Archäologie in Deutschland. Stuttgart: Theiss. ISSN 0176-8522.


Heft 5/2004 (September--Oktober)

Mit Heft 5, dem eigentlichen Jubiläumsheft, wird die Reihe der Hefte zum 20jährigen Bestehen der Zeitschrift fortgesetzt. Der Themenschwerpunkt ist die Entwicklung der Landesarchäologie in den letzten 20 Jahren, wobei gerade den Arbeiten in den neuen Bundesländern besondere Bedeutung zukommt. Einen Einblick in die neueren geophysikalischen Verfahren bietet der Artikel „Forschen ohne Zerstören“ Harald von der Osten). Unter anderem an kaiserzeitlichen Beispielen aus Deutschland (Monumentalbau in Stettfeld, Kreis Karlsruhe; Stabsgebäude und Horreum des Kastells Rainau-Buch; Bäderruine von Badenweiler) werden die Vorteile dieser Methoden auch für den Nichtfachmann sichtbar gemacht. Die Ergebnisse der Forschungen aus der aktuellen Diskussion um die Lokalisierung der Varusschlacht und darüber hinaus über die römischen Lager zwischen Rhein und Elbe, erweitert durch einen Blick auf die seinerzeit aufregende Entdeckung eines Lager in Marktbreit und die in ihrer Bedeutung immer klarer umrissene stadtähnliche Siedlung in Waldgirmes bei Wetzlar (siehe Plekos 6, 2004, Bergstrasse1, Anm. 1) bespricht Siegmar von Schnurbein („Von Drusus bis Varus“); das in Waldgirmes nachgewiesene Augustusstandbild symbolisiert eine Befriedung Germaniens, die „sich als trügersich erwies“ (43), wie es sich gerade an der Geschichte der mittleren und späteren Kaiserzeit zeigte. Erwähnenswert ist außerdem ein Kurzpporträt des bekannten Römisch-Germanischen Museums in Köln, verbunden mit einem Interview des Direktors Hansgerd Hellenkemper über Konzepte der Museumsarbeit.
Für den Bereich der Kaiserzeit und der Spätantike sind wiederum die Nachrichten aus der Landesarchäologie mit wichtigen Informationen über Neufunde und Grabungen von Interesse: Aus Baden-Württemberg ist notierenswert die Entdeckung einer Tempelanlage bei Neuenstadt am Kocher als „Teil einer ca. 25 ha großen, stadtartigen Ansiedlung“, die vermutlich „den lang gesuchten Verwaltungsmittelpunkt für die Provinzgebiete zwischen Limes und Neckar“ darstellt (48).
In Bayern wurde nördlich von Langenerling bei Regensburg ein Reihengräberfeld aus der Zeit um 670/680 entdeckt. Dabei brachte eine Frauenbestattung in einem außergewöhnlich großen Grabhügel Funde zutage, die nicht nur auf einen hohe soziale Stellung der Toten, sondern auch auf deren christlichen Glauben schließen lassen.
Aus dem Paderborner Stadtgebiet liegen jetzt erstmalig Hinweise für eine völkerwanderungszeitliche Besiedlung vor. In einem Grubenhaus des frühen 6. Jh. wurde Reste von Haushaltsgegenstädnen und Waffen gefunden. „Die Menge und Qualität der Importe lässt auf einen sozial höher gestellten Haushalt schließen, dessen Vorstand eine führende Rolle in der Region einnahm“ (58).

Heft 6/2004 (November--Dezember)
Der Themenschwerpunkt des Heftes „Pfeil und Bogen“ hat naturgemäß besonders die Vorgeschichte im Visier, wie auch die übrigen Beiträge zeitlich und regional außerhalb der Spätantike liegen. „Aktuelles aus der Landesarchäologie“ berichtet über den ersten Fund merowingerzeitlicher Bestattungen in Konstanz, der Konsequenzen für die frühe Topographie des Ortes hat. In einer römischen Zivilsiedlung bei Güglingen (Kreis Heilbronn) wurden Trümmer mehrerer großformatiger Steinfiguren geborgen. Es handelt sich um Teile zweier Jupitergigantensäulen und einer knapp lebensgroßen Sandsteinfigur des Hercules. Wahrscheinlich gehörten sie zu einem öffentlichen Heiligtum.
Der seltene Fund eines Läufersteins (catillus) einer pompejanischen Eselsmühle wird aus Andernach, dem antiken Antunnacum, gemeldet. „Solche Kraftmühlen waren ... in Italien ... bis in die Spätantike und sogar noch darüber hinaus in Gebrauch“ (48).
Ein Teil eines römischen Altars des 2./3. Jh. aus dem Bereich der Klosterruine Disibodenberg bei Odernheim an Nahe und Glan beweist ebenso wie der Fund von Terra-Sigillata-Scherben aus dem 4. Jh. am gleichen Ort, daß an der Wirkungsstätte der Hildegard von Bingen eine römische Ansiedlung vorhanden war.

Joachim Gruber, Erlangen
joachim.gruber@nefkom.net


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