Manfred Clauss: Lexikon lateinischer militärischer Fachausdrücke, Stuttgart: Theiss 1999 [Schriften des Limesmuseums Aalen 52], 144 S., 70 Abb., DM 29,80, ISBN 3 8062 1441 7

 

Im besten Sinne aufklärend ist das Lexikon lateinischer militärischer Fachausdrücke, das der Althistoriker und Epigraphiker Manfred Clauss herausgegeben hat. Mit diesem Büchlein wird nicht nur die Reihe einschlägiger Publikationen des Limesmuseums Aalen ergänzt, sondern es kann einem den Philologen befremdenden Phänomen neuerer Ausstellungskonzepte begegnet werden, nämlich dem weitgehenden Verzicht auf Dokumentation der originalsprachlichen Form bei der Präsentation antiker Inschriften, wie er auch in dem oben angezeigten Band über die Limes-Straße festzustellen ist. In aller Regel gibt man sich für das eilige Publikum mit einer mehr oder weniger genauen Übersetzung zufrieden. Damit werden, nebenbei bemerkt, auch die Bemühungen der Altsprachler konterkariert, die Relevanz der Kenntnis v.a. des Lateinischen für das Verständnis einheimischer Denkmäler aus der römischen Vergangenheit zu erweisen. So verdient der Autor großen Dank, daß er ausgewählte Denkmäler nicht nur aus dem Raum der römischen Provinzen in Germanien zweisprachig und im lateinischen Text mit Auflösung der Abkürzungen vorführt.

 

Die Auswahl ist bestimmt durch den chronologischen Rahmen zwischen Augustus und Diokletian, dazu kommen die bei Vegetius und anderen Schriftstellern der Spätantike belegten Termini. Bei selteneren Fachaudrücken kann sich demnach der in der Spätantike Forschende eine erste Information holen und sie mit Hilfe der Hinweise auf den wissenschaftlichen Publikationsort wie CIL oder AE vertiefen. So wird auch dem Spezialisten manche bisher unbekannte Inschrift aus der römischen Kaiserzeit erschlossen.

 

Im einzelnen folgen auf das jeweilige Lemma eine paraphrasierende deutsche Erklärung, häufig mit etymologischer Erläuterung, sowie eine Belegstelle, außer bei häufigen Begriffen wie cohors, legio u.ä. Die Erklärung ist nicht selten erweitert zu Informationen über die römische Heeresorganisation (z.B. zu ala, aquila, beneficiarius, canabae, centurio, verschiedene Formen von cohors, cornicularius, frumentarius, legio, numerus, officium, optio, principalis, promotus, sacramentum, speculator legionis, stipendium). Die zahlreichen Verweise unterstützen und ergänzen die einzelnen Informationen, so daß ein wirkliches Kompendium des römischen Militärwesens entsteht.

Gelegentlich hat der Philologe aber doch das eine oder andere Desideratum:

Einleitend könnte eine kurze Bemerkung über die sprachliche Darbietung stehen. Substantive verschiedener Deklinationsklassen sollten entsprechend markiert sein, also bei den auf -us zumindest Angabe der 3. und 4. Deklination, wenn die 2. als Regelfall angesehen wird (z. B. S. 38 dilectus), ähnliches gilt bei den auf -a (S. 38 diploma, S. 66 pleroma). Orthographische Varianten könnten zusammengefaßt werden (aeques/eques; astarius/hastarius; arcarius/arkarius; beteranus/veteranus; gubernator/gybernator; mesor/mensor; milex/miles). Gelegentlich wünscht man sich eine etwas ausführlichere Erläuterung. Für den Buchstaben A könnte eine Desiderataliste aus philologischer Sicht so aussehen:

Wie ad sollte auch a(b) eine Erklärung finden; ab actis: fehlt Verweis auf commentariensis; ad latus: fehlt etymologische Übersetzung (einer der zur Seite steht); adstatus: aus dem Verweis auf hastatus ergibt sich noch keine Erklärung für die `volksetymologische UmmodelungA (M. Leumann, Lateinische Laut- und Formenlehre, München 1977, 173f., 194, 204); aenator: fehlt etymologische Übersetzung (einer der ein Blechinstrument spielt); agens: Verweis auf curagens fehlt; album: fehlt etymologische Übersetzung (weiße Tafel); anularium: fehlt etymologische Übersetzung (Geschenk in Form eines Ringes); armatura: fehlt etymologische Übersetzung (Bewaffnung, Waffengattung). Vielleicht läßt sich das eine oder andere bei einer wünschenswerten Neuauflage ergänzen.

 


Eine englische und französische Zusammenfassung, ein Verzeichnis von Untersuchungen zu einzelnen Begriffen und ein Abkürzungsverzeichnis beschließen das nützliche Werk, dem man eine große Verbreitung wünscht.

 

Zusammenfassung: Das vorliegende Lexikon lateinischer militärischer Fachausdrücke vermittelt einen raschen Zugang zu der auch für den Fachmann nicht immer einsichtigen Terminologie. Darüber hinaus ist es ein nützliches Kompendium des römischen Militärwesens der Kaiserzeit und der Spätantike. Die konsequente Zweisprachigkeit der beigefügten Inschriften (weitere finden sich in der Datenbank des Autors unter http://www.rz.uni-frankfurt.de/~clauss) hat einen großen didaktischen Wert.

 

Joachim Gruber, Erlangen-München