Archäologie in Deutschland. Stuttgart: Theiss. ISSN 0176-8522

Heft 1/2006 (Januar–Februar)

Schwerpunkt des Heftes sind Berichte über neue Forschungen und Funde am Limes. Adreas Thiel gibt in einem kurzen Beitrag Hinweise auf neue Fragestellungen im Zusammenhang mit der aktuellen Limesforschung, die durch die Anerkennung des Limes als Weltkulturerbe einen nachhaltigen Impuls erhalten hat.

C. Sebastian Sommer berichtet unter dem Titel "Geophysik entschlüsselt Bayerns Kastelle" von Untersuchungen v.a. am Kastell Ruffenhofen, das in den letzten Jahren ein besonderes Objekt der archäologischen Forschung in Bayern war. Neue Entdeckungen gab es auch in Künzing, wo Spuren eines offensichtlich nur kurz benützen Amphitheaters gesichert werden konnten, und in Obernburg am Main, wo sich zusammen mit dem Kastell Miltenberg-Altstadt ein regelrechtes Bauprogramm im 2. Drittel des 3. Jahrhunderts abzuzeichnen beginnt.1

Nach Hessen führen die "Beobachtungen an einer Wachtturmstelle" (WP 5/4), die Egon Schallmeyer mitteilt. Frühere Untersuchungen der Reichslimeskommission konnten korrigiert und ergänzt werden; mit Hilfe der Dendrochronologie wurden genauere Datierungen möglich.

Das gilt auch für Palisaden und Pfähle vom Rätischen Limes, die bereits im 19. Jahrhundert freigelegt worden waren und über deren Nachuntersuchung Wolfgang Czysz berichtet ("Hölzerne Zeugen der Zeit"). Die Daten lassen im Zusammenhang mit anderen Funden der Jahre um 165 auf Vorbereitungen zum Markomannenkrieg des Marc Aurel schließen.

Klaus Kortüm stellt die Ausgrabung einer Badeanlage in Osterburken vor, dessen Baubeginn durch die Hozfunde auf das Jahr 164 zu datieren ist. "Die Osterburkener Ergebnisse machen es immer unwahrscheinlicher, dass bereits vor 160 n. Chr. nennenswerte Truppenteile an den neuen Limesabschnitt verlegt worden sind, wie man früher dachte" (S. 35).

Schließlich gibt noch Markus Scholz einen Bericht über die Kastelle Heidenheim und Aalen mit neueren Ergebnissen zur römischen Militärarchitektur ud zum Alltagsleben der Truppe.

In der Rubrik ”Aktuelles aus der Landesarchäologie“ wird über den Fund eines Iuno-Dolichena-Altars in Nördlingen (Vicus Septemiacum) mit einer in die Jahre 205 oder 208 zu datierenden Inschrift berichtet, die den bisher unbekanntn Statthalter Castor(ius) nennt. Ferner wird von Aktivitäten an der Gräberstraße im Vicus Wareswald (Saarland) berichtet.

Heft 2/2006 (März–April)

Da der Schwerpunkt des Heftes das Mittelalter betrifft, sind für die Spätantike lediglich die Berichte aus der Landesarchäologie sowie die Rubrik "Fenster Europa" von Bedeutung. So ist auf der Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz aus römischer Zeit eine Anlage nachgewiesen worden, die bis in das frühe 5. Jh. belegt. war.

Aus der Schweiz werden Beobachtungen am Schnidejoch mitgeteilt. dieer in den letzten Jahrhunderten vergletscherte Übergang vom Berner Oberland ins Rhônetal stellte eine besonders kurze Verbindung nach Italien dar. Durch den Rückgang des Gletschers konnten in den letzten Jahren Funde (römische Schuhnägel) gemacht werden, die beweisen, das der Paß mindestens bis in 3. Jahrhundert benützt wurde.

Eine zu Beginn dieses Jahres in Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte veranstaltete Ausstellung "Histria - Istria - Istrien. Ein archäologisches Juwel in der Adria" gibt Gelegenheit zu einem kurzen Bericht über die Kulturgeschichte Istriens bis zur Einwanderung kroatischer Stämme im 9. Jh.2


Heft 3/2006 (Mai–Juni)
Der thematische Schwerpunkt des Heftes liegt in der Vor- und Frühgeschichte. Für die römische Kaiserzeit von Interesse ist die Aufdeckung einer Badeanlage im Vicus Güglingen (Landkreis Heilbronn), die bis ins 3. Jahrhundert benützt wurde.

Über Zeugnisse der Germaneneinfälle im 3. Jh., besonders den Hortfund von Neupotz,

berichtet der Beitrag "Geraubte Schätze aus dem Rhein". Sie gehören alle zu einem großen germanischen Beutezug der Jahre 259/260. Das Herkunftsgebiet der durch Bagger gehobene Funde erstreckt sich von Aquitanien bis zum Rheinknie.


Heft 4/2006 (Juli–August)
Von besonderem Interesse für die kaiserzeitliche und spätantike Besiedlung des Moseltals ist der Bericht über den römischen Bergtempel auf dem Calmont an der Moselschleife von Bremm. Es handelt sich um einen gallo-römischen Umgangstempel mit einer quadratischen Cella von 4 m Seitenlänge. Das Heiligtum bestand nach ausweis der Funde vom 2. bis zum späten 4. Jh., wobei der Schwerpunkt in spätrömischer Zeit lag. Auf der gegenüberliegenden Moselseite, dem Petersberg, wurde im Bereich der Klosterkirche von Stuben eine spätantike Höhenbefestigung nachgewiesen.


Joachim Gruber, Erlangen
joachim.gruber@nefkom.net


1 Zu Obernburg siehe auch die ausführlicheren Berichte in: Das archäologische Jahr in Bayern 2002, 78-80 und 2004, 97–99.

2 Zum gleichen Thema vgl. die Publikation von Wolfram Letzner: Das römische Pula. Bilder einer Stadt in Istrien. Mainz 2005, besprochen in Plekos 8, 2006, 59-62.


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