1992.
A.
Ruggiero: Paolino di Nola: I carmi. Testo latino con introduzione,
traduzione italiana, note e indici. 2 Bde. Neapel/Rom
1996.
M.
Skeb: Paulinus von Nola: Epistulae – Briefe. Freiburg 1998.
G.
von Hartel: Sancti Pontii Meropi Paulini Nolani opera. Editio altera
supplementis aucta curante M. Kamptner. CSEL 29/30. Wien 1999.
R.
Kirstein: Paulinus Nolanus, Carmen 17. Basel 2000.
2. Monographien:
M.
Skeb: Christo vivere. Studien zum literarischen Christusbild des
Paulinus von Nola. Bonn 1997.
E.
Trout, Paulinus of Nola: life, letters, and poems. Berkeley u.a.
1999 (Rez. R. Kirstein, BMCRev
2001.10.16)
C. Conybeare: Paulinus Noster. Self and Symbols in the Letters of
Paulinus of Nola. Oxford 2000 (Rez. D. Amherdt, Plekos 3, 2001; J. Ebbeler,BMCRev 2002.05.05).
S.
Mratschek: Der Briefwechsel des Paulinus von Nola. Kommunkation und
soziale Kontakte zwischen christlichen Intellektuellen. Göttingen
2002 (Rez. D. Amherdt,Plekos
5, 2003).
Karthago:
G. Charles-Picard: La Carthage de saint Augustin, 1965; weitere
Literatur zum spätantiken Karthago in: Antike Welt 27, 1996,
458.
Antiochia:
J. Lassus: La ville d'Antioche à l'époque romain
d'après l'archéologie. ANRW II, 8, 1977, 54–102.
Alexandria:
G. Grimm: Alexandria. Die erste Königsstadt der hellenistischen
Welt. Mainz 1998.
Für
das spanische Städtewesen sind jetzt die Bände von
Hispania Antiqua (Mainz: Philipp von Zabern) zu
berücksichtigen; vgl. auch Sabine Panzram, Stadtbild und Elite:
Tarraco, Corduba und Augusta Emerita zwischen Republik und
Spätgantike, Stuttgart 2002, besprochen in
Plekos 7, 2005.
Gut
dokumentiert sind dagegen die italischen Städte Mailand S.
170ff., Capua 183ff.; Aquileia 195ff.
Für
Arles ist jetzt zu ergänzen M. Heijmans: Arles durant
l'antiquité tardive, Rom 2004; weniger empfehlenswert Meike
Droste: Arles, Mainz 2003 (vgl. die kritische Rezension in
Plekos
6, 2004.).
Joachim Gruber, Erlangen
joachim.gruber@nefkom.net