Landesamt für Denkmalpflege Hessen: Kulturdenkmäler in Hessen. Dieter Griesbach-Maisant (Hrsg.): Kreis Bergstraße I. Die Städte Bensheim, Heppenheim und Zwingenberg. Stuttgart: Theiss 2004. 896 S., ca. 3000 teils farbige Abb., Euro 69,90. ISBN 3-8062-1905-2 Reinhold Schneider, Martina Weienmayer (Hrsg.): Stadt Wetzlar. Stuttgart: Theiss 2004. 484 S., ca. 1400 teils farbige Abb., Euro 44. ISBN 3-8062-1900-1
Von den beiden Neuerscheinungen der
Reihe „Kulturdenkmäler in Hessen“ ist der Band „Bergstraße I“ auch für die
Spätantike und den Übergang zum Mittelalter von einigem Interesse,
während für Wetzlar römische Reste fehlen.1 Erst für das 7.
Jahrhundert sind im späteren Stadtgebiet fränkische Siedlungen
nachweisbar und die Flurnamen Hofstatt und Silhofen lassen die
Existenz eines fränkischen Konigshofes vermuten. 897 wurde im
ältesten Kern der späteren Stadt die Salvatorkirche geweiht (S. 12).
Dagegen deckt der Band „Bergstraße I“ ein Gebiet ab, das seit der
Einrichtung der Provinz Germania inferior intensiv römisch und später
alamannisch besiedelt war und in dem sich daher noch einige Spuren,
auch aus der Spätantike, finden. Vermutlich in trajanischer Zeit
wurde die Nord-Süd-Fernverbindung zwischen der Rheinebene und dem
westlichen Abhang des Mittelgebirges als Heerstraße im Hinterland des
Limes ausgebaut. Etwa 1,50 m. unter dem heutigen Niveau finden sich
in Bensheim und Heppenheim Pflasterspuren (S. 17). Die Bezeichnung
als strata/platea montana ist dagegen erst frühmittelalterlich.
Unter den behandelten Orten ist in Heppenheim die kaiserzeitliche
Besiedlung am deutlichsten greifbar. Bereits um 1900 wurden
nordöstlich und südöstlich der heutigen Stadt zwei Villenanlagen
entdeckt. Merowingisch-fränkische Reihengraber des 7./8. Jahrhunderts
bezeugen die Neubesiedlung in dieser Zeit (S. 517) mit einer
fränkischen Fliehburganlage an der Stelle des heutigen „Großen Marktes“
und der Pfarrkirche St. Peter (S. 641) ebenso wie Hofanlagen im
Ortsteil Mittershausen mit einer planmäßigen Anlage zwischen 750 und
800 (S. 764). Eine weitere römische Villa rustica wurde mit Hilfe der
Luftbildarchäolgie 1982 in Zwingenberg entdeckt (S. 815).
Bensheims Gründung
ist erst für die fränkische Siedlungsphase um 500 n. Chr. gesichert
(61), während der heutige Ortsteil Auerbach, urkundlich zuerst 784
erwähnt, bereits römische Siedlungsspuren aufweist und sich östlich
davon im Hochstädter Tal im heute stillgelegten Marmorsteinbruch
römische Abbauspuren finden (S. 297). Allerdings vermißt man dazu wie
auch zu den anderen erwähnten antiken Funden genauere dokumentarische
und bibliographische Belege.
Joachim Gruber, Erlangen
joachim.gruber@nefkom.net
1 Die in augusteische Zeit zu datierenden Lager in Waldgirmes und Dorlar liegen nur knapp außerhalb der heutigen Stadtgrenze. Vgl. dazu z. B. Gabriele Rasbach, Armin Becker: Neue Forschungsergebnisse der Grabungen in Lahnau- Waldgirmes in Hessen, in: Ludwig Wamser (Hrsg.): Die Römer zwischen Alpen und Nordmeer. Zivilisatorisches Erbe einer europäischen Militärmacht. Mainz 2000, 38-40; Armin Becker: Eine römische Stadt an der Lahn? Die Ausgrabungen in Lahnau-Waldgirmes. Antike Welt 31, 2000, 601-606. Der Limes verläuft etwa 15 km südöstlich von Waldgirmes.