H. R. Sennhauser (Hrsg.): Frühe Kirchen im östlichen Alpengebiet. Von der Spätantike bis in ottonische Zeit. Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse. Abhandlungen, Neue Folge 123. München 2003. 2 Bde., 995 S., zahlreiche Abb., Pläne u. Karten, Euro 132,25. ISSN 0005-710-X, ISBN 3- 7696-0118-1.

In zwei Bänden mit insgesamt 995 Seiten, zahlreichen Abbildungen und Plänen erschien das lang erwartete Werk unter Mitarbeit facheinschlägiger Autorinnen und Autoren unter Berücksichtigung archäologischer, historischer und siedlungsgeschichtlicher Aspekte.

Die Aufnahme der Sakralbauten zeigt typologische und formale Unterschiede zwischen westlichem und östlichem Alpengebiet. Die Grenze deckt sich, was nicht überrascht, mit dem Westrand der Raetia prima und damit etwa der Ostgrenze des alten Bistums Chur.

Das Kerngebiet, dargestellt in Band 1 (= Teil 1), umfasst die Diözese Chur mit „nördlich und südlich angrenzenden Landschaften“, weiters Tirol und Vorarlberg, Südtirol und schließlich das Trentino. Hiezu gibt es Kataloge A-D, in denen die Bauten aufgelistet und zeichnerisch dargestellt werden. Zusätzlich sind Teile der Ausstattung abgebildet und zugehörige Gräberfelder angeführt. In Band 2 (Teil 2 bis Teil 5) werden Kärnten/Osttirol, Salzburg, Altbayern, Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland, Friaul und Slowenien behandelt.

Auch wenn unter den Hinweisen bezüglich Teil 1 für den Benutzer (4) die Maßstäbe mit 1:400 (Katalogpläne) und 1:100 (steingerechte Grundlagenpläne, die allerdings manchmal fehlen) angegeben sind, verwirren gelegentlich abweichende Maßstäbe und, dieselbe Baulichkeit betreffend, voneinander abweichende Orientierungen der Katalog- und Grundlagenpläne (z. B. Bendern-Gamprin, A7; Busskirch, A15). Letzteres kommt häufig vor, liegt aber in der Notwendigkeit des Platzsparens begründet.

Band 1 zeichnet sich sonst durch eine anschauliche Gliederung aus: Zu jeder Region gibt es eine Übersicht mit anschließendem Katalog, worin die jeweiligen Gemeinden mit ihrer Kirche oder ihren Kirchen alphabetisch mit oben genannten Plänen und Bauaufnahmen angeordnet sind.

Die Diözese Chur und Umgebung (H. R. Sennhauser) umfasst Ost- und Südschweiz (9).

Im Katalog A (43-211) wurden 125 Kirchen mit ihren Bauphasen aufgenommen. Die Typologie zeigt vier vorherrschende Typen:

Kirchen mit rechteckigem Grundriss/Rechtecksaalkirchen, in die, laut Verfasser, eine Apsis, eine sog. Binnenapsis, hineingestellt sein kann, wobei zwei der drei angeführten Beispiele zu hinterfragen sind (Zillis, A120: Altgrabung, um 500 datiert, eher eine Priesterbank; Mistail, A65.2: frühmittelalterlich, eher eine Priesterbank). Ein rechteckiger Grundriss ergibt sich auch aus einer (oder mehreren) an die Rückwand angesetzten und mit ihr vermauerten Apsis (Apsiden), die Rezensentin würde derartige Bauten allerdings als eigenen Typus bezeichnen. Chronologisch sind diese rechteckigen Sakralbauten schwer einzuordnen, sie treten ab dem 5. Jh. bis in das 11. Jh. auf.

Einschiffige Kirchen mit Apsis ohne Einzug sind ab dem 5. Jh. belegt, vorwiegend für das erste Jahrtausend, der zweischiffige Typus ist darunter subsumiert.

Die Saalkirchen mit eingezogener Apsis, darunter auch mit sekundär angesetzter Apsis, finden sich im „stärker romanisierten Gebiet der Schweiz“ und gehören zum Grundstock des Typenbestandes. Auf den vier Verbreitungskarten (Abb. 2-5) sind sie der am zahlreichsten vertretene Typ.

Einen weiteren grundsätzlichen Typus stellen besonders südlich und westlich des Bodensees – dort fehlen die Saalkirchen mit eingezogener Apsis – Saalkirchen mit eingezogenem Rechteckchor dar. Sie gehören zu den ‚Neubauten’ merowingischer oder karolingischer Zeit. In Graubünden kommen sie nicht vor, im Tessin stehen sie in Kontext mit Oberitalien. Dieser Rechteckchor kann sowohl beinahe quadratisch als auch querrechteckig sein.

Auf die summarische Typologisierung folgen Überlegungen unter anderem zum Aufgehenden, der Konstruktion von Decken und Dachstühlen und der Form der Apsiden.

Etwas schmäler präsentieren sich Einführung und Katalog (B1-B41) von Tirol und Vorarlberg (W. Sydow, 223-271). Einer Kirche des wahrscheinlich 5. Jhs. in Vorarlberg (Nenzing, B22) stehen nach derzeitigem Forschungsstand sechs frühchristlichen Kirchenbauten in Tirol gegenüber. Diese Kirchen des Inntales bestanden laut Verfasser bis in die Zeit um 700, erst mit der zweiten Missionierung entstehen zahlreiche kleine Kirchen, darunter Holzbauten (gesichert nur Stams, B30) die zumeist im 11. Jh. einen Neubau in Stein erfuhren. Auch hier ist bei den frühmittelalterlichen Kirchen ab dem 8. Jh. der Bautypus mit Rechteckchor signifikant.

Für Südtirol (H. Nothdurfter, 273-355) sind 28 Objekte angeführt, wobei zum Teil winzige oder sehr summarische Pläne den Einblick in mehrere Bauphasen erschweren. Die frühchristlichen Kirchen in militärischen Anlagen (Grenze zu Rätien, etwa Castelfeder in Montan, C18) und Zivilsiedlungen setzen früh um die Zeit um 400 ein (beispielsweise Dom von Bozen, C1; Pfarrkirche von St. Lorenzen/Sebatum, C23). Ob seiner atemberaubenden Lage begeistert noch heute der alte Bischofsitz von Säben (C8 Klausen) im Eisacktal mit der Kirche „im Weinberg“ (C8.1, ab der späteren 2. Hälfte des 4. Jhs., dreiphasig, zuletzt als Dreiapsidenbau, bis Mitte 8. Jh.), der frühmittelalterlichen Marienkapelle (C8.2) und der Doppelkirchenanlage Hl. Kreuz (ab dem 5. Jh. , Phase II 8. Jh.). Leider sind bis heute die Grabungen nicht in ausreichendem Maße monographisch publiziert. Dass auch zu den prominenten Kirchen St. Benedikt in Mals (C17) und St. Prokulus in Naturns (C20) keine informativen Grabungspläne publiziert wurden, ist sehr bedauerlich.

Das Trentino (G. Ciurletti, 357-401) zeigt 17 frühe Sakralbauten „dalla prima affermazione del cristianesimo al X secolo“. Trento selbst wartet naturgemäß mit einer größeren Anzahl an frühen und repräsentativen Kirchenbauten auf: die Bischofskirche Sta. Maria Maggiore (D16.1, 1. Phase beginnendes 6. Jh.); S. Vigilio (D16.2, 6. Jh. an der Stelle des Grabes des hl. Vigilius im frühen 5. Jh.); die Kirche auf dem Hügel Dos Trento (D16.3) im NO der Stadt, deren erste Bauphase vom späten 5. Jh. bis ins spätere 6. Jh. nach unterschiedlicher Forschungsmeinung datiert wird, Phase 2 gehört dem 9. bis 10. Jh. an; zuletzt die frühmittelalterliche (?) Kirche S. Lorenzo (D16.4).


Band 2 (Teile 2 bis 5): Im Gegensatz zu Band 1 gibt es zu „Benachbarte Landschaften“ (Teil 2) Kärnten/Osttirol, Salzburg, Altbayern, Alpenvorland (Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland), Friaul und Slowenien keine direkt an Einführungen angeschlossenen Kataloge. Dafür reihen sich an diese angesprochenen Gebiete Teil 3: Beiträge zu einzelnen Bauten; Teil 4: Historische, kunstgeschichtliche und kunsthistorische Aspekte; Teil 5: Typen, Formen und Tendenzen. Die Verwirrung beginnt beim Lesenden, wenn er in Teil 3 anstatt erwartungsgemäß in Teil 2 Kirchenbeispiele aus verschiedenen Gebieten vorfindet. Ein Beispiel: In Teil 2, unter Kärnten/Osttirol, werden von F. Glaser die Kirchen von Teurnia, Hemmaberg, Duel und Hoischhügel in Wort und Bild vorgeführt – mit Beispielen aus Ravenna und von der Insel Krk –, in Teil 3 dann die Kirchen von Mautern, Lorch (Nieder- und Oberösterreich) und Aguntum und Lavant (Osttirol), die man in Teil 2 erwartet hätte. Hemmaberg und Teurnia tauchen in Teil 4 unter anderem Aspekt (F. Glaser, Frühchristliche Kirchenbauten an Bischofssitzen, in Pilgerheiligtümern und in befestigten Höhensiedlungen, 865 – 880) wieder auf. Für den nicht facheinschlägig Gebildeten mag dieser Umstand doch seine Schwierigkeiten bringen. Zudem finden einige Kirchen des besprochenen Gebietes, abgesehen von einer Abbildung „Grundrisse der frühchristlichen Kirchen Norikums“ (415, Abb. 2), etwa die zwei Kirchen vom Duel (das sog. Pfarrhaus weist nach Meinung der Rez. ähnliche Interpretationsschwierigkeiten auf wie das Gebäude mit. Baptisterium in Ljubljana, 582, 584 mit Abb. 4) keine ausreichende Darstellung. In Teil 3 beschäftigen sich wiederum Beiträge mit Kirchenbauten, die schon in Band 1 dargestellt sind. Die einzelnen Beiträge sind ausgezeichnet und informativ, es sind auch keine Redundanzen zu beklagen, sondern nur der auch dem Benutzer aus dem Fach erschwerte Umgang mit Kontexten.

Gerade die Armut an frühchristlichen Sakralbauten im Land Salzburg lässt besonders schmerzlich eine eingehende Aufarbeitung der archäologischen Grabungen auf dem Georgenberg bei Kuchl (439 f., 452 f.) in den frühen 60er Jahren des 20. Jhs. und des daraus gewonnen Fundmaterials vermissen. Die zeichnerische Rekonstruktion der in der Vita des hl. Severin genannten Kirche (440, Abb. 1) um 400 von H. R. Sennhauser scheint aufgrund der spärlich überlieferten Grabungsbefunde wenn nicht gewagt, so doch recht ungesichert.

.

Auf die eher geringen spätantiken Zeugnisse von Kirchenbauten in Altbayern (= Ober- und Niederbayern und Oberpfalz, S. Codreanu-Windauer, 457-499) wird aufgrund fehlender neuer Ergebnisse nur verwiesen. Umso reichhaltiger ist die Darstellung der frühmittelalterlichen Sakralbauten ab dem 7. Jh. So sind sowohl „christliche Nutzungen“ römerzeitlicher Gebäude nachgewiesen (458 ff.) als auch häufig Holzkirchen. Das sind Friedhofskapellen „in der traditionellen germanischen Bauweise in Holz“ (460) des 7./frühen 8. Jhs. (Grundrisse von acht Pfostenbauten 461, Abb. 3): rechteckige Bauten aus sechs Pfosten; Saalkirchen mit Rechteckchor; Bau mit im Grundriss apsidalem, im Aufgehenden polygonalem Abschluss; letztlich der Sakralbau von Aschheim (Lkr. München, 463), ein rechteckiger Bau bestehend aus dreiseitig doppelten engeren Pfostenreihen, der erstaunlicherweise als dreischiffig gedeutet wird und der sehr früh, aus der Zeit um 600 stammt (463). Auch Ortskirchen in Pfosten-Bauweise, die bis in das 11. Jh. gepflogen wurde, zeigen ähnliche Grundrisse (463-468, 469, Abb. 7, 8). Die vorromanischen Steinbauten (ab 700) gliedern sich von Friedhofskapellen über Klosterkirchen bis zu Bischofskirchen und Pfalzkapellen (468-485).

Das eher große Gebiet von Oberösterreich, Niederösterreich und Burgenland (M. Kaltenegger, 487-499) weist insgesamt nur 17 bauliche Komplexe auf, die nach einer Einführung in einem Katalog je nach Befundlage ausführlicher oder knapper behandelt werden. Abgesehen von dem sehr unklaren (frühchristlichen) Befund von St. Georg am Georgenberg/Micheldorf, OÖ (489 f.) setzen die Sakralbauten im 8. – 10. Jh. ein, darunter hölzerne Pfostenbauten und die Befunde aus dem ehemaligen Stift Mondsee. Das einzige Beispiel aus dem Burgenland ist ein frühmittelalterliches (?) Sakralgebäude zunächst der römerzeitlichen Villa von Bruckneudorf (492 f.).

Völlig anders stellt sich die Situation in der ungleich kleineren, von Kult(ur)-Traditionen geprägten Region Friaul (L. Villa, 501-579) am Nordostrand Italiens dar. Leider fehlen steingerechte Pläne. Den frühchristlichen Bauphasen der Kirchen, des Baptisteriums und des Bischofspalastes in Aquileia wird der ihnen gebührende Platz in einer ausgezeichneten Übersicht zugemessen (bei der etwas zerstreuten Publikationslage sehr schätzenswert), worauf im Anschluss naturgemäß die Kirchen von Grado besprochen werden. Abgesehen von der arianischen Basilica mit Baptisterium auf der Piazza della Corte stehen die Bischofskirche Sta. Eufemia mit Baptisterium und Sta. Maria delle Grazie nach einer Reihe von Rückführungen letztlich in einem antiken Erscheinungsbild, mehr noch als die Basilika von Aquileia. Diese Kirchen haben die Entwicklung mediterraner Kirchen geprägt (517 f.). So hatte jede größere und kleinere antike Stadt (Triest, Cividale, Concordia, Zuglio) ihre (Bischofs)Kirche(n), aber auch manche kleinere Ortschaft, wie etwa S. Canzian d’Isonzo, dessen Kirche von innen zu besichtigen der Rezensentin trotz mehrmaliger Versuche nicht gelungen ist. Angeführt sind auch verschiedene Apsis-Formen oder einfache rechteckige Saalkirchen, zu denen auch die Basilica von Invillino am Colle di Zuca gehört. Den Ausnahmefall stellt die Kirche der hl. Gervasius und Protasius in Nimis dar, die im Osten einen Rechteckchor aufweist. Sie wäre die einzige dergestaltige Kirche des 6. Jhs. in Friaul, die im 8. und 9. Jh. eine weitere zweifelsfreie Bauphase aufweist. Im Weiteren werden die frühmittelalterlichen Kirchen des 7. bis 10. Jhs. geschildert, denen ebenfalls die späteren Ausbaustufen von Aquileia und Concordia zuzurechenen sind. Unter die wenigen weiteren Beispiele fällt etwa die karolingische Danielskirche im Kastell von San Daniele.

Slowenien (S. Ciglenečki, 581-595) gehört wie Kärnten zu den reichen Fundstätten frühchristlicher Sakralbauten. Abgesehen von Celje befinden sich diese in Höhensiedlungen. Sie liegen einerseits schon in ‚Italien’, bezeichnen andererseits mit den Kärntner Höhensiedlungen den Südrand von Noricum mediterraneum. Die Publikationslage zu den slowenischen Befunden ist sehr gut, daher auch die beabsichtigte eher knappe Schilderung der bekannten Objekte. Nach wie vor ungeklärt erscheint der Befund früher (frühes 5. Jh.) Kirchen in Ljubljana, auch die Kirche in Kranj (vor dem 7. Jh.) lässt einige Fragen offen. Der Verfasser lässt sich nicht weiter auf die Funktion der Doppelkirchenanlagen ein. Das ausgehende 6. Jh. überleben die meisten Kirchen wie (Höhen)Siedlungen nicht. Vielleicht sollte an dieser Stelle angeregt werden, darüber nachzudenken, warum eine so große Region wie die Steiermark, die in der Spätantike sowohl Teil von Noricum mediterraneum als auch von Noricum ripense war, keinerlei frühchristliche Kirchenbauten aufweist.

In Teil 3 befinden sich „Beiträge zu einzelnen Bauten“ (601-787), die zum Teil schon in den Katalogen des 1. Teiles im 1. Bandes angeführt sind, und welche die Rez. lieber dort subsumiert gesehen hätte, obwohl sie teils von anderen VerfasserInnen stammen. Dafür werden zum Teil bessere Pläne gezeigt. Hierin sind auch die oben erwähnten „Beispiele frühchristlicher Kirchen an der Donau und an der Drau“ (F. Glaser, 623-636) angeführt, die in Teil 2 bessere (=verständlichere) Aufnahme gefunden hätten. In den verschiedenen Beiträgen wird etwa die noch laufende Kirchen-Grabung südlich neben Schloss Tirol vorgestellt (G. Bombonato, L. Dal Ri, C. Marzoli, 607-610), wobei die ersten beiden Bauphasen (römerzeitlich und spätantik?) nicht datiert werden können, dafür aber die Gräber im inneren der Kirche der Phase 3 (7., 8. Jh.). Der Dreiapsiden-Bau (4. Phase) datiert lediglich mittels einer Radiocarbondatierung eines Skelettes aus einem Grab in der schon abgetragenen Narthexmauer in das frühe 11. Jh.

Der Artikel über die Pfarrkirche in „Mels, St. Peter und Paul (A59)“ (I. Grüninger, 637-641) zeigt einerseits deutlich bessere Pläne als der Katalogteil, anderseits, damit einhergehend, andere den einzelnen Phasen zugewiesene Grundrisse.

Die Untersuchungen zu „Trient – Basilika San Vigilio (D 16.2)“ (G. Seebach, 673-690) liefern einen tieferen Einblick in die Baugeschichte der frühen (spätes 4./frühes 5. Jh.) Basilika, deren antike Vorgängerbauten und folgende Bauphasen aber auch deren Parallelen.

Es folgen noch zahlreiche, zum Teil sehr aufschlussreiche, aber den Aufbau des Gesamtwerkes eigentlich sprengende Beiträge, bevor man zu Teil 4 gelangt: „Historische, kulturgeschichtliche und kunsthistorische Aspekte“ (793-913). Darunter befinden sich beispielsweise „Christentum und Kirche im Ostalpenraum im ersten Jahrtausend“ (J. Ackermann, S. Grüninger, 793-816), „Die frühen Kirchenbauten im Rahmen der Siedlungsgeschichte Nordtirols“ (I. Heitmeier, 817-830), bis man sich plötzlich in sehr verdienstvollen, aber schwerlich in diese Publikation passenden Artikeln über verschiedene Keramikgattungen findet: „Zur Charakterisierung des spätantiken Keramikspektrums im Ostalpenraum“ (S. Ladstätter, 831-857) und „Keramikgefässe als historisches Zeugnis: Ein Beispiel“ (K. Roth-Rubi, 859-864). Dann geht es wieder weiter mit frühchristlichen Kirchen (F. Glaser, 865-880, Teurnia, Hemmaberg, Emona etc.), frühen Eigenkirchen (K. Karpf, 881-898) und der Außengestaltung von Sakralbauten in den Schweizer Alpen (H. R. Sennhauser, 899-913).

Somit gelangt man zu Teil 5: „Typen, Formen und Tendenzen im frühen Kirchenbau des östlichen Alpengebietes: Versuch einer Übersicht“ (H. R. Sennhauser, 919 - 980). Der Verfasser beschäftigt sich mit Kirchentypen, deren Abgrenzung und Ableitung voneinander, chronologischer und regional unterschiedlicher oder paralleler Entwicklung, deren Topographie, Ausstattung und Forschungsgeschichte. Wenn man auch im Detail manchen Überlegungen des Verfasser bei den Vergleichen verschiedenster geographisch und zeitlich, manchmal auch formal divergierender Bauten, d. h. im Besonderen bei den Vergleichen von deren Grundrissen, nicht zu folgen vermag oder dessen Meinung aus einer Vielzahl zitierter Meinungen nicht erkennt, hat man mit großem Gewinn dieses letzte Kapitel gelesen. Rein typologische Datierungen sind dennoch ohne beispielsweise datierende Kleinfunde oder naturwissenschaftliche Untersuchungen zu hinterfragen.

Der Herausgeber hat die (wenigen) Schwächen des Werkes durchaus selbst gesehen, wie die Einführung deutlich macht. Der Rezensentin, die sich mit Freude der Ehre, dieses große Werk zu besprechen unterzogen hat, ist bewusst, wie leicht ein so großes Werk zu kritisieren, wie schwierig, es zu erstellen ist. Dieses opus magnum wird wohl lange seine Gültigkeit behalten, auch wenn laufend neue Erkenntnisse (etwa bei der neuen Grabung in der Klosterkirche von Wilten in Innsbruck, nach J. Pöll [Fundberichte aus Österreich 44, 2005, 61 f.] mit Abstand der größte Sakralbau Nordtirols aus dem 5./ 6. Jh.) hinzukommen.

Ulla Steinklauber, Graz
ulla.steinklauber@museum-joanneum.at


PDF-Version ¦ ¦ Inhalt Plekos 8,2006 HTML ¦ ¦ Inhalt Plekos 8,2006 PDF ¦ ¦ Startseite Plekos