Archäologie in Deutschland. Stuttgart: Theiss. ISSN 0176-8522


Heft 1/2004 (Januar-Februar)

Zum 20jährigen Jubiläum der Zeitschrift dürfen die vorliegenden Hefte ein besonderes Interesse finden.Wenn auch der Themenschwerpunkt des ersten Heftes sich mit Spielen beschäftigt und dazu keine eigenen Beiträge aus dem Bereich der Spätantike vorliegen (lediglich in einem Überblicksbeitrag sind auch römische Spiele erwähnt), so bieten doch die regelmäßigen Nachrichten aus der Landesarchäologie eine Reihe von wichtigen Informationen über Neufunde und Grabungen, die die spätere Kaiserzeit und das frühe Mittelalter betreffen.

Aus Baden-Württemberg ist notierenswert der Befund in einem alamannischen Gräberfeld in Herrenberg (Kreis Böblingen), ein amputierter Unterarm eines Skelettfundes mit zusätzlichem Fund der amputierten Hand, die gesondert beigesetzt wurde. Berichtet wird ferner über eine Lehrgrabung in einer römischen Zivilsiedlung im Zabertal (Güglingen, Kreis Heilbronn) und über die Entdeckung eines merowingerzeitlichen Friedhofs im Ulmer Stadtteil Böfingen. In einer kaiserzeitlichen Siedlung in Liebental östlich von Berlin fanden sich Gegenstände römischer Provenienz. Zwischen Breisig und Remagen wurde an der alten Fernstraße ein römisches Gräberareal mit Bestattungen vom 1. bis zum 5. Jh. aufgedeckt. Ein Fibelfund im Landreis Anhalt-Zerbst, datiert in die Mitte des 6. Jh., schließt eine Fundlücke zwischen dem Untergang des Thüringerreiches und der Einwanderung der Slawen. Funde im Gelände der Gemarkung Bad Langensalza aus dem 2. und 3. Jh. erweisen nicht nur Beziehungen zur römischen Provinz, sondern auch zu den Sarmaten. Besonders willkommen ist der gut illustrierte Bericht über Augusta Raurica.


Heft 2/2004 (März-April)

Im Rahmen des Themenschwerpunkts 5000 Jahre Bauen und Wohnen wird der Bogen von den Vorläufern der Schnurkeramiker in der Schweiz und in Süddeutschland bis zu nachchristlichen Häuserfunden in Norddeutschland geschlagen. Die Landesarchäologie berichtet aus Baden-Württemberg über neue Funde im Vicus Riegel, aus Bayern über die Entdeckung des Fundaments der Südfront des römischen Kastells von Guntia (Günzburg), das bis zum Beginn des 5. Jh. besetzt war. Die Notitia dignitatum nennt als letzte Besatzung milites Ursarienses, eine wahrscheinlich stark germanisierte Einheit, die den wichtigen Donauübergang gegen die anrückenden Stämme zu schützen hatte (W. Czysz). Aus Thüringen wird vom Fund eines römischen Münzschatzes berichtet (Schwabhausen bei Gotha) mit Prägungen zwischen 162 und 232. Berichte über das im letzten Jahr eröffnete archäologische Museum auf der Festung Ehrenbreitstein und über die derzeit teilweise im Umbau befindliche Saalburg runden das Heft ab.


Heft 3/2004 (Mai-Juni)

Dieses Heft setzt die Mehrzahl seiner Schwerpunkte außerhalb der Spätantike (v. a. Pfahlbauten). Ausführlich werden aber die Beigaben eines alamannischen Männergrabes in Trossingen besprochen (eine Leier und anderes Gerät aus Holz), die aufgrund der dendrochronologischen Untersuchungen in das Jahr 580 zu datieren sind. Vorgestellt wird auch das neugestaltete Rheinische Landesmuseum in Bonn. Von besonderem Interesse sind die Hinweise auf zwei Ausstellungen. Im Castello del Buonconsiglio in Trient wird die Zeit zwischen Vorgeschichte und Frühmittelalter nördlich und südlich der Alpen in Hinblick auf die sie prägenden herausragenden Persönlichkeiten durch mehr als 400 Exponate veranschaulicht. Der Bericht „Macht und Luxus zwischen Donau und Po“ vermittelt einen guten Eindruck von Konzept und Inhalt der Ausstellung. „Edel und Frei - Franken im Mittelalter“ ist der Titel der Landesausstellung 2004 des Hauses der Bayerischen Geschichte, die in der alten Kaiserpfalz in Forchheim gezeigt wird. Reich dokumentiert ist nicht nur die Rolle Frankens im Hochmittelalter, sondern gerade auch die spätantiken und frühmittelalterlichen Zeugnisse über die Expansion des westgermanischen Stammes in den Raum des heutigen Franken bilden einen wichtigen Teil der Ausstellung, zu der im Theiss Verlag ein umfangreicher und reich, aber teilweise sehr kleinformatig bebilderter Katalog erschienen ist.


Heft 4/2004 (Juli-August)

Im Jahre 1204 wurde Konstantinopel von einen Kreuzfahrerheer erobert und geplündert, Anlaß für die Archäologische Staatssammlung München, der Welt von Byzanz als Europas östlichem Erbe eine umfangreiche Ausstellung zu widmen. Als Hinführung dazu enthält das Heft nicht weniger als fünf Beiträge zu diesem Thema. Ludwig Wamser, der auch den Begleitband zur Ausstellung herausgegeben hat, stellt die Einflüsse von Byzanz auf das Mittelalter und seine Vermittlerrolle zwischen den östlichen und westlichen Kulturen dar. In einem gesonderten Kurzbeitrag würdigt er diese Rolle in Hinblick auf die aktuelle politische Diskussion („Byzanz und die EU-Erweiterung“). Arne E enberger führt durch „die Stadt Konstantins des Großen“ und bespricht die wenigen, aber wichtigen erhaltenen Baudenkmäler der Spätantike und des Mittelalters. Janette und Gisela Zahlhaas erörtern Aspekte des byzantinischen Alltagslebens (Kleidung, Schmuck, Wohnungen und ihre Einrichtungen, Essen und Trinken, Freizeitvergnügen, Handelsbeziehungen - alle abgebildeten Objekte werden in der Ausstellung zu sehen sein). Johannes G. Deckers zeigt in seinem kurzen Beitrag „Von Liebe, Lust und Laster“ eine „frische, gleichsam zeitlose Erotik“, die in einem deutlichen Gegensatz zu den „überzogenen Lehren der Kirche“ stand. Die „ländliche Infrastruktur römisch-frühbyzantinischer Provinzen“ untersucht Gabriele Mietke am Beispiel von Kilikien, das fast 400 Ruinenstätten des 1. bis 7. Jh. aufweist, wobei für einzelne Orte häufig mehrere Kirchen nachgewiesen sind. Auch die erhaltenen Reste vonWohnbauten sind beachtlich. Arno Rettner geht unter dem Titel „Ferne Nachbarn: Byzanz und Bayern“ den Beziehungen zwischen der Stadt am Bosporus und Bayern nach. Zahlreiche Funde in Bayern belegen den Handel mit Byzanz und diplomatische Beziehungen. Die Berichte aus der Landesarchäologie informieren u. a. über den Fund eines Spannrahmens, der einem Pfeilkatapult zuzuordnen ist (Xanten) sowie über das Limeskastell Niederberg (Koblenz).

Joachim Gruber, Erlangen
joachim.gruber@nefkom.net


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