Dirk Erkelenz: Optimo Praesidi. Untersuchungen zu den Ehrenmonumenten für Amtsträger der römischen Provinzen in Republik und Kaiserzeit. Bonn: Dr. Rudolf Habelt 2003 (Antiquitas Reihe 1 Band 52). 395 S. ISBN 3-7749-3221-2.

Dirk Erkelenz behandelt in der vorliegenden Monographie – der überarbeiteten und gekürzten Fassung seiner Kölner Dissertation - die Ehrenmonumente römischer Amtsträger in den Provinzen, die er mit dem Anspruch auf Vollständigkeit erfaßt und nach verschiedenen Gesichtspunkten auswertet. Mit der hier erstmalig vorgenommenen systematischen Aufarbeitung dieser Dedikationsinschriften wird somit ein Beitrag zur Erforschung der römischen Provinzialadministration und der Beziehungen zwischen Provinzialen und Amtsträgern geliefert.1 Der untersuchte Zeitraum reicht dabei von der Republik bis zum Ende des Prinzipats, behandelt werden alle Stiftungsinschriften von einfachen Büsten bis hin zu Reiter- und Gespanndenkmälern. Im Mittelpunkt steht die Identifizierung der Stifter und der Geehrten, Anlaß und Form sowie der reale Vorgang der Ehrungen.

Das Werk gliedert sich im wesentlichen in zwei Hauptteile, wobei der zweite Teil (S. 235-330) die der Untersuchung zugrundeliegenden 1346 Inschriften in ihrer provinzialen Zugehörigkeit aufführt und – nach verschiedenen Kriterien geordnet – leicht zugänglich macht. Zwei Appendices bieten darüber hinaus eine Übersicht über die Erwähnungen von Ehrenmonumenten und –inschriften in den literarischen, numismatischen und papyrologischen Quellen sowie eine Aufstellung der bekannten Ehrenmonumente, die noch vor der Konstituierung einer Provinz für römische Amtsträger errichtet wurden.

Der erste Teil der Untersuchung ist dagegen der Systematisierung und Analyse gewidmet. Zunächst wird in einer allgemeinen Einleitung und dem Kapitel „Befund und Überlieferung“ (S. 14-37) eine Übersicht über das erhaltene Material und die regionale und chronologische Verteilung gegeben sowie die Auswahl der in dieser Arbeit behandelten Inschriften erläutert. In Kapitel 3 (S. 38-77) werden schließlich die beteiligten Personen, d.h. die Geehrten und die Stifter, untersucht, wobei die quantitative Auswertung der Quellen im Mittelpunkt steht. Daß hier die Provinzstatthalter die größte Gruppe unter den Geehrten stellen, verwundert kaum; unter den Stiftern treten die civitates gegenüber den Ehrungen durch untergeordnetes Personal, Einzelpersonen und weitere Gruppen hervor.2

Das folgende Kapitel 4 (S. 78-171) befaßt sich mit den Ehrenmonumenten selbst. Die Dominanz der griechischen Inschriften gegenüber denen in lateinischer Sprache entspricht hier ihrer Provenienz. Dabei können die lateinischen Inschriften aus den östlichen Provinzen von Erkelenz auf die wachsende Rolle und Präsenz insbesondere des Militärs auch in diesen Provinzen zurückgeführt werden, allein Asia blieb von dieser Entwicklung unberührt (S. 79). Weniger ergiebig muß aufgrund der Beschränktheit des Quellenmaterials die Beschreibung und Zuordnung der verschiedenen Typen der Ehrenstatuen ausfallen, sind diese doch in der Regel nur aus der Form des Postamentes, in selteneren Fällen auch aus der Inschrift zu erschließen. Die Unterschiede in Material, Größe und Form zeigen die ganze Breite der Möglichkeiten einer Ehrung, ohne daß Normierungstendenzen festzustellen sind. Zwar orientierte sich die Größe und Pracht eines Ehrenmonumentes am Rang des Geehrten, doch kann Erkelenz insbesondere die regionalen Unterschiede aufzeigen, die verallgemeinernde Aussagen unmöglich machen. Die Analyse der Aufstellungsorte zeigt wiederum ein deutliches Übergewicht in den jeweiligen Amtsprovinzen der Geehrten; in ihren Herkunftsorten oder gar anderen Regionen und Plätzen sind Ehrenmonumente weit seltener belegt. Zudem kann Erkelenz überzeugend darlegen, daß es zwar keine eindeutigen Festlegungen etwa für das Verhältnis und die Abstufungen zwischen den Ehrungen für das Kaiserhaus und jenen für untergeordnete Amtsträger gab, im jeweiligen konkreten Kontext aber die Rangfolge eindeutig erkennbar blieb.

Kapitel 5 untersucht schließlich unter dem Titel „Das konkrete Verfahren“ nicht nur Anlaß und Ursache der Stiftungen, sondern auch deren Kosten und die Wahl des Zeitpunktes für ihre Aufstellung (S. 172-224). Erkelenz hebt hier hervor, daß nur ein geringer Teil der bearbeiteten Inschriften eine tatsächliche Begründung der Ehrung angibt, meist fehlen solche Erklärungen vollständig oder sind überaus allgemein gehalten. Dennoch vertritt er die These, als Anlaß für die Errichtung eines Ehrenmonumentes sei in der Regel ein konkretes beneficium des jeweiligen Amtsträgers anzunehmen. Aus den Inschriften selbst läßt sich dieser Schluß freilich nicht begründen. Zudem widersprechen die bekannten Passagen aus der Rede des Dion Chrysostomos an die Rhodier3 dieser Vermutung, auch wenn Erkelenz diese mit dem Hinweis auf die persönliche Situation Dions und den lokalen Einzelfall Rhodos zu entkräften versucht (S. 174-177).4 Mit der Kaiserzeit findet schließlich auch der faktisch zunehmend begrenzte Handlungsspielraum der Statthalter in der zurückgehenden Zahl der Ehrungen seinen Ausdruck, so daß hier die Auswirkungen des Wandels von der Republik zum Prinzipat deutlich werden. Als schwierig erweist sich schließlich denn auch die nur vage zu treffende zeitliche Festlegung der Ehrungen, die in der Regel während oder am Ende der Amtszeit, nur in Ausnahmefällen noch längere Zeit nach dem Ende der entsprechenden Tätigkeit gestiftet wurden. Daß auch die Geehrten selbst in diesen Prozeß involviert waren, ist zweifellos anzunehmen, wenn auch nicht nachweisbar.

Daß der historische Aussagegehalt der untersuchten Inschriften eher beschränkt ist, liegt im Charakter dieser Quellengattung selbst begründet. So ist auf der Basis der Inschriften kaum zu beurteilen, ob diese als Zeugnisse einer realen Ehrerbietung bzw. eines ernsthaften Dankes zu werten sind oder eben doch nur aus einem rituellen Pflichtgefühl entstanden. Erkelenz ist sich dieser Deutungsschwierigkeiten durchaus bewußt und bleibt in seiner Argumentation ebenso wie in der weiterführenden Interpretation und dem Ausblick entsprechend vorsichtig. Unverständlich bleibt jedoch in diesem Zusammenhang die weitgehende Aussparung der literarischen Quellen, die – wie etwa die Reden gegen Verres des Cicero – durchaus Aufschluß über die Hintergründe und den gesellschaftlichen Kontext sowie die zeitgenössische Rezeption der Ehrungen liefern, im analytischen Teil aber von Erkelenz nur vereinzelt herangezogen werden. Die Begründung, diese im Anhang aufgeführten Passagen verzerrten das durch die epigraphischen Zeugnisse gezeigte Bild (S. 2 mit Anmerkung 3), kann zumindest im Zusammenhang einer historischen Analyse kaum überzeugen. Die sukzessive Machtkonzentration auf den Princeps hat dagegen auch in den behandelten Inschriften einen deutlichen Niederschlag gefunden, die sich ausdifferenzierende Verwaltung und die Verstärkung des Militärs zeigen sich u.a. in der wachsenden Zahl an Ehrungen von Untergebenen für ihre Vorgesetzten (vgl. v.a. S. 68-73).

Dirk Erkelenz hat mit der vorliegenden Monographie eine bisher häufig vernachlässigte Quellengruppe systematisch und überzeugend aufgearbeitet und für die weitere Forschung nutzbar gemacht, die Arbeit ist damit zweifellos als Gewinn für die Erforschung der römischen Verwaltungs- und Provinzialgeschichte zu werten. Eine Bibliographie sowie ein umfangreiches und gut nutzbares Register schließen das Werk ab.

Julia Wilker, Berlin
Julia.Wilker@web.de

1 Begrenzter wurde das Thema der provinzialen Ehrungen jüngst auch behandelt u.a. von Olli Salomies, Honorific Inscriptions for Roman Senators in the Greek East during the Empire, in: Ders. (Hrsg.), The Greek East in Roman Context, Helsinki 2001, S. 141-187. Eckhard Meyer-Zwiffelhoffer, Politikos Archein. Zum Regierungsstil der senatorischen Statthalter in den kaiserzeitlichen griechischen Provinzen, Stuttgart 2002 [besprochen in Plekos 5, 2003, 201-204], insbesondere S. 187-222.

2 Als nicht zwingend, wenn auch naheliegend, erscheint allerdings die bereits auf S. 9 vorgenommene Einordnung von Ehreninschriften ohne erhaltene Stifternennung in die Gruppe der Ehrungen durch provinziale Stifter.

3 Vgl. insbesondere Dion. or. 31,26. 43. 75. 105. 112. Dion kritisiert an diesen Stellen die immense und schnell wachsende Zahl der Ehrungen insbesondere für römische Amtsträger, zu denen sich die Rhodier auch ohne konkreten Anlaß verpflichtet sahen.

4 Vgl. auch Meyer-Zwiffelhoffer, S. 204-207.


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