Rainer Vollkommer (Hrsg.): Künstlerlexikon der Antike Bd. 2: L--Z, Addendum A--K. Redaktion Doris Vollkommer-Glökler. München/Leipzig: K. G. Saur 2004. VIII, 506 S. Euro 219. ISBN 3-598-11412-5.


Ausgezeichnet ist der 2. Band des Künstlerlexikons der Antike nicht nur durch die großen Artikeln „Leochares“, „Libon“, „Lysippos“, „Makron“, „Mnesikles“, „Myron“, „Nesiotes“, „Nikeratos“, „Nikias“, „Oltos“, „Onatas“, „Onesimos“, „Parrhasios“, „Pasiteles“, „Pheidias“, „Phyromachos“ (Volker Michael Strocka, mit 10 Spalten Literatur), „Philiskos“, „Philoxenos“. „Polygnotos“, „Polykleitos“, „Praxiteles“, „Pytheos“, „Skopas“, „Skythes“, „Smikros“, „Theodoros“, „Timotheos“, „Vitruvius“ sondern er informiert wiederum über zahlreiche, oft nur durch eine Inschrift oder Literaturnotiz bekannte Künstler und liefert so einen Eindruck von der bis in die Spätantike ungebrochenen Tradition handwerklichen und künstlerischen Schaffens.

Hingewiesen sei in Auswahl auf folgende Artikel, die gerade auch für den Philologen und Historiker im Kontext der Spätantike von Bedeutung sind:

Landelinus ist als Metallhandwerker des 6. Jh. mit einer Inschrift auf einer Gürtelschnalle aus Burgund bezeugt, die ein wichtiges Dokument für das Christentum dieser Zeit darstellt, vergleichbar den von Leodobodus, Maxo oder Siggiricus geschaffenen.

Launio und Secundinus sind nachweislich ihrer Grabinschrift in Savaria als frühchristliche Maler in Pannonien tätig.

Phellinas vertritt im 3. Jh. den Typus der „wandernden Bildhauer“.

Für das spätantike Bauwesen in Syrien ist die Tätigkeit von „Bauhüttenleitern“ (Marinos, Markianos) und Architekten wie Theodoros (XVI) und Theodosios (II) gesichert; weitere Inhaber dieses Namens spielen im Bauwesen des 6. Jh. Eine wichtige Rolle (vgl. auch Viktorinos)

Zu der in den letzten Jahren so eingehend diskutierten spätantiken Mosik-Kunst bieten v.a. die Beiträge Mascel Marcianus, Masculinus, Masurius, Perissoteros, Pinnios Restitutos, Sabinianus Senurianus, Salamanios, Selius, Staurachios Ezbontinos und Euremios1 , Thebanius, Theodoulos, Valerianus wichtige Informationen und neue Literatur.

Unter den spätantiken Bronzegießern ist Patrophilos (II) erwähnenswert .

Unter den Silberschmieden sind besonders die des Schatzes von Kaiseraugst (Martinus, Pausilypos; Querverweise wären hilfreich) hervorzuheben.

Einen Romulus nennt die einzige signierte Gemme der Spätantike, auf der wahrscheinlich die Investitur Valentinians II. durch Honorius dargestellt ist.

In den Zusammenhang mit jüngsten kaiserzeitlichen Funden in Dalmatien/Kroatien führt der Artikel Maximinus (illyrischer Bildhauer).

Nicht sicher in ihrer Funktion bestimmbar sind Paulus (II), Satius und Stephanos (II).

Obwohl kaum als Architekt tätig, ist auch Scaurianus, römischer Statthalter der Provinz Asia und Erneuerer der Stadtmauer von Ephesos,, erwähnt.

Gelegentlich kann man auch bisher unpubliziertes Material entdecken, so s.v. Ouanaxos eine Votivstatuette aus Amorion (3. Jh.),

Eine wesentliche Bereicherung gegenüber dem 1. Band stellt die Nennung der zahlreichen kaiserzeitlichen Toreuten dar, die der Arbeit von R. Petrovszky, Studien zu römischen Bronzegefäßen mit Meisterstempeln, Buch am Erlbach 1993, verdankt wird. Eine Aufnahme des Titels in die „Ergänzungen zum Abkürzungsverzeichnis“ (VIII) und somit eine abgekürzte Zitierweise wäre sinnvoll gewesen.

Offenbar war die Redaktion wiederum mit der Schreibweise griechischer Künstlernamen überfordert. Wie schon im ersten Bandes2 ist bei der offensichtlich angestrebten Normierung kein Prinzip zu erkennen.3

Durch ein Verzeichnis der Fundstätten, Museen und Werke sowie eine Zusammenstellung der genannten Personen nach Tätigkeiten könnte das Werk noch an Wert gewinnen,4 die Beigabe einer CD (angesichts des stolzen Preises kein unbilliges Ansinnen) könnte diese Suchfunktionen gewährleisten. Somit könnte eine sorgfältige Überarbeitung das Werk zu einem wichtigen Hilfsmittel für die gesamte Altertumswissenschaft machen.


Joachim Gruber, Erlangen
joachim.gruber@nefkom.net



1 Dieser Name fehlt in Band 1.

2 Plekos 5, 2003, 119-121.

3 Wenn denn schon die Namensformen normiert erscheinen sollen, so bleiben u.a. folgende zu korrigieren: Menekra=thj (S. 65f., dreimal) statt korrekt Menekra/thj, Miki=wn statt korrekt Miki/wn, Menofa/nej, statt korrekt (vermutlich) Mhnofa/nhj, Mnesia/dej statt korrekt Mnhsia/dhj, Mnhsa/rxoj statt korrekt Mnh/sarxoj, Mnesiklei=dhj statt korrekt Mnhsiklei/dhj. Vergleichbares gilt für die Stichwörter Mokianos, Mynnion, Myrton, Pasiades, Phrygillos, Pothaios, Sotades, Sphyllos, um nur einige zu nennen; wiederholt fehlen die Akzente, sodaß sich die Frage stellt, nach welchen Kriterien die Umschrift inschriftlicher Belege erfolgte. Ärgerlich ist es, wenn der sog. neuen Rechtschreibung Eigennamen zum Opfer fallen wie z.B. Bauchhenss (statt Bauchhenß), S. 496 liest man „an der Pont-du-Gard ... von der Pont-du-Gard ...“ statt „am ... vom.“

4 So ist z.B. der römische Leuchtturm von La Coruña wohlbekannt, weniger sein Architekt Sevius Lupus. In solchen Fällen wäre ein Ortsregister hilfreich. Ähnliches gilt, um ein weiteres Beispiel zu nennen, von den Wandmalereien von Carmona, die ein Silvanus signierte.


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