Archäologie in Deutschland. Stuttgart: Theiss. ISSN 0176-8522

Heft 2/2003 (März-April)

Heft 2, 2003 bietet den Themenschwerpunkt „Klosterforschung" und widmet sich damit einem Gegenstand, der seine Wurzeln in der Spätantike hat. Allerdings befassen sich die Beiträge durchwegs mit mittelalterlichen Klosteranlagen und die Verbindung zur vorkarolingischen Zeit ist eher äußerlich, wie bei dem Regensburger Damenstift Niedermünster, das innerhalb des ehemaligen Legionslagers errichtet wurde. Leider enthält dieser Beitrag weder einen Hinweis auf den genauen Zeitpunkt der Grabungen noch auf wissenschaftliche Literatur (so wie es im anschließenden Artikel über das Prämonstratenserkloster Speinshart in der Oberpfalz geschieht).
    Erhellend für die Wirtschaftsgeschichte der Spätantike ist der Bericht von Wolfgang Gaitzsch über die spätrömische Glasproduktion auf dem Gebiet des Braunkohletagebaus Hambach zwischen den Zentren Köln und Jülich in den Hofarealen mittelkaiserzeitlicher Siedlungen. Eine Nutzung bis ins 4. Jh. ist durch einen Münzfund gesichert. Der Beitrag vermittelt darüber hinaus auch wertvolle Informationen zur Technik der Glasherstellung an diesem überregional bedeutenden Standort.
    Dendrochronologische Untersuchungen an der sog. Heidenmauer auf dem Odilienberg bei Straßburg weisen darauf hin, daß die untersuchten Teile aus der Zeit des elsässischen Herzogtums (zwischen 640 und 740) stammten. Die chronologischen Folgerungen für die Entstehung dieser bisher wesentlich früher datierten 10 km langen Ringmauer sind jedoch noch nicht zu Ende diskutiert.
    Ebenfalls dendrochronologische Untersuchungen haben erwiesen, daß in den Jahren zwischen 536 und 550 in Nordeuropa ein deutlich eingeschränktes Wachstum herrschte, das mit Nachrichten über eine Verfinsterung bei Prokop und Cassiodor und aus anderen Quellen zusammenzubringen ist; vgl. dazu auch die Untersuchungen von Mischa Meier über die Zeit Justinians (Mischa Meier: Das andere Zeitalter Justinians). Die Ursache für den die Verfinsterung bewirkenden Staubschleier sind unbekannt (Vulkanausbruch? Meteoreinschlag?). Auf jeden Fall muß aber die Situation besonders im Norden wegen der anhaltenden Kälte und die dadurch bedingten Mißernten als bedrohlich empfunden worden sein. Skandinavische Goldfunde, als Goldopfer gedeutet, bringt Morton Axboe, Archäologe am Nationalmuseum in Kopenhagen, mit diesem Ereignis zusammen. Einzelne Stücke können ins 5. und 6. Jh. datiert werden. Eine Erklärung, daß das Gold geopfert wurde, um der Sonne ihren Glanz zurückzugeben, erscheint nicht abwegig.
    Die Nachrichten aus der Landesarchäologie informieren außer über Einzelfunde u.a.über das Erscheinen eines neuen Archäologischen Stadtplans von Trier, der ein „komplexes Bild der spätrömischen Metropole um die Mitte des 4. Jh. n.Chr." bietet. In der Altmark (Arneburg, Landkreis Stendal) wurde ein bereits seit dem 19. Jh. bekannter Siedlungsplatz der Völkerwanderungszeit genauer untersucht und eine dauerhafte Besiedelung nachgewiesen.

Heft 3/2003 (Mai-Juni)

Heft 3,2003 widmet sich den Helvetiern. Die von den Römern auf ihrem Gebiet angelegten Siedlungen und Orte erlebten bekanntlich eine fast ununterbrochene Siedlungstradition bis in die Gegenwart. Der Beitrag von Stefanie Martin-Kilcher beschränkt sich jedoch auf die frühe römische Kaiserzeit. Der Schwerpunkt weiterer Beiträge zum Thema liegt in der Frühgeschichte des Stammes.
    Aus den Nachrichten aus der Landesarchäologie ist für Kaiserzeit und Spätantike notierenswert der Fund eines Meilensteins aus Sontheim an der Brenz, der in den Kontext der Steine gehört, die mit der Renovierung des Straßennetzes unter Caracalla 212 zusammenhängen; die Entdeckung eines Keramik-Depots in einem Gutshof in Kohlhunden (Mitte des 3. Jh.); die Freilegung einer villa rustica in Bornheim-Botzdorf am Westrand der Köln-Bonner Bucht; Einzelfunde aus dem römisch-fränkischen Gräberfeld von Krefeld-Gellep; neue Grabungen im Kastell Niederbieber (Neuwied) und im vicus „Wareswald" (Saarland) mit Münzfunden aus der 2. Hälfte des 4. Jh.

Joachim Gruber, Erlangen
joachim.gruber@nefkom.net