Gabriele Marasco, (Hrsg.): Greek and Roman Historiography in Late Antiquity. Fourth to Sixth Century A.D. Leiden/Boston: Brill 2003. 542 S. Euro 229.71. ISBN 90-04-11275-8.


Althistorische Arbeiten zur antiken Historiographie und besonders jene zur spätantiken haben nicht nur im deutschen Sprachraum bereits seit längerer Zeit Konjunktur.1 Neben Überblickdarstellungen richtet sich das Augenmerk zunehmend auch auf einzelne Autoren und Werke, die in der Forschung bisher nur wenig Beachtung fanden. Der hier anzuzeigende, 2003 von Gabriele Marasco herausgegebene Sammelband hat sich zur Aufgabe gestellt, beide Aspekte miteinander zu vereinen und zudem das Verhältnis von paganer und christlicher Historiographie näher zu beleuchten (VII). So versammelt das Werk auf insgesamt 540 Seiten vierzehn Beiträge von Althistorikern aus verschiedenen Ländern zu Themen der christlichen wie auch paganen Historiographie von der Zeit Konstantin des Großen bis zum Beginn der „byzantinischen“ Geschichtsschreibung ab der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts.

Unter dem breit gefassten Titel „Greek and Roman Historiography in Late Antiquity. Fourth to Sixth Century A.D.“ finden sich drei größere Abschnitte: Im ersten Teil (3-256) steht die Geschichtsschreibung des vierten und fünften Jahrhunderts bis zu den so genannten drei „Synoptikern“ Socrates, Sozomenos und Theodoret im Mittelpunkt des Interesses. Der zweite Teil (257-348) ist vor allem dem fünften Jahrhundert gewidmet. Das arianische Geschichtswerk des Philostorg, die säkulare Geschichtsschreibung im oströmischen Reich und die christliche Chronistik werden besprochen. Der dritte Teil (349-529) versammelt schließlich unterschiedlichste Einzelstudien, so etwa zur lateinischsprachigen Geschichtsschreibung oder auch zu den Kirchenhistorikern und dem Konzil von Chalcedon mit einem zeitlichen Schwerpunkt auf dem späten fünften und sechsten Jahrhundert. Dieses Konglomerat an Beiträgen verweist bereits auf eines der Probleme dieses Buches: Es ist für den Leser nur schwer möglich, etwaige strukturelle Gliederungsprinzipien auszumachen. Verstärkt wird dieser Eindruck bei der Lektüre der einzelnen Aufsätze, die sich einerseits thematisch, andererseits aber auch in ihrer Quantität wie Qualität deutlich voneinander unterscheiden.

Wohl aus chronologischen Erwägungen eröffnet Friedhelm Winkelmann mit seinem Beitrag „Historiography in the Age of Constantine“ (3-43) das Werk. Gemäß seines Anliegens „to mention the most important of the problems and to give a list of the most significant attempts to solve them“ (3) greift der Autor mit Eusebius, Lactantius, Praxagoras und der Origo Constantini Imperatoris mehr oder weniger bekannte Historiker und Werke der (nach-) konstantinischen Zeit heraus, um sie unter zweierlei Aspekten zu betrachten: Zum ersten richtet sich das Interesse auf die Biographien der Autoren sowie auf die Entstehungsumstände ihrer Werke („Basic Approach“, 1-17). In einem zweiten Schritt („Methods and Tendencies in Historical Interpretation“, 18-38) schließen sich Bemerkungen zur Methode und Deutung von Geschichte in den einzelnen Werken an. Unter den behandelten Autoren nimmt Euseb als „Vater der Kirchengeschichte“ (21) zu Recht eine exponierte Stellung ein. In einer kleinschrittigen Analyse widmet sich Winkelmann nicht nur der Frage nach dem Genus „Kirchengeschichte“, sondern diskutiert ebenso auch zahlreiche Einzelaspekte des eusebianischen Werkes. Hierbei scheinen ihm in besonderem Maße die Kirche als „Erfolgsgeschichte“ wie auch das Zusammenspiel von „Staat“ und „Kirche“ zentrale Motive in der Konzeption der Kirchengeschichte des Eusebs – und später auch bei dessen Nachfolgern – zu sein (27). Allgemeinere Darstellungen zu Form und Inhalt der behandelten Schriften wechseln mit Einzelinterpretationen, so zum Beispiel zur Frage nach dem abrupten Ende der eusebianischen Kirchengeschichte mit dem Jahr 324 n.Chr. Während in der althistorischen Forschung diese Zäsur zumeist dadurch erklärt wird, dass zu diesem Zeitpunkt die Alleinherrschaft des christlichen Kaisers Konstantin begonnen habe, in der Eusebius einen Höhepunkt des christlichen Glaubens und damit zugleich einen würdigen Abschluss seines Werkes gesehen haben dürfte, bietet Winkelmann einen anderen Interpretationsansatz: Die zunehmend eskalierenden innerkirchlichen Streitigkeiten zu Beginn des vierten Jahrhunderts seien von Euseb als wenig „sieghaft“ und in keiner Weise zu seiner bisherigen Konzeption passend empfunden worden, sodass ein Fortführen dieses Werkes über das Jahr 324 n.Chr. hinaus für ihn nicht in Frage gekommen sei (27f.). Mit diesem Erklärungsversuch bietet er jedoch keine Alternative zu Interpretationen, die den eindeutigen chronologischen Einschnitt des Werkes im Jahr 324 n.Chr. mit der Alleinherrschaft Konstantins in Verbindung setzen. Nicht nur in diesem Fall zeigt sich, dass Einzelinterpretationen oftmals stark verkürzt und andere Ansätzen häufig nur beiläufig präsentiert werden. Das ist insofern problematisch, als sich der Sammelband gemäß seines Vorwortes explizit auch an Lehrer und ein breiteres Publikum ohne besondere althistorische bzw. historiographische Spezialkenntnisse richtet (VII). Nicht weniger problematisch erscheint schließlich auch die Auswahl der besprochenen Autoren und Werke. Sie wirkt willkürlich, da keinerlei Kriterien zur Auswahl benannt werden; darüber hinaus ist auch die – wohl nach dem Tod Konstantins entstandene – „Origo Constantini Imperatoris“ nur durch eine ausgesprochen weite Auslegung der „Zeit Konstantins“ sinnvoll in den Aufsatz inter

Im Anschluss an Friedhelm Winkelmanns Überblick über verschiedene Historiographen der konstantinischen Zeit widmet sich Guy Sabbah Ammianus Marcellinus und dessen Werk (3-84). Ausgehend von Ammians „Res gestae“, gelingt es Sabbah in einer gut lesbaren und verständlichen Darstellung das Werk in den Kontext spätantiker Historiographie einzuordnen und den in der Literatur oftmals a lsA „ußenseiter“ charakterisierten Autor im Spannungsfeld zwischen Welt und Werk zu verorten. Der Autor streift sowohl literaturwissenschaftliche („From the Struture to the Content of the Res Gestae“, 54-58) als auch religionswissenschaftliche und philosophische Fragestellungen („Ammianus and Christianity“, 66-71; „From Morals to Aesthetics“, 73-83) und kann ein ebenso spannendes wie facettenreiches Bild dieses spätantiken Autors zeichnen.

Nachdem Giorgio Bonamente in seinem Beitrag „Minor Latin Historians of the Fourth Century A.D.“ (85-125) mit Aurelius Victor, Eutrop, Festus und den anonymen Autor der “Epitome de Caesaribus” das Genre der „Brevitarien“ thematisiert hat, widmet sich A. R. Birley der Historia Augusta („The Historia Augusta and Pagan Historiography“, 127-149). Birley beschäftigt besonders die in der Forschung kontrovers diskutierte Frage nach der Datierung dieses Werkes. In Anlehnung an die Mehrzahl der neueren Untersuchungen verortet Birley die Schrift schließlich in die Zeit zwischen 395-405 n.Chr. und sieht in ihr „a rewriting of the second and third centuries as its authors believed they ought to have been“ (144). Auch wenn es Birley nicht vermag, das „Mysterium Historiae Augustae“ zu klären, so bietet er doch einen gut strukturierten Einblick in bisherige Forschungsdiskussionen.

Peter van Deun thematisiert sodann die Kirchenhistoriker nach Euseb („The Church Historians after Eusebius“, 151-176). In einem gestrafften Überblick versucht er, Gelasius von Caesarea, Rufin von Aquileia und die „Historia acephala“ sowohl im Kontext ihrer Zeit als auch unter philologischen Aspekten der Textgestaltung zu betrachten. Während einerseits sehr detailliert auf die Textgestaltung und Überlieferungsgeschichte der einzelnen Werke eingegangen wird, zeigen sich andererseits starke Verkürzungen. So behauptet van Deun bei der Betrachtung der Überlieferungsgeschichte des verlorengegangenen Werkes des Gelasius und der Beziehung zwischen jenem und dem Kirchenvater Rufin, dass Gelasius in keinem Fall Rufin benutzt haben könne (156-158). Stichhaltige Argumente werden nicht angeführt. Auch dieser Aufsatz weist ein starkes Ungleichgewicht bei der Besprechung der einzelnen Autoren und Werke auf: Während vor allem Gelasius (152-160) und Rufin (160-167) ausführlich dargestellt werden, erscheinen die Ausführungen zur „Historia acephala“ qualitativ wie auch quantitativ eher eine Randnotiz zu sein (168-171). Verhältnismäßig unspektakulär ist schließlich auch das Ergebnis des Autors: „None of them stands comparison with the great Church histories of the 5th century – those of Socrates, Sozomenus and Theodoretus“ (171).

Ähnlich wie Peter van Deun fragt auch Wolf Liebeschuetz in seinem Aufsatz „Pagan Historiography and the Decline of the Empire“ (177-218) nach dem historischen Kontext, Überlieferungssträngen und Beziehungen der von ihm betrachteten Autoren Eunap, Olympiodor und Zosimus. Neben einführenden Erläuterungen und darstellenden Passagen zu den einzelnen Historiographen, gelingt es Liebeschuetz jedoch immer wieder, eigene Erläuterungen und Interpretationen einfließen zu lassen, ohne dass Verständlichkeit und Stringenz des Textes verloren gingen. Aus vergleichender Perspektive zeigt der Autor Traditionslinien in der paganen Geschichtsschreibung auf und erklärt das Ende der lateinisch-sprachigen Historiographie vor allem durch den Untergang des weströmischen Reiches (216).

Den Abschluss der ersten Sektion bildet der Beitrag von Hartmut Leppin („The Church Historians (I): Socrates, Sozomenus and Teodoretus“, 219-254). Leppin, der spätestens seit seiner 1996 publizierten Habilitationsschrift2 als Kenner der drei „synoptischen“ Kirchenhistoriker gilt, fragt nach einer kurzen Einführung in die Zeit des fünften Jahrhunderts nicht nur nach den Biographien der drei Autoren („The Authors“, 220-229) und den Besonderheiten ihrer Werke („Character of the Works“, 229-246), sondern ordnet diese auch in den Kontext spätantiker Kirchengeschichtsschreibung ein („The ‚synoptical’ Church Histories and the Genre of Church History“, 247-253). Der vorliegende Aufsatz besticht vor allem aus zweierlei Gründen: Zum ersten gelingt es Leppin, indem er nicht nach Gemeinsamkeiten, sondern nach Unterschieden in den drei Kirchengeschichten fragt, einmal mehr zu verdeutlichen, dass die so häufig in einem Atemzug als „Synoptiker“ genannten Autoren weniger gemein haben, als bisher angenommen (bes. 228-233). Zum zweiten zeigt Leppin in den Werken von Socrates, Sozomenos und Theodoret jenen Facettenreichtum des kulturellen Lebens im oströmischen Reich des fünften Jahrhunderts auf, das mehr und mehr durch die Verbindung paganer und christlicher Traditionen geprägt wurde. Vor diesem Hintergrund argumentiert Leppin sicherlich zu Recht gegen die, vor allem in der älteren Forschung vertretene, Meinung, dass die Kirchenhistoriker des fünften Jahrhunderts ihre Polemiken insbesondere gegen das Heidentum gerichtet hätten (220).


Die zweite Sektion des Sammelbandes (257-348) ist – möchte man eine chronologische Anordnung als gliederndes Prinzip annehmen – der Historiographie des fünften Jahrhunderts gewidmet. Mit der eunomianischen Kirchengeschichte des Philostorg und der des Gelasius’ beschäftigt sich Gabriel Marasco („The Church Historians (II). Philostorgius and Gelasius of Cyzicus”, 257-288). Marasco ist bemüht, Kontinuitäten innerhalb der spätantiken Kirchengeschichtsschreibung aufzuzeigen. So kommt er in Bezug auf Philostorg unter der – jedoch nicht weiter belegten – Annahme, der Kirchenhistoriker habe dieselben Quellen wie etwa Socrates benutzt, zu dem Schluss, dass jener trotz seiner eunomianischen Ausrichtung Vieles mit den als „orthodox“ geltenden Kirchengeschichten gemein habe (259; 283). Über Gelasius jedoch fällt sein Urteil anders aus: „Gelasius’ work“, so Marasco, „is very different from the ecclesiastical historiographic tradition“ (287).

Nachdem Roger Blockley mit einem ebenso gut lesbaren wie informativen Aufsatz einen Überblick über das Leben und Werk von Priscus, Malchus und Candidus gegeben hat („The Development of the Greek Historiography. Priscus, Malchus, Candidus“, 289-315), widmet sich Giuseppe Zecchini sodann Hieronymus, Orosius und den westlichen Chroniken des fünften und sechsten Jahrhunderts („Latin Historiography. Jerome, Orosius and the Western Chronicles“, 317-345). Bereits der Titel dieses Aufsatzes bereitet Schwierigkeiten: Undifferenziert setzt Zecchini Historiographie und Chronistik gleich und vermittelt darüber hinaus den Eindruck, dass spätantike lateinische Geschichtsschreibung in erster Linie Chronistik gewesen sei. Im Verlauf des Aufsatzes ordnet Zecchini sowohl Hieronymus als auch Orosius in den historischen Kontext ihrer Zeit ein und fragt nach Aufbau und Quellen ihrer Werke. Wichtig erscheint dem Autor für das Werk beider Autoren die große Bedeutung Roms (318; 324). Allerdings irrt der Autor, wenn er schreibt, dass Hieronymus kurz vor der Veröffentlichung seiner Chronik 380 n.Chr. eine Romreise unternommen hatte (317).3 Diskussionsbedürftig ist in diesem Zusammenhang ferner die implizite Annahme, der römische Papst Damasus (366-384 n.Chr.) habe mit seinen Plänen einer christlichen Interpretation der Geschichte maßgeblich die Konzeption von Hieronymus’ Chronik beeinflusst (317). Einige Inkonsistenten zeigen sich schließlich auch bei der Betrachtung der Chronistik im römischen Nordafrika und Gallien (330-342). Viele wichtige Aspekte, wie z.B. die Diskussion der Quellen, aber auch nötige Unterscheidungen, vor allem in Bezug auf die politischen und kulturellen Rahmenbedingungen, kommen hier zu kurz.

In der dritten und letzten Sektion (349-527) finden sich äußerst unterschiedliche Aufsätze zur Historiographie im sechsten Jahrhundert. So schreibt B. Croke über „Latin Historiography and the Barbarian Kingdoms“ (349-389), M. R. Cataudella über „Historiography in the East“ (391-447) und M. Whitby über „The Church Historians and Chalcedon“ (449-495). Eingeleitet wird der letzte Teil von Brian Croke, der sich mit der Frage nach der lateinischsprachigen Historiographie im sechsten Jahrhundert befasst. Mit dem „Anonymus Valesianus“, mit Cassiodor, Jordanes, Gildas und Gregor von Tours bietet Croke eine facettenreichen Überblick über seines Themas. Doch fragt sich der Leser, warum Marcellinus Comes von Croke, einer der besten Kenner jenes Historiographen, nur beiläufig erwähnt wird.4

In M. R. Cataudellas Beitrag zur „Historiography in the East“ (391-447) werden Prokop (391-417), Agathias (417-421), Menander (422-429), Johannes von Epiphania (429-431), Theophanes (430f.), Petros Patrikios (431-437) sowie der „Anonymus post Dionem“ (437-441) thematisiert. Während Prokop und sein literarisches Schaffen sehr detailliert analysiert wird, widmet sich der Autor den anderen Historiographen recht unzusammenhängend unter verschiedenen Fragestellungen: So wird bezüglich Agathias insbesondere unter der Frage betrachtet, welche Einstellung er gegenüber dem Christentum gehabt habe; Menander hingegen wird hinsichtlich seiner Beurteilung verschiedener Kaiser analysiert (425-429). Alle übrigen Historiographen werden nur kursorisch gestreift und zentrale Merkmale ihrer Werke aufgelistet. So wird die Chance vertan, Autoren, die im Gegensatz zu Prokop, Agathias und Menander weniger bekannt sind, einem breiteren Publikum vorzustellen.

Während in den vorangegangenen Beiträgen häufig versucht wurde, einen möglichst breiten Überblick über die Historiographie der behandelten Zeit zu geben, geht Michael Whitby mit seinem Aufsatz („The Church Historians and Chalcedon“, 449-495) einen anderen Weg: Nicht in der großen Gesamtschau, sondern in der zugespitzten Analyse im Kleinen sieht Whitby die Möglichkeit, die Besonderheiten der spätantiken christlichen Historiographie herauszuarbeiten. Hierbei wählt der Autor mit dem Konzil von Chalcedon (451 n.Chr.) geschickt ein ebenso zentrales wie konfliktreiches Ereignis, von dem aus er nicht nur die innerkirchlichen Kontroversen des fünften Jahrhunderts verdeutlichen kann; vielmehr ist es ihm auf Grund der Vielzahl an überlieferten Äußerungen zu diesem Konzil auch möglich, unterschiedliche literarische Konzeptionen und Deutungsmuster zu analysieren. Insgesamt hat Whitby einen gut strukturierten, informativen und sehr anregenden Aufsatz vorgelegt, der zahlreiche innovative Interpretationsansätze enthält.

Am Ende blickt Elisabeth Jeffrey auf den Beginn der byzantinischen Geschichtsschreibung („The Beginning of Byzantine Chronography. John Malalas“, 497-527), den sie mit der Chronik des Johannes Malalas auf das sechste Jahrhundert n.Chr. datiert (497). In diesem Zusammenhang verweist sie auf konzeptionelle, spezifisch byzantinische Eigenheiten in der chronistischen Gestaltung des Werkes. In differenzierter Auseinandersetzung mit Malalas und seiner Chronik gelingt es Jeffreys zum einen, Entstehungshintergründe und Konzeption des Werkes zu beleuchten sowie zum anderen auch, das literarische und kulturelle Umfeld im oströmischen Reich des sechsten Jahrhunderts zu skizzieren. Hierbei hat die Autorin mit Johannes Malalas zweifellos ein „fascinating example of the Byzantine mentalité of that time“ herausgegriffen (525).


Was lässt sich resümierend zu diesem Sammelband sagen?
Ziel des Buches ist es, einen Überblick über die spätantike griechische und römische Historiographie zu geben. In diesem Sinne sollen sowohl bekannte als auch weniger bekannte Historiographen besprochen und das Verhältnis zwischen paganer und christlicher Geschichtsschreibung thematisiert werden (VII). Vor allem letzteres löst der Band allerdings nicht ein: Wird das Verhältnis zwischen paganer und christlicher Historiographie überhaupt thematisiert, dann lediglich beiläufig im Rahmen anderer Themenschwerpunkte. Doch auch sonst gelingt die Umsetzung dieses Vorhabens nur bedingt: Es finden sich Einzelstudien, die nur schwer miteinander vergleichbar sind. Dies ist nicht zuletzt auf das Fehlen einer einheitlichen Konzeption zurückzuführen: Nicht nur die innere Kohärenz – der „rote Faden“ – bleibt dem Leser verborgen, sondern auch die Gründe für die innere Anordnung der Aufsätze in drei größere Abschnitte sind undurchschaubar; selbst in der Textgestaltung fehlt die Einheitlichkeit. Dieses erscheint insofern problematisch, als sich der Band als eine Art „Handbuch“ zur spätantiken Historiographie an ein breiteres Publikum wendet (VII). Abschließend noch ein Wort zur sprachlichen Gestaltung der Beiträge: Eine Vielzahl der Aufsätze wurde nachträglich ins Englische übersetzt – leider nicht immer gut, so dass der Lesefluss an einigen Stellen empfindlich beeinträchtigt wird.


Katharina Sundermann
katharina.sundermann@hist.unibe.ch


1 Z.B. Croke, B.; Emmett, A. M. (Hrsgg.): History and Historians in Late Antiquity. Sydney 1983; Flach, D.: Römische Geschichtsschreibung. 3. überarb. Aufl., Darmstadt 1998; Leppin, H.: Von Constantin dem Großen zu Theodosius II. Das christliche Kaisertum bei den Kirchenhistorikern Socrates, Sozomenus und Theodoret. Göttingen 1996; Mehl, A.: Römische Geschichtsschreibung. Grundlagen und Entwicklungen. Eine Einführung. Stuttgart 2001; Rohrbacher, D.: The Historians of Late Antiquity, Leiden 2003 (Rezension der Ausgabe London/New York 2002: Mischa Meier, Plekos 5, 2003).

2 Leppin, H.: Von Constantin dem Großen zu Theodosius II. Das christliche Kaisertum bei den Kirchenhistorikern Socrates, Sozomenus und Theodoret. Göttingen 1996.

3 Vgl. zum Romaufenthalt des Hieronymus’ St. Rebenich: Hieronymus und sein Kreis. Prosopographische und sozialgeschichtliche Untersuchungen. Stuttgart 2002, 141, der diesen auf das Jahr 382 n.Chr. datiert.

4 Vgl. u.a. Croke, B.: The Chronicle of Marcellinus. Translation and Commentary, Sydney 1995; ders., Count Marcellinus and His Chronicle, Oxford 2001 (Rez. Tassilo Schmitt, Plekos 7, 2005).