Nicole Lambert, Jörg Scheuerbrandt: Das Militärdiplom. Quelle zur römischen Armee und zum Urkundenwesen. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag 2002 (Schriften des Limesmuseums Aalen, 55). 76 S. 42 Abb. Euro 14,90. ISBN 3-8062-1726-2

 

Die neueste Publikation in der erfolgreichen Reihe der Schriften des Limesmuseums Aalen befaßt sich mit den Militärdiplomen, einer Denkmälergruppe, die in letzter Zeit durch Neufunde erheblich vergrößert wurde (eine Liste der nach 1994 publizierten Diplome findet sich S. 67ff.). Die Militärdiplome werden unter zwei Gesichtspunkten betrachtet: als Dokumente römischen Verwaltungsrechts und als Quellentexte der Provinzialarchäologie. Im 1. Kapitel werden die Militärdiplome in den Kontext des römischen Bürgerrechts eingeordnet, Begriffe und Rechtsakte (conubium, constitutio) werden erklärt und die Herstellung der Diplome anschaulich erläutert. Auf einen kurzen Überblick über die römischen Truppengattungen (die in anderen Schriften der Reihe teils ausführlich besprochen sind; hilfreich dazu auch das Lexikon militärischer Fachausdrücke von Manfred Clauss, Stuttgart 1999) wird an drei Beispielen (Auxiliardiplom aus Weißenburg [nicht: Weissenburg] sowie Flottendiplom und Praetorianerdiplom unbekannter Herkunft) der Text zunächst zweisprachig wiedergegeben und dann der Aufbau des Formulars erläutert. Besprochen sind die kalendarischen Daten (mit kurzer Einführung in die Kaisertitulatur und den römischen Kalender), die Truppeneinheiten, die Privilegien und der Empfänger. Ein weiterer Abschnitt befaßt sich mit dem nur aus den Diplomen selbst rekonstruierbarem Verwaltungsgang, d.h. der Erstellung der Konstitution, der Veröffentlichung und der Abschrift.

Im letzten Kapitel „Die Provinz Raetia und die Militärdiplome“ wird anhand der über 40 Exemplare, die in dieser Provinz gefunden wurden, deren Quellenwert für die Militärgeschichte Raetiens dargestellt. Eine Liste der publizierten Militärdiplome und ein ausführliches Literaturverzeichnis beschließen den Band, der in Aufmachung und Darstellung als rundum erfreulich und für den an der Provinzialarchäologie Interessierten als hilfreich und nützlich bezeichnet werden kann.

Joachim Gruber, Erlangen
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