Adelheid Hanke: Theiss Archäologieführer Baden-Württemberg. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag 2001. 191 S. DM 39,80. ISBN 3-8062-1363-1

Aus der großen Anzahl der Bodendenkmäler auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg stellt der neue Archäologieführer eine Auswahl vor, die rasch über den aktuellen Stand der Erforschung, Sicherung oder auch der Rekonstruktion Auskunft gibt. Neben vor- und frühgeschichtlichen (keltischen) Fundplätzen sind es v.a. kaiserzeitliche und spätantike, die diese reiche archäologische Landschaft prägen. Einigen von ihnen galt in den letzten Jahren die besondere Aufmerksamkeit der Landesarchäologen.
So haben die Ausgrabungen (bis 1984) der Kommission für Alamannische Altertumskunde der Heidelberger Akademie der Wissenschaften auf dem Runden Berg bei Bad Urach (S. 42-44) reiches Material für die alamannische Besiedlung vom 3. Jh. an erbracht. Dieses Faktum hätte auch in der Zeittafel  berücksichtigt werden sollen, denn dort wird (S. 189) der Eindruck erweckt, als sei zwischen 260 und 400 eine Lücke zu konstatieren, die nach dem heutigen Stand der Forschung so sicher nicht bestand. Gesichert ist auch die Kontinuität auf dem Goldberg, der im Kontext der Fundlandschaft um den Ipf bei Bopfingen (S. 54-60) dargestellt wird.
Mit besonderer Sorgfalt wurden in den letzten Jahren nicht wenige Relikte aus der Zeit unmittelbar vor dem Fall des Limes gesichert und konserviert. Das gilt sowohl für Bauten direkt am Limes wie auch für Zivilsiedlungen und einzelne Gutshöfe. Unter den Zivilsiedlungen ragen besonders Ladenburg (S. 120-123), Rottenburg (S. 145-149), Rottweil (S. 149-153) und die Villen bei Bad Rappenau (S. 41), Grenzach-Wyhlen (S. 82f.), Hechingen-Stein (S. 86-88), Heitersheim (S. 95-97) und Lauffen (S. 124f.) hervor, im Zusammenhang mit Kastellen am Limes sind am Odenwald-Neckar-Limes Elztal-Neckarburken (S. 71f.), Köngen (S. 117f.) und Walheim (S. 168-170) zu erwähnen, außerdem das Römerbad in Heidenheim (S. 92f.). Jede der alphabetisch angeordneten und regelmäßig illustrierten Beschreibung der einzelnen Orte enthält Hinweise zur Anfahrt, gegebenenfalls auch zu den Öffnungszeiten der Museen bzw. Adressen für weitere Auskünfte. Größere Fundplätze sind durch Hinweise auf Rundwanderungen näher erschlossen (Alfdorf-Pfahlbronn, Bopfingen, Grabenstetten, Heiligenberg bei Heidelberg, Heuneburg, Heubach, Rainau).
Eingeleitet wird der Band durch eine knappe historische Einführung, ein Anhang enthält eine Liste der römischen Kaiser bis zum Fall des Limes, ein Glossar, eine Zeittafel und wenige Literaturhinweise.
Einige Desiderata seien vermerkt: Die Einleitung ist allzu knapp ausgefallen. Da zahlreiche Denkmäler im Zusammenhang mit dem Limes stehen, sollte dort oder unter dem Stichwort Limes zumindest auch auf den Verlauf der Odenwald-Neckar-Linie hingewiesen werden. Bei den einzelnen Ortsbeschreibungen wünscht man sich wenigstens je einen Hinweis auf weiterführende Literatur, etwa aus der Reihe der archäologischen Denkmäler in Baden-Württemberg. Die Liste der römischen Kaiser reicht bis 260, in der Überschrift "Soldatenkaiser" jedoch bis 348. Das Glossar sollte systematisch komplettiert werden, es fehlen z.B. Stichwörter wie Fibel, Jupiter Dolichenus, Peristyl, Risalit, Tumulus.
Ohne Zweifel vermag der ansprechend gestaltete Band Interesse für das reiche antike Erbe Baden-Württembergs zu wecken: Bekanntes wird neu dargeboten, manch Neues attraktiv präsentiert, und wer sich noch nicht mit dieser archäologischen Landschaft befaßt hat, gewinnt einen ersten Überblick. Das handliche Format macht das Buch darüber hinaus zu einem idealen Reisebegleiter.

Joachim Gruber, Erlangen
joachim.gruber@nefkom.net


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