Lactantiana quaedam recentiora

Sieben neue B�cher �ber Laktanz aus den Jahren 1999 bis 2002

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1.      Wolfram Winger: Personalit�t durch Humanit�t. Das ethikgeschichtliche Profil christlicher Handlungslehre bei Lactanz. Denkhorizont – Text�bersetzung – Interpretation – Wirkungsgeschichte. Frankfurt am Main (Peter Lang Verlag) 1999, Forum interdisziplin�re Ethik Band 22, 748 S., Euro 115,--  ISBN 3-631-33602-0.

2.      Elizabeth De Palma Digeser: The Making of a Christian Empire. Lactantius and Rome. Ithaca/London (Cornell University Press) 2000, 199 S., US$ 42,50 ISBN 0-8014-3594-3.

3.      V. M. Tjulenev: Laktanzij: christianskij istorik na perekrestke epoch. Sankt Petersburg (Verlag Aleitejja) 2000, 320 S. ISBN 5-89329-291-X.

4.      Lucius Caelius Firmianus genannt Lactantius, G�ttliche Unterweisungen in Kurzform. Eingeleitet, �bersetzt und erl�utert von Eberhard Heck und Gudrun Schickler. M�nchen/Leipzig (K.G. Saur Verlag) 2001, 190 S., Euro 40,-- ISBN 3-598-73006-3.

5.      Anne Friedrich: Das Symposium der XII sapientes. Kommentar und Verfasserfrage. Berlin/New York (De Gruyter) 2002, Texte und Kommentare Band 22, 526 S., Euro 98,-- ISBN 3-11-017059-0.

6.      Renate Laszlo: Die poetischen Dichtungen des Lactantius. Marburg (Tectum Verlag) 2002, 114 S., Euro 29,80 ISBN 3-8288-8387-7.

7.      Andreas L�w: Hermes Trismegistos als Zeuge der Wahrheit. Die christliche Hermetikrezeption von Athenagoras bis Laktanz.Berlin/Wien (Philo Verlagsgesellschaft) 2002, Theophaneia Band 36, 293 S., Euro 39,80 ISBN 3-8257-0322-3

 

In einem Forschungsbericht aus dem Jahr 1900 liest man zum Stichwort Laktanz:[1] „Die Erforschung des ‚christlichen Cicero‘ ist so weit gediehen, da� die meisten Fragen, die sie ber�hren, als gel�st betrachtet werden k�nnen.“ – So verst�ndlich dieser Optimismus unter dem Eindruck von Brandts im Ganzen noch immer unersetzter Ausgabe[2] erscheint, so erfreulich ist es andererseits, dass auch noch hundert Jahre sp�ter eine ganze Reihe fast ausnahmslos anregender, wesentlicher und weit �ber den Autor selbst hinausreichender monographischer Beitr�ge zu Laktanz verzeichnet werden kann.

Zwei Schwerpunkte sind dabei zu beobachten: Zum einen stellen die Arbeiten von Winger, Digeser, Tjulenev und L�w mehr oder weniger ausdr�cklich die Divinae institutiones (und ihre von Laktanz selbst erstellte Kurzfassung, die Epitome divinarum institutionum, speziell dazu Heck/Schickler) in den Mittelpunkt der Betrachtung und er�ffnen zum Teil neue Sichtweisen auf die ethikgeschichtliche (Winger), historische (Digeser) oder historio-graphische (Tjulenev) Dimension des Werkes. Zum anderen ist die Person des Laktanz Gegenstand der Untersuchung, dem bislang verloren geglaubte Werke zugeschrieben (Friedrich, Laszlo) und dessen biographische Daten chronologisch neu geordnet (Digeser) werden. Die Interpretation der Divinae institutiones und das Gesamtbild des Autors Laktanz seien daher auch als roter Faden des folgenden �berblicks gew�hlt.

 

1. Winger, Personalit�t durch Humanit�t

In chronologischer Reihenfolge als erstes zu besprechen ist das Buch von Wolfram Winger (= W.) �ber Laktanz als theologischen Ethiker. Dem Werk liegt W.s bei Gerfried Hunold im Fach Theologische Ethik angefertigte und 1997 eingereichte T�binger Dissertation zugrunde. Die umfangreiche, zweib�ndige Arbeit im DIN-A4-Format besteht aus vier Hauptteilen, entsprechend dem zweiten Untertitel: Der erste Band enth�lt nach der Einleitung (11–29) eine Einf�hrung in den „Denkhorizont“ (31–91, Teil I) und eine zweisprachig dargebotene, mit textkritischen und erkl�renden Anmerkungen versehene Textauswahl aus den Divinae institutiones (93–251, Teil II), der zweite Band die Interpretationen der Laktanztexte (257–562, Teil III) und eine Darstellung der Wirkungsgeschichte laktanzischer Ethik (563–610, Teil IV), dann den „Schluss“ (611–617), ein umfassendes Literaturverzeichnis (619–690), Schaubilder und Inhalts�bersichten zu den Divinae institutiones (691–702), schlie�lich Namens- und Stellenregister (703–748). W. legt nach eigenem Bekunden eine historisch-philologische Untersuchung mit dem Ziel vor, zu einer Gesamtbetrachtung und „Neudeutung der Ethik des Lactanz“ (19), und somit auch zu einer weiteren „Auskl�rung des Entstehungsprozesses christlicher theologischer Ethik“ (19f.) zu gelangen. Das ist W., soviel sei vorweg gesagt, in beeindruckender Weise gelungen. Zun�chst aber zum Inhalt, der hier freilich nur in aller K�rze und skizzenhaft wiedergegeben werden kann:

Den ersten Teil beginnt W. mit einer Hinf�hrung zu Laktanz als dem „Cicero Christianus“ (31–50): Laktanz entwirft ein Gesamtkonzept christlicher Weltethik (33), f�r dessen naturrechtliche Begr�ndung er die gesamte Bandbreite antiker Wissenschaft heranziehen kann, insbesondere in den Bereichen Rhetorik, Poesie, Philosophie und Politik  (37). Die Ethik des Laktanz h�ngt unmittelbar mit christlicher Heilslehre zusammen (39f.), steht aber zugleich in der Tradition antiker philosophischer Ethik (44). Dabei �berformt Laktanz das r�mische Verst�ndnis von Religion als „Gehorsamsleistung“ (46) zu einer Hinordnung des Gesch�pfs auf den Sch�pfer. Anschlie�end (50–67) f�hrt W. in den historischen Rahmen, die Biographie, das Werk, wobei W. vor allem die theologischen Anliegen und Aussagen der einzelnen Schriften herausarbeitet, und schlie�lich dessen Rezeptionsgeschichte, in der W. De mortibus persecutorum besondere Aufmerksamkeit widmet. Dann (67–74) rechtfertigt W. die Anwendung der Begriffe „Systematik“, „Theologie“ und „Ethik“ im Fall des Laktanz und bereitet so methodisch den Boden f�r die Erschlie�ung seiner theologischen Ethik. Darauf folgt ein Forschungsbericht (74–84) �ber den Stand der philologischen und der ethikgeschichtlichen Diskussion �ber Laktanz. Daraus entwickelt W. schlie�lich stringent die „Fragestellungen“ f�r seine eigene Untersuchung (84–91): Synchron soll die Begrifflichkeit betrachtet werden, in der Laktanz christliche Ethik darstellt, diachron soll Laktanz in die Tradition christlichen und paganen Denkens eingeordnet, au�erdem sollen das spezifisch Theologische an der Ethik des Laktanz, deren Stellung zwischen aristotelischer Sollens- und stoischer Strebensethik  sowie in der „Kommensurabilit�t biblisch-alttestamentlichen und r�mischen Denkens“ (A. Wlosok, HLL 5 [1989] 403) untersucht werden.

Teil II besteht aus den Prim�rtexten: W. bietet einen gro�en Teil des dritten und vierten Buchs (3,7,1–13,6; 4,22,1–26,42; 4,30,1–15) sowie das ganze f�nfte und sechste Buch der Divinae institutiones im lateinischen Original, das jeweils in der linken Spalte abgedruckt ist, und in �bersetzung, die sich in der rechten Spalte findet, erg�nzt durch Anmerkungen unten auf der jeweiligen Seite. W. legt daf�r den Brandtschen Text zugrunde, revidiert ihn aber orthographisch und vor allem im Licht der Brandt nicht zug�nglichen Handschriften D, K und M (93 Anm. 590), die W. an der Arbeitsstelle f�r patristische Texteditionen (Prof. Dr. E. Heck) in T�bingen zug�nglich waren. Die sich daraus ergebenden punktuellen �nderungen am Text dokumentiert und erl�utert W. in den �beraus hilfreichen Anmerkungen, die nicht zuletzt durch die eigenst�ndige Textkritik und sinnvolle Einarbeitung der Sekund�rliteratur durchweg einem Kommentar gleichkommen. Seine �bersetzung h�lt W. syntaktisch so nahe am lateinischen Text, dass sie diesen gut erschlie�t und durch die Konstruktionen f�hrt.[3] 

Teil III stellt das Kernst�ck der Arbeit dar: Aus der Interpretation der in Teil II dargebotenen Texte entwickelt W. seine Hauptthese, dass Laktanz den Naturrechtsgedanken in die christliche Ethik einbringt. Im ersten Kapitel („Vorbemerkungen zur Untersuchung des Naturrechtsparadigmas bei Lactanz“, 257–313) steckt W. den Rahmen ab: Zun�chst (257–272) ordnet er die Ethik des Laktanz historisch ein als eine derjenigen Ciceros eng verwandte „naturrechtlich fundierte ‚Gerechtigkeitsethik‘“ (263), die in Weiterentwicklung der stoischen Naturrechtslehre bereits „die Funktionen der Explikation, der Mimesis und der Kritik“ (272) aufweist. Das konkretisiert W. anhand des Naturbegriffs (272–291) – Laktanz entwickelt in Auseinandersetzung der komplement�ren epikureischen und stoisch-peripatetischen Auffassung von Natur eine das Sch�pfungshandeln Gottes einbeziehende „Theologie der Natur“ (287) – und anhand der W�rde der Person bei Cicero und Laktanz (291–309) – Laktanz unterscheidet sich durch ein weiter gehendes Prinzip der innocentia (303f.) und eine theologische Fassung des Nutzenparadigmas, indem f�r ihn dem Menschen durch sein blo�es Gesch�pfsein ein utile und honestum zukommt (306f.) –, um schlie�lich (309–313) nochmals Methodik und Fragestellungen der Untersuchung zusammenzufassen.

Im zweiten Kapitel skizziert W. die Entwicklung der philosophischen Diskussion um den „Themenkreis ‚Naturrecht und Gerechtigkeit‘“ (317) vor der Zeit des Laktanz und arbeitet dabei die Quellen der laktanzischen Naturrechtsidee heraus: Die Sophistik grenzt das menschlich Gesetzte (thesis) vom Vorfindlichen (physis) ab, aus dem sich aber „nicht unmittelbar Ethisches ablesen l��t, sondern nur f�r die Ethik Relevantes“ (323). Bei Platon und Aristoteles vermittelt die Vernunft von der physis zu den theseis im Hinblick auf das Zutr�gliche („explikative Funktion des Naturrechts“ 324), die Stoa betont demgegen�ber „das affirmative Sich-Einlassen des Menschen auf die ihm eigene Vernunft als Teil der Weltvernunft“ (332, „mimetische Funktion“ 329). Dagegen wendet sich die Kritik des Karneades  (347–361), w�hrend Cicero, die wichtigste Quelle des Laktanz, eklektisch einen Mittelweg zwischen Stoa und akademischer Skepsis sucht (345, 363–371). Au�erdem st�tzt Laktanz sich auf die Naturrechtskonzeptionen der r�mischen Juristen (373–392).

Das dritte Kapitel ist den Traditionslinien gewidmet, die sich in der Naturrechtskonzeption bei Laktanz verfolgen lassen. Besonderen Nachdruck legt W. dabei auf die Rezeption Ciceros: Nach dem einleitenden Hinweis auf die Kompatibilit�t des j�disch-christlichen Sch�pfungs- und des f�r die Transzendenz offenen ciceronianischen Naturbegriffs (393–396) geht W. zun�chst (397–404) auf das rationale Verst�ndnis von Religion und Ethik ein, das Laktanz mit Cicero verbindet, anschlie�end (404–422) auf den Begriff des Gesetzes und die Gesetzessprache bei Laktanz, dann (422–442) auf das Gewissen, Anthropologie (442–445), auf die Vorstellung des Christentums als vera philosophia (445–452), auf den Umgang des Laktanz mit Normen (452–460, v.a. zu inst. 6,23), auf die Begr�ndung ethischer Erkenntnis durch Erfahrung nach Cicero (460–465), auf die Frage nach dem summum bonum (465–468) und schlie�lich auf die ciceronische Differenzierung zwischen mittlerer und vollkommener Pflichterf�llung (468–470).

Im vierten Kapitel gibt W. eine Gesamtdarstellung des Naturrechtsentwurfs bei Laktanz. W. unterscheidet dabei einen mimetischen, explikativen und kritischen Aspekt:  Zu ersterem geh�ren „Gottes- und N�chstenliebe als Postulate des Naturrechts und der Vernunft“ (473). N�herhin besteht Gerechtigkeit f�r Laktanz aus den anthropologischen Gr��en aequitas (Gleichheit und Billigkeit, 478) und Geschwisterlichkeit (473), aber auch pietas (478f.), wobei sich Laktanz selbst in Kontinuit�t des ciceronianischen iustitia-Begriffs sieht (480f.). Formal l�sst sich Gerechtigkeit f�r Laktanz in die Goldene Regel fassen (482–484, Zusammenfassung „Positivfassung der Goldenen Regel f�r die �bergangszeit Antike – Christentum“ 492f.). Bei Laktanz liegt der Schwerpunkt noch auf dem Handeln, erst bei Augustin verschiebt er sich auf die Gesinnung (486). Den explikativen Aspekt in der Gerechtigkeitskonzeption des Laktanz sieht W. in dessen Gesamtprogramm christlicher Unterweisung unter dem Titel institutiones, dem W. sowohl formal (d.h. als Buchtitel, 493–508) als auch inhaltlich-konzeptionell (in Staat und Gesellschaft 509–530, in der Kirche 530–532) nachgeht, den kritischen Aspekt schlie�lich in der humanitas (vor Laktanz 532–538, bei Laktanz 538–546, heute 546f.). Am Ende l�sst W. seine �berlegungen auf die Frage zulaufen: „Gilt f�r Lactanz: ‚Naturrecht als Personrecht‘?“ (548). In W.s Antwort (552) steckt die Quintessenz des Kapitels – und letztlich die Erkl�rung f�r den Titel „Personalit�t durch Humanit�t“: „Die Formel vom ‚Personrecht‘ gibt wohl am besten das wieder, was auch Lactanz im Naturrechtsparadigma auszudr�cken hatte: das Ineinander von kritischer (humanitas-Begriff), mimetischer (Einlassen auf den Gerechtigkeits- und Gleichheits-gedanken sowie das Strukturgef�ge der Natur) und explikativer (Institutionen-Gedanke) Funktion des Naturrechts.“

In Teil IV, der Nachwirkung des laktanzischen Ethik gewidmet, fasst W. zun�chst (565–580) in und anhand moderner ethischer Terminologie die Positionen des Laktanz zusammen. Dann (580–610) hebt W. die Ethik des Laktanz in f�nf Punkten von der sp�teren Entwicklung ab: F�r Augustinus konstatiert W. als Umakzentuierung die „Infragestellung der Leistungskraft menschlicher Vernunft“ (581), f�r Petrus Abaelard die Notwendigkeit „einer neuen rationalen Grundlegung des Glaubens und seiner Ethik“ (587), f�r Hugo von Sankt Viktor die st�rkere Betonung der „Folgenbetrachtung“ (593), f�r Thomas von Aquin eine ganze Reihe von Neuerungen im Naturrechtsverst�ndnis und im System der Ethik (596–603) und f�r Wilhelm von Ockham die Heraushebung von Vernunft und Wille (603–610).

Es folgen das Schlusskapitel (611–617), in dem W. seine Ergebnisse in f�nfzehn Thesen zusammenfasst, das umfangreiche Literaturverzeichnis (619–690!), das einer Gesamt-bibliographie �ber Laktanz gleichkommt, ein Anhang (691–702) mit zwar �bersichtlichen, aber nicht ganz deutlich auf den Text der Arbeit bezogenen Schaubildern, z.B. mit Inhaltszusammenfassungen zu den Divinae institutiones (696–702), schlie�lich erfreulich umfassende Register (Namen im Textteil 703f., moderne Autoren 704–716 und Stellen 717–748), welche den Zugriff auf volumin�se Werk erleichtern, ja geradezu erst erm�glichen.

Mit einzelnen Formalia[4] wird vielleicht nicht jeder Leser gl�cklich werden, insgesamt aber ist es W. in vorbildlicher Weise gelungen, die Leistung des Ethikers Laktanz gr�ndlich, fundiert und �berzeugend darzustellen sowie in ihrer teils frappierenden Aktualit�t[5] – etwa Laktanz als Anwalt religi�ser Toleranz 286f. – zu erweisen. Hervorzuheben ist W.s trotz der oft sperrigen und f�r den Philologen ungewohnten Begrifflichkeit in theologicis und manch syntaktisch wie inhaltlich etwas �berfrachteten Passage lobenswerte Bem�hung um Anschaulichkeit und um hinreichende Erkl�rung von Sachverhalten. W. erm�glichst dem entweder philologisch oder theologisch-ethisch interessierten Leser dieser im besten Sinn interdisziplin�ren Studie den Zugang zum jeweils anderen Themengebiet in sehr Gewinn bringender Weise. Insbesondere den klug ausgew�hlten und vorbildlich aufbereiteten Texten in Teil II w�rde man eine viel weitere Verbreitung w�nschen, als der unverh�ltnism��ig hohe Preis (und der  f�r Au�enstehende wenig attraktiv formulierte Titel) des Werkes erhoffen l�sst.

Gestattet sei eine abschlie�ende Anregung: Vielleicht lie�e sich aus dem ersten Band, am besten mit einer Kurzzusammenfassung des zweiten im Nachwort, eine erschwingliche zweisprachige Auswahlausgabe herstellen – denn dass Laktanz gr��eres Interesse auch jenseits der philologischen Fachgrenzen verdient, hat W. ja eindringlich gezeigt.

 

 

 

2. Digeser, The Making of a Christian Empire

Elizabeth De Palma Digeser (= D.), Historikerin am St. Norbert College in Wisconsin/USA,  hat eine, soviel vorweg, �beraus ideenreiche und anregende Monographie �ber den politischen Denker Laktanz und seinen Einfluss auf die Politik des Kaisers Konstantin vorgelegt, die ihn geradezu als Schl�sselfigur beim �bergang von der paganen zur christlichen Antike betrachtet – oder pr�gnant mit D.s eigenen Worten (IX): „This is a book about how Rome became a Christian empire.“ Darin stellt D. teilweise bereits in ihrer Dissertation[6] und einer Reihe von Aufs�tzen[7] vorgetragene �berlegungen zusammen und f�hrt sie weiter. Nach Vorwort (IX–XII) und Einleitung (1–17) beinhaltet das Buch f�nf relativ eigenst�ndige Kapitel: „Defying the Dominate“ (19–45) �ber die in den Divinae institutiones vorgetragene Kritik an Diokletians religi�ser Herrschaftslegitimation, „Prose-cuting the Jurists“ (46–63) �ber die Auseinandersetzung mit den Rechtsreformen Diokletians und den Gegenentwurf des Laktanz, „Persuading the Philosophers“ (64–90) �ber die Darstellung des Christentums, die sich hermetischer Terminologie bedient und an die Anh�nger eines philosophischen Monotheismus richtet, „Forging Forbearance“ (91–114) �ber die im Widerstreit mit Porphyrios konzipierte Toleranzforderung des Laktanz f�r die Christen und schlie�lich „Constantine and the New Rome“ (115–143) �ber den Einfluss des Laktanz auf die Religionsgesetzgebung des Kaisers Konstantin. Es folgen Anmerkungen (145–175), Literaturverzeichnis (177–195) und ein knappes Register nach Namen und Schlagworten (197–199). Zum Inhalt und zu D.s Erkenntnissen im Einzelnen:

Einleitend malt D. die Lact. inst. 5,2 geschilderten Ereignisse an der Residenz des Diokletian in Nikomedien im Winter 302/303 eindringlich, beinahe romanhaft aus: Die Christenverfolgungen stehen unmittelbar bevor, Sossianus Hierocles und Porphyrios greifen, auf dem Boden eines philosophischen Monotheismus stehend, in �ffentlichen Vorlesungen das Christentum an (1–7). Als Reaktion darauf verfasst Laktanz die Divinae institutiones, zu deren ersten H�rern, noch in Nikomedien, Konstantin geh�rt (12). D. charakterisiert das Werk mithin als „appeal to substitute tolerance for persecution and as Constantine’s blueprint for building a new Rome out of the ashes of the tetrarchy“ (13) und sieht es als ihre Aufgabe an, die Engf�hrungen der bisherigen Forschung, die sich entweder auf den historischen oder den theologischen oder den philologischen Aspekt konzentriert habe, zu �berwinden und zu belegen, dass „Lactantius’ work was a significant step into the Christianization of Rome“ (15). 

Im ersten Kapitel blickt D. zun�chst (19–25) auf das Problem der Herrschaftslegitimation und -sicherung bei Augustus und Septimius Severus zur�ck und skizziert dann (25–32) Diokletians L�sungsentwurf einer Herrschaftssicherung durch das die Nachfolge regelnde System der Tetrarchie und durch die Legitimation der Herrschaft mit „a theology of power“ (27). Als g�ttlich begr�ndet gelten dabei der Herrschaftsanspruch der beiden Augusti Diokletian und Maximian mit den 287 angenommenen Beinamen Iovius und Herculius, die Teilung der Herrschaft und die Stabilit�t dieses die g�ttliche Weltordnung widerspiegelnden Herrschaftssystems. Dadurch wachsen wieder Bedeutung und Akzeptanz des „traditional Greco-Roman pantheon“ (30) und Kultes – auch bei den Anh�ngern eines philosophischen Monotheismus. Die Auseinandersetzung mit dieser politischen Entwicklung ist f�r D. ein Hauptanliegen der Divinae institutiones (32–40) – diese seien somit „a strongly political tract“, wie „a reader who stays alert to its subtexts and allusions“ (33) feststellen k�nne. Dementsprechend deutet D. insbesondere das erste Buch der Divinae institutiones als Kritik an der Tetrarchie und der politischen Theologie Diokletians, in deren Rahmen Laktanz Aussagen des Porphyrius aufgreift (35f.). Als Gegenbild zeichnet Laktanz – so jedenfalls D.s Interpretation (40–45) – das Zeitalter des Augustus, auf dessen Wiedererrichtung er auch abziele.

Das zweite Kapitel widmet D. dem Rechtssystem. Sie geht aus von dessen Neufundierung insbesondere durch Ulpian im beginnenden dritten Jahrhundert und nennt als deren Kennzeichen: die Synthese von Naturrecht, g�ttlichem Recht und r�mischem Recht (48), das Verst�ndnis des Kaisers als Rechtsquelle (48f.) und die Schaffung eines einheitlichen Rechtsraumes durch die Ausweitung der G�ltigkeit des r�mischen Rechts (49–51) – letztere mit dem Ergebnis, dass „the empire became one giant civitas“ (50), wodurch sich freilich der Loyalit�tskonflikt f�r die Christen gegen�ber dem r�mischen Staat zuspitzt (51f.). Dann (53–56) geht D. auf die Verh�ltnisse in der Tetrarchie ein: In Fortf�hrung fr�herer Reformans�tze zielt Diokletians Politik ab auf „the universalization of Roman law and cult trough the broadest possible extension of Roman citizenship“ (55). Die ab 303 getroffenen Ma�nahmen gegen die Christen sollen diese in erster Linie dazu bringen, ihren B�rgerpflichten wieder nachzukommen. Vor diesem Hintergrund interpretiert D. schlie�lich (56–63) die Divinae institutiones als Entwurf f�r einen christlichen „Idealstaat“, der durch die Synthese ciceronianischen und christlichen Naturrechtsdenkens auch f�r Anh�nger eines philosophischen Monotheismus konsensf�hig sein soll.

Wie Laktanz versucht, die Anh�nger eines philosophischen Monotheismus auf die Seite des Christentums zu ziehen, nun aber in theologicis, ist auch das Thema des dritten Kapitels: Ausgehend von der gro�en Autorit�t, die das neuplatonische Denken Hermes Trismegistos als der vermeintlichen Quelle Platons zuschreibt (65–67), sieht D. die theologische Sprache der Divinae institutiones in Ankn�pfung – und zwar „at a more esoteric level“ (67) – an hermetische Ausdrucksweise, womit sich Laktanz wiederum gegen die antichristliche Polemik des Porphyrios wendet: In der Rede �ber Gott, insbesondere das h�ufige Gottespr�dikat summus deus (68–70), der Christologie bzw. Soteriologie, die Christus als Lehrer in den Mittelpunkt stellt (70–78), und der Vorstellung von Bekehrung als stufenweise Erleuchtung und Verwandlung (78–84) sieht D. eine Isolierung des Laktanz innerhalb des fr�hen Christentums und eine bewusste Offenheit gegen�ber gnostisch-hermetischen Lehren, um so gerade das Zielpublikum der antichristlichen Propagandisten anzusprechen (85). Dabei und �berhaupt im Hinblick auf Dichtung und Philosophie konstatiert D. eine im fr�hen Christentum einzigartige Ann�herung an die pagane Kultur (86–90).

Im vierten Kapitel identifiziert D. zun�chst (91–102) den nicht namentlich genannten Philosophen, dessen Vortrag eines antichristlichen Pamphlets in Nikomedien zu Beginn der Verfolgungen im Jahr 303 von Laktanz geschildert wird (inst. 5,2,3–11; 4,1f.), mit dem Neuplatoniker und Plotinsch�ler Porphyrios und das bei Laktanz erw�hnte Werk (inst. 5,2,4 tres libros evomuit contra religionem nomenque Christianum) mit De philosophia ex oraculis (fr. 303-350 Smith).  D.s Argumente sind: 1. Eine Fr�hdatierung von De philosophia ex oraculis ist nicht zwingend, das Werk kann auch erst kurz vor 303 entstanden sein. 2. Die Zahl von drei B�chern stimmt (anders als bei den bislang diskutierten 15 B�chern Contra Christianos). 3. Entgegen �lterer Forschungsmeinungen hat De philosophia ex oraculis eine deutlich antichristliche Tendenz. 4. Laktanz kennt De philosophia ex oraculis (gemeinsames Motiv vom Weg zum Himmel, Argumentation mit Orakeln, Jesus als g�ttlicher Weiser, 102–104). 5. Die Beschreibung des antistes philosophiae inst. 5,2,3–7 kann unter Heranziehung und entsprechender Interpretation von bekannten Fakten aus dem Leben des Porphyrios, insbesondere seiner Heirat mit Markella, auf diesen bezogen werden (104–107). 6. Gerade in De philosophia ex oraculis wird die Frage von Toleranz bzw. Intoleranz angesprochen, die wiederum Laktanz unter Berufung auf Cicero fordert (107–111).

 Das f�nfte Kapitel schlie�lich widmet D. dem Einfluss des Laktanz auf Konstantins Politik. Dieses Kapitel baut auf fr�heren Publikationen aus den Jahren 1994 und 1997 auf (XI). Da es zahlreiche interessante Impulse f�r die wissenschaftliche Diskussion sowohl �ber Konstantin als auch �ber Laktanz enth�lt, sei es hier etwas ausf�hrlicher vorgestellt. D. beginnt mit einer Interpretation der konstantinischen Religionspolitik: Nach einem einleitenden Blick auf Konstantins Weg zur Macht (115–117) geht sie zun�chst (117–121) grunds�tzlich auf die Geschichte r�mischer Religionspolitik ein und entwickelt die prinzipielle Unterscheidung zwischen „tolerance“, definiert als „principled forbearance for the forseeable future“ (118) – wobei D.s Toleranzbegriff die Geringsch�tzung der tolerierten Ansichten beinhaltet: „We do not need to tolerate or forbear people whose views we like“ (118) – , und „concord“, definiert als „principled forbearance that looks toward an ultimate goal of religious unitiy“. Nach D. gibt es in Rom Toleranz in diesem Sinne zun�chst �berhaupt nicht, sondern nur „religious elasticity“ (119) bei der Aufnahme geeigneter fremder Religionen und daneben die rein politisch motivierte Duldung des Judentums. Als Akt der Toleranz l�sst D. erst das Edikt des Galerius gelten (120). Schlie�lich sieht sie „concord“ – gemeint ist ungef�hr: „Streben nach religi�ser Einheit im Reich durch vorl�ufige Duldung anderer Religionen und �berzeugung“ – als das Prinzip der Religionspolitik Konstantins – und als eine von Laktanz erstmals entworfene Konzeption (120, zu vergleichen 111–114). Dann (121–133) arbeitet D. Phasen in der kostantinischen Religionspolitik heraus: 1. ein Vorgehen ohne Zwang und im Geist der Toleranz in den ersten Jahre nach 306 (121), 2. nach der Schlacht an der Milvischen Br�cke (insbesondere im so genannten Mail�nder Edikt) eine durch systematische Gleichbehandlung aller Religionen gekennzeichnete „policy of religious liberty, not toleration“ (122), 3. in den Folgejahren keine Bevorzugung, sondern nur eine schrittweise Gleichstellung des Christentums mit anderen Kulten (123f.), 4. nach dem Sieg �ber Licinius und der Erringung der Alleinherrschaft im Jahr 324 schlie�lich „a policy of concord“ (125 u.�.), auch gegen�ber polytheistischem Tempelkult. Gro�en Wert legt D. auf die Charakterisierung von Konstantins Einstellung als „incorporating any sort of genuine moral or religious sentiment“ (133). – Nun kommt D. zu ihrer Hauptthese �ber den Einfluss des Laktanz auf Konstantin, von dem sie folgendes Bild zeichnet (133–138): Ab 306 kann Laktanz und Konstantin die N�he ihrer Anschauungen bewusst werden. Nach seiner Berufung an Konstantins Hof liest Laktanz dort aus den Divinae institutiones (133f.). Deren Kurzfassung schlie�t Laktanz vor 310 ab, die Kaiseranrede im ersten Buch geh�rt ins Jahr 310, diejenige im siebten Buch ins Jahr 313 (134). Sp�testens 306 verl�sst Laktanz Nikomedien, sp�testens ab 310 wirkt er als Prinzenerzieher an Konstantins Hof in Trier. Folglich verfasst Laktanz die Divinae institutiones zwischen 305 und 310 und tr�gt sie zwischen 310 und 313 in Anwesenheit Konstantins am Hof vor (135). Ab 314, verst�rkt ab 324 schl�gt sich die von Laktanz entworfene „concord“-Religionspolitik in Konstantins Politik nieder (136f.), sp�ter auch im m��igenden Einwirken auf radikale Christen, die ein Vorgehen gegen nichtchristliche Religionsaus�bung fordern (137f.). Abschlie�end (138–143) fasst D. den Umschwung der Verh�ltnisse von Diokletian bis zum Tod Konstantins und das Wirken des Laktanz zusammen. Dessen Einfluss bewertet sie am Ende folgenderma�en (143): „Constantine’s Rome was a palace for Christians, a home for monotheists, and a school for polytheists. The emperor had certainly not consulted Lactantius as the sole architect, but it was an edifice that would have made the theologian proud.”

In einem eigenen Teil (145–175) folgen die Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln. Eingeleitet werden sie jeweils durch „General Remarks“, die einen �berblick zur jeweiligen Forschungslage geben und die Auseinandersetzung mit den einzelnen Forschungsmeinungen enth�lt, die im Text nur ausnahmsweise Erw�hnung finden. Auch hier findet sich Lateinisches und Griechisches durchgehend – abgesehen von einzelnen zweisprachig wiedergegebenen Wendungen – in �bersetzung, Graeca meist transkribiert. Am Ende stehen Literatur-verzeichnis (177–195) und ein knappes Register (197–199), das manche recht subjektiv formulierte Schlagw�rter (zu den Divinae institutiones beispielsweise: „modern scholarship on“, „presentation“), aber keine Stellen enth�lt.

D. vereinigt viele interessante Gedanken und neue Thesen �ber Laktanz in einem �beraus anregenden Buch. Als ihre Hauptthesen erscheinen:

1.          Die Divinae institutiones sind eine publizistische Reaktion einerseits auf die Herrschaftslegitimation und Politik der Tetrarchie, andererseits auf Porphyrios’ christenfeindliche Schrift De philosophia ex oraculis zu verstehen und theologisch wie terminologisch auf die dort angesprochene Zielgruppe der philosophischen Monotheisten ausgerichtet. Der nicht namentlich genannte antistes philosophiae (inst. 5,2,3) ist Porphyrios.

2.          Laktanz �bt mit seinem in den Divinae institutiones entworfenen religionspolitischen Konzept von „concord“ ma�geblichen Einfluss auf Konstantin aus. Laktanz tritt fr�her in unmittelbaren Kontakt mit Kaiser Konstantin als bisher angenommen: Weggang aus Nikomedien um 305 (statt[8] 314/15), Beginn der T�tigkeit in Trier 310 (statt 314/15, unmittelbar nach Nikomedienaufenthalt), Kaiseranreden 310 und 313 (statt 324).

D. entwirft somit ein in vielen Z�gen neues Laktanzbild und eine er�ffnet eine neue Sichtweise der Divinae institutiones. Dass ein solch umfassender Neuansatz nat�rlich kritische Fragen hervorruft, liegt auf der Hand. Zwei Fragenkomplexe seien kurz angedeutet:

  1. Im antistes philosophiae (inst. 5,2,3) und seinen drei B�chern hat auch Pier Franco Beatrice 1993 in einem von D. nicht erw�hnten Aufsatz[9] Porphyrios und seine Philosophia ex oraculis erkennen wollen – und zwar mit �berzeugenderen, n�her auf den Laktanztext eingehenden Argumenten. Will man mit D. (und gegen Beatrice) annehmen, dass Laktanz dieses Werk des Porphyrios in extenso benutzen konnte und sich in den Divinae institutiones damit auseinandersetzt, bleibt zu fragen, warum er dann inst. 5,2,12 den zweiten Christengegner f�r mordacius erkl�rt und dessen Wider-legung viel mehr Platz einr�umt.
  2. In der von D. entworfenen Laktanzbiographie bleiben einige Fragen offen, etwa: Wo war Laktanz zwischen 306 und 310, als er doch die umfangreichen Divinae institutiones abfasste? Wie ordnet D. die Schrift De mortibus persecutorum ein, die einen Aufenthalt des Laktanz in Nikomedien oder Umgebung w�hrend der Verfolgungszeit nahe legt?[10] Vor allem D.s Fr�hdatierung der Erg�nzungen in den Divinae institutiones wirft mancherlei Probleme auf: Warum finden sich keine Kaiser-anreden in der Epitome divinarum institutionum, die doch nach D.s Auffassung auf die bereits erweiterten Divinae institutiones aufbauen muss? W�re die sich aus D.s Theorie ergebende bewusste Weglassung aller Kaiseranreden – Konstantin wird in der Epitome nicht erw�hnt – nicht geradezu ein Affront gewesen? Die rasche Hinzuf�gung von insgesamt sieben Kaiseranreden etwa drei Jahre nach der Fertig-stellung des Werks mag zwar denkbar erscheinen, aber wie sind die �brigen 31 Ver�nderungen[11] zu erkl�ren, insbesondere die dualistischen Zus�tze? Nimmt D. also einen theologischen Sinneswandel des Laktanz zwischen kurz vor 310 und 313 an? Wie erkl�rt sie ihn? Deutet die Tatsache, dass neben den Divinae institutiones auch De opificio dei (dualistischer Zusatz hinter 19,8) �berarbeitet wurde, nicht eher auf eine sp�te retractatio des Gesamtwerkes in dualistischem Geist hin?

Insgesamt hat D. ein �beraus begr��enswertes und aufgrund seines vergleichsweise geringen Umfangs und teilweise essayistischen Stils – woraus sich freilich auch manche argumentative Engf�hrung[12] erkl�rt – gut lesbares Buch geschrieben, das zahlreiche Anst��e gibt und neue Perspektiven er�ffnet. Man darf D.s Werk eine breite und fruchtbare Resonanz in der Forschung w�nschen.

 

3. Tjulenev, Laktanzij: christianskij istorik na perekrestke epoch[13]

Einen neuen Blickwinkel vor allem auf die Divinae institutiones er�ffnet auch V. M. Tjulenev (= T.). T. untersucht in seinem Buch „Laktanz: ein christlicher Historiker an einer Epochenwende“, dessen Hauptinhalte hier trotz der bedauerlichen Sprachbarriere wenigstens in aller K�rze vorgestellt werden sollen, die Stellung des Laktanz in der Geschichte der christlichen Historiographie und sein Geschichtsbild. Nach einer umfangreichen Einf�hrung zu Autor und Gegenstand der Untersuchung (6–39) befasst sich der erste Abschnitt (40–120) mit den Divinae institutiones, der zweite (122–188) mit De mortibus persecutorum, nach dem Literaturverzeichnis (189–204) folgt eine Auswahl�bersetzung aus den Divinae institutiones (205–317).

  Im ersten Kapitel geht T. zun�chst (44–54) auf die Grundcharakteristika des Historikers Laktanz ein: Ausgangspunkt ist die g�ttliche Vorherbestimmung des geschichtlichen Ablaufs als gro�e Woche von sieben Mal tausend Jahren. N�herhin teilt Laktanz die menschliche Geschichte in vier Entwicklungsperioden ein (50), n�mlich die vom S�ndenfall bestimmte Zeit Adams, dann die goldene Zeit, die Epoche des Polytheismus als Abfall davon und schlie�lich die Zeit der Herrschaft Christi. Dabei hebt T. das Zusammenkommen paganer und christlicher Vorstellungen und die Einwirkung dualistischer Gedanken hervor. Das chronologische Ger�st des Laktanz (51–53, Skizze 54) f�hrt T. auf Theophilos von Antiochien zur�ck.

Dann (55–102) zeichnet T. im zweiten Kapitel die geschichtliche Darstellung des Laktanz in ihrer zeitlichen Abfolge nach, beginnend mit dem ersten Buch der Divinae institutiones: Den S�ndenfall sieht Laktanz als auf den Menschen zur�ckzuf�hrenden notwendigen Teil Geschichte, unmittelbar danach aber werden die Fundamente f�r den Verfall der Menschheit in den Polytheismus gelegt. Das goldene Zeitalter m�ndet bei Laktanz durch den Abfall vom Monotheismus zum Polytheismus in einen Depravationsprozess, der, wie T. zu zeigen versucht, f�r Laktanz ambivalent ist: Zu diesem Prozess geh�rt n�mlich einerseits die Geschichte der Zivilisation und die Idee des Fortschritts – dahinter steht also eine optimistische Auffassung von Geschichte, der sich Laktanz als einziger Apologet auch durchaus anschlie�t (72), indem er diesen Zivilisationsprozess auf die Menschwerdung Christi hinauslaufen sieht (73). Andererseits tr�gt dieser Prozess nat�rlich die depravativen Z�ge der religi�sen Verirrung, der von den als G�ttern verehrten M�chtigen ausgehenden moralischen Verrohung und dem Verlust der g�ttlichen Weisheit. Die Erkl�rung, die Laktanz f�r die Art und Weise des g�ttlichen Einwirkens auf historische Prozesse gibt, steht, so T. in seiner Deutung des zweiten Buches, zwar teilweise in der apologetischen Tradition, wenn auf das Wirken von D�monen verwiesen wird, teilweise spricht Laktanz auch dem Menschen die Schuld an der depravativen Entwicklung zu, doch findet sich keine einheitliche Konzeption. Einerseits wirkt in der Welt die Vorsehung, andererseits benennt Laktanz Gott nie als in der Geschichte t�tigen. Heilsgeschichte und Geschichte des Heidentums sieht T. bei Laktanz getrennt: Es gibt keine Erkl�rung f�r das Hauptgeschehen der Heilsgeschichte, das Kommen des Erl�sers. Dann fasst T. die von ihm solcherma�en selbst�ndig verstandene Heilsgeschichte bei Laktanz im vierten Buch der Divinae institutiones zusammen: die besondere Zuwendung Gottes zu seinem Volk, dessen Abfall, die Menschwerdung Gottes und die Offenbarung an alle V�lker. Als Hauptlinie des Laktanz arbeitet T. heraus: Erschaffung – Gottes Volk – Christusgemeinde, mit der Menschwerdung als Zentrum. Deren Begr�ndung bei Laktanz skizziert T. folgenderma�en: Gott greift nur in wesentlichen Momenten der Geschichte ein, wobei die Propheten, insbesondere Mose, durch die Gott die s�ndigenden Menschen ermahnt und andererseits zur Umkehr  zu bewegen versucht, eine wichtige Rolle spielen. Aber durch die Propheten konnte Gott sein Ziel nicht erreichen; deswegen war es n�tig, dass Christus in die Welt kommt – aber nicht wegen der Erl�sung der Menschheit, sondern aus p�dagogischer Sorge um sein Volk (inst. 4,11,10 – S. 94). Der Abfall der Juden von Gott und Wahrheit ist f�r Laktanz, so deutet es T., die h�chste Stufe des geschichtlichen R�ckschritts. Das f�nfte Buch der Divinae institutiones einbeziehend, f�hrt T. seine Inter-pretation weiter: Durch die Menschwerdung Christi kehren die typischen Merkmale des Goldenen Zeitalters zur�ck, doch verliert die Geschichte ihre Perspektive nicht, weil erst mit der zweiten Wiederkunft Christi eine volle Wiederherstellung des gl�cklichen Lebens erreicht wird.

Schlie�lich (103–120) analysiert T. im dritten Kapitel das Bild, das Laktanz von der christlichen Epoche nach der Menschwerdung zeichnet: Die alttestamentliche Geschichte und die Wunder Christi als Pr�figurationen betrachtend erwartet Laktanz, dass sich das Christentum durchsetzt, obgleich Gott die Verfolgungen zul�sst – freilich nur, um die Sittenreinheit seiner Diener zu wahren. Die Sendung Roms bei Laktanz fasst T. so zusammen: Rom ist das letzte Weltreich, sein kommender Sturz wird der letzte geschichtliche Akt. Als Beweis f�hrt Laktanz das Schema vom Altern Roms an, betrachtet den historischen Weg Roms aber nat�rlich nicht zyklisch, wie Seneca, sondern linear (115). Konstantin wirkt in dieser eschatologisch gepr�gten Gegenwart als Retter der Kirche vor b�sen Taten und als Wiederhersteller der geschichtlichen Ordnung – mit ihm stellen sich die Elemente des Goldenen Zeitalters wieder ein. Als Hauptakzente des Laktanz in dieser Periode benennt T. die Menschwerdung des Logos und den Sieg der Kirche unter Konstantin dem Gro�en; diese Ereignisse sind durch die makrozyklische Konzeption der Wiederkunft des Goldenen Zeitalters verbunden. Daneben tritt eine andere Idee von historischem Fortschritt  in einem st�ndigen Aufstieg f�r die Kirche.

Der zweite Hauptteil des Buches (122–182), der sich mit De mortibus persecutorum besch�ftigt, sei nur noch ganz knapp betrachtet. T. w�rdigt darin unter der �berschrift „das neue Verst�ndnis der christlichen Geschichte“ zun�chst allgemein die Bedeutung des Werkes ganz am Anfang der christlichen Geschichtsschreibung, anschlie�end zeichnet er die Haupt-gegenst�nde nach: die neue Qualit�t der Verfolgungsma�nahmen als Rahmen, die Kaiser- und Kirchengeschichte, schlie�lich die Geschichte der B�rgerkriege.

Im Schlusswort (183–188) fasst T. nochmals wesentliche Aspekte des laktanzischen Geschichtsbildes zusammen: den historischen Weg der Menschheit als eine Wiederholung der gro�en Sch�pfungswoche, das Aufgreifen griechisch-paganer Epochentheorien, die Idee des Prozesses und seiner p�dagogischen Implikation, Widerspr�chlichkeit in der Bewertung der vorchristlichen Vergangenheit. Das Hauptverdienst des Laktanz im der Geschichte der christlichen Historiographie besteht nach T. darin, dass er das heilsgeschichtliche christliche Denken und die antike Geschichtsdeutung in seiner Konzeption zu vereinen versucht.

T.s interessantes Buch pr�sentiert – trotz eingeschr�nkter Auseinandersetzung mit der neueren Forschungsliteratur[14] – eine konsequent am Text orientierte, anregende Gesamt-deutung insbesondere der Divinae institutiones, lenkt das Augenmerk auf die Konzeption des Werks und er�ffnet neu den Blick auf den Historiker und gleicherma�en den Theologen Laktanz, den es wiederum geradezu idealtypisch in seiner suchenden Stellung zwischen antiken und christlichen Denkmodellen zeigt.

 

4. Heck/Schickler, Lactantius: G�ttliche Unterweisungen in Kurzform

Als Erg�nzung zur kritischen Ausgabe der Epitome divinarum institutionum, die er und Antonie Wlosok im Jahr 1994 in der Bibliotheca Teubneriana ver�ffentlicht haben, legt Eberhard Heck (= H.) nun eine zusammen mit Gudrun Schickler (= S.) erstellte �bersetzung des Werkes vor. Das Buch enth�lt eine umfangreiche Einleitung (11–52), die �bersetzung mit Erl�uterungen in Fu�noten (53–145), ein „erkl�rendes Eigennamenverzeichnis“ (146–179) und ein Stellenregister (180–190).

In der Einleitung f�hren H./S. zun�chst (11–20) �beraus fundiert, aber in einer auch den Nicht-Fachmann ber�cksichtigenden Weise[15] in die derzeit vorherrschende Forschungs-meinung[16] �ber „Leben, Werk und Nachwirkung“ des Laktanz ein, dann (21–29) ordnen sie die Divinae institutiones in die Geschichte der christlichen Apologetik ein und beschreiben anschlie�end (30–37) die von Laktanz bei der Zusammenfassung verfolgte Strategie: Die K�rzung ist in den einzelnen B�chern ungleichm��ig, nach dem ersten Buch hat Laktanz sein Vorgehen ge�ndert (32). Ganze Abschnitte fallen ersatzlos weg (32f.), die Anordnung wird vor allem ab Buch 2 ver�ndert (33f.), neu Hinzugekommenes dient der Unterweisung, zugleich weist es auf einen st�rkeren Einfluss platonischen Denkens hin (34-36). Auch Gedanken aus De mortibus persecutorum und De ira dei werden aufgenommen (36). Nach einem �berblick �ber die Textgeschichte – erst der 1711 wiederentdeckte Codex Taurinensis bot den bereits von Hieronymus vermissten Anfang – und Editionen (38–42) geben H./S. dem Leser noch umfangreiche Hinweise zum Umgang mir ihrer �bersetzung (42–48, 42–45 Bedenkenswertes �ber den Umgang mit �bersetzungen �berhaupt). Auf das Literatur- (49–51) und Abk�rzungsverzeichnis (52) folgt die �bersetzung, die sich (wie auch 44 angek�ndigt) an der Syntax des Originals orientiert, dessen Strukturen der Leser so auch ohne den lateinischen Text getreulich verfolgen kann.[17] Besonders erfreulich sind die Erl�ute-rungen, die knapp, aber hinreichend – und wiederum am Nicht-Fachmann orientiert – alles Wissenswerte bieten: Erkl�rungen zu schwierigen Stellen (z.B. 72 Anm. 7, 99 Anm. 5),  Hinweise auf den lateinischen Wortlaut (z.B. 67 Anm. 6), auf die Darstellung im Hauptwerk (z.B. 98 Anm. 2), auf Zitate (z.B. 60 Anm. 2) oder auf Similien (z.B. 143 Anm. 5).[18] Als geradezu musterg�ltig m�chte man auch die ausf�hrlichen und dabei stets kontextbezogenen Erkl�rungen im Eigennamenverzeichnis (146–179!) bezeichnen. Das umfassende Stellen-register rundet das Werk ab zu einem �beraus hilfreichen Hilfsmittel der Laktanzforschung.

Man kann H./S. nur danken, dass sie die m�hselige und – zu Unrecht – wenig Ruhm verhei�ende T�tigkeit des �bersetzens nicht gescheut und ein inhaltlich wie formal an-sprechendes und �berzeugendes Buch haben entstehen lassen. Man w�nscht sich viel mehr (solcher) �bersetzungen f�r die Literatur der Sp�tantike.

 

5. Friedrich, Das Symposium der XII Sapientes

Das Buch von Anne Friedrich (= F.), die �berarbeitung ihrer von Rainer Jakobi betreuten Hallenser Dissertation, besch�ftigt sich mit den Carmina XII sapientium, einer in der Anthologia Latina (Anth. 495–638) �berlieferten Sammlung, die aus zw�lf Zyklen von je zw�lf Gedichten besteht. F. bietet Einleitung (1–11), Untersuchung der �berlieferung (15–36), Text (39–77), Kommentar (81–402), �berlegungen zu „Gattungszuordnung und Verfasserfrage“ (405–478) und schlie�lich das Kapitel „Ein Jugendwerk des Lactanz?“ (481–508), das zu einer bejahenden Antwort kommt, ihm folgen Literaturverzeichnis und Register (511–526).

F.s mit dem Bruno-Snell-Preis 2001 ausgezeichnetes Werk ist hier also deswegen vorzu-stellen, weil sie in den Carmina XII sapientium das von Hieronymus (vir. ill. 80,2) erw�hnte Symposium quod adulescentulus scripsit Africae entdeckt. Folgende Argumente f�hrt F. f�r die Autorschaft des Laktanz an (481–501):

1.      Die Schilderungen der Zw�lf Taten des Herakles Anth. 627,5–9 und Lact. inst. 1,9,1f. weisen signifikante Gemeinsamkeiten auf (481–483).

2.      Den Er�rterungen zum Scheideweg und dem daf�r von Pythagoras verwendeten Y Lact. inst. 6,3,1–11 k�nnte aufgrund sprachlicher Parallelen die entsprechende Schilderung Anth. 632 zugrunde liegen (483f.).

3.      Die Darstellungen des unwiderstehlichen Sirenengesangs Anth. 637,1–10 und Lact. Phoen. 45–50 weisen deutliche Parallelen auf (485f.).

4.      F�r den elften Zyklus (Anth. 615–626) und f�r Laktanz ist die Benutzung von Scholien zu Germanicus anzunehmen (486).

5.      In einer Handschrift und in einer Inkunable, die Gedichte aus den Carmina XII sapientium enthalten, findet sich eine auf Laktanz weisende Verfasserangabe (487–490).

6.      Anth. 636 baut anscheinend auf Cypr. zel. 6f.; 9; 17 auf. Laktanz kennt Cyprian gut und benutzt De zelo et livore (491–493).

7.      Die Carmina XII sapientium kann Hieronymus mit Symposium meinen: Seine Angabe adulescentulus ist nach F. „auf ein Alter nach Abschlu� der Rhetorikstudien“ (496) zu beziehen. Dass Hieronymus sonst nur zwei Prosa-Symposia erw�hnt und beim ‘?d??p?????? ausdr�cklich hexametris scriptum versibus hinzusetzt, erkl�rt F. damit, dass Hieronymus das Werk nicht kennt oder zus�tzlich zur Angabe des Abfassungs�orts keine weitere mehr anf�gen will (494–498).

8.      Die moralisierende Neigung in der Gedichtsammlung sowie bei Laktanz und dessen sp�tere Aussagen �ber die Dichtung lassen Dichtungen in der Art der Carmina XII sapientium denkbar erscheinen (498–501).

Nach einigen weiteren ihre These st�tzenden und erg�nzenden Beobachtungen (501–506)[19] schl�gt F. eine Entstehung der Laktanz zuzuweisenden Gedichtsammlung im klassizistischen Nordafrika (506) in den 70er oder 80er Jahren des dritten Jahrhunderts (507f.) vor.

F. gelingt es, gleicherma�en mit bewundernswerter Akribie wie mit enormem Weitblick, gewichtige Indizien f�r die Verfasserschaft des Laktanz anzuf�hren und in geradezu vorbildlicher Stringenz darzustellen. Der Tatsache, dass sich trotz allem kein endg�ltiger Beweis f�hren l�sst, tr�gt F. selbst in lobenswerter Aufrichtigkeit Rechnung, wenn sie von einer „erh�rteten These“ (vgl. 507) der Autorschaft des Laktanz spricht. Man kann allerdings von nun an und bis auf Weiteres unter Berufung auf F. mit guten Recht von einem neu entdeckten Jugendwerk des Laktanz sprechen.

 

6. Laszlo, Die poetischen Dichtungen des Lactantius

Es sei gleich vorweg genommen: Das Buch von Renate Laszlo (= L.) wird an dieser Stelle lediglich erw�hnt, weil es im zu besprechenden Zeitraum erschienen ist und der Form nach auf Laktanz bezieht. Inhaltlich hat es nichts zu bieten, daher hier nur wenige Worte: L. glaubt, dass es an der Zeit sei, den vermeintlich verfemten „Dichter“ Laktanz zu „rehabilitieren“ (52; 64), und meint, die bei Hieronymus erw�hnten Laktanzwerke Symposium – so gesehen, aber auch nur so, eine bemerkenswerte Koinzidenz mit Friedrichs Arbeit – und Hodoiporikon wiedergefunden zu haben. Ersteres entdeckt sie in den Aenigmata des Symphosius, wobei sie lediglich einige der 1722 von Heumann in diesem Sinn vorgetragenen Argumente wiederholt (53–64) und die �berzeugenden Widerlegungen dieser These in der Literatur seit dem 19. Jahrhundert (vgl. Smolak HLL 5 [1989] 250f., �berhaupt datiert die j�ngste von L. zitierte Einzelliteratur in die Jahre 1928 bzw. 1910) nicht zur Kenntnis nimmt, stattdessen aber Heumanns philologische Qualifikation (57) betont. Letzteres identifiziert L. mit der Historia Apollonii regis Tyri (65-76), weil das Werk erstens, wie das vermeintliche Symposium, in Hexametern abgefasst sei und zweitens eben von „einer abenteuerlichen Seefahrt kreuz und quer durch das �stliche Mittelmeer“ (65) handle. Dabei geht L. davon aus, dass es sich – entgegen Hieronymus, dem sie einen „Denkfehler“ (65) attestiert – nicht um die Reise des Laktanz nach Nikomedien handeln k�nne, da sie f�lschlich quod adulescentulus scripsit Africae (Hier. vir. ill. 80,2) nicht auf das Symposium, sondern auf das Hodoiporikon bezieht.

Dass an L.s Ausf�hrungen �berhaupt nichts Haltbares ist, liegt auf der Hand. Zwar sollte jede Besch�ftigung mit einem antiken Autor in unseren Tagen schon positiv vermerkt werden, von der Lekt�re, �berhaupt jedweder weiteren Ber�cksichtigung dessen aber, was L. hier vorgelegt hat, kann nur dringend abgeraten werden.

 

7. L�w, Hermes Trismegistos als Zeuge der Wahrheit

Das Buch von Andreas L�w (= L.) schlie�lich, die �berarbeitete Fassung seiner Berliner Dissertation bei Carsten Colpe, erw�hnt Laktanz zwar nur im Untertitel („Die christliche Hermetikrezeption von Athenagoras bis Laktanz“), r�umt dessen umfangreicher Hermetica-Benutzung aber zu Recht sehr breiten Raum in seiner Untersuchung ein: Auf Einf�hrung  (1–6) und Vor�berlegungen zu Gestalt und Entwicklung des Corpus Hermeticum (7–40) folgen Athenagoras, Tertullian, Pseudo-Cyprian und Arnobius mit insgesamt weniger als f�nfzig Seiten (41–87), w�hrend der Rest (88–260) Laktanz gewidmet ist, nach dessen Behandlung nur noch Literaturverzeichnis (261–284) und Register (285–293) das Buch abschlie�en.

L. sieht als seine Aufgabe in der Erforschung der antiken Hermetik die „Analyse des Rezeptionsvorgangs der Fragmente durch die christlichen Schriftsteller“ (5) und die Bewer-tung dieses Vorgangs – was Laktanz angeht – vor dem Hintergrund der Arbeit von Antonie Wlosok �ber Laktanz und die philosophische Gnosis, Heidelberg 1960, die im rectus status und in der Gottesschau hermetisch-platonistischen Einfluss auf Laktanz geltend macht.

In den „methodischen �berlegungen“ (7–40) gibt L. zun�chst eine hilfreiche �bersicht �ber das disparate Corpus Hermeticum und seine Datierung (8–12). Seine Suche (12–24) nach Kriterien f�r den Nachweis „impliziter Zitationen“ (L. verwendet „Zitation“ als Oberbegriff und unterscheidet n�herhin zwischen w�rtlichem Zitat, Paraphrase, Begriffs�bernahme und Nennung des Hermes Trismegistos, 12) endet mit der Feststellung, dass es kein sicheres Merkmal aus der Zuschreibung zu Hermes Trismegistos selbst gibt. Dessen Bild in der Literatur untersucht L. daher anschlie�end (24–40): Zun�chst (2430) stellt L. fest, dass die Gestalt des Hermes Trismegistos kaum mehr etwas von den gemeinsamen Merkmalen der G�tter Toth und Hermes hat, durch deren Gleichsetzung die Gestalt des Hermes Trismegistos sich entwickeln kann (24–30). Zur dieser Verselbst�ndigung der Gestalt geh�rt auch, dass das auf �gyptische Wurzeln zur�ckgehende Epitheton Trismegistos in den Hermetica als „Namensbestandteil“ verstanden wird (30–34). Schlie�lich h�lt L. zwei Grunddaten f�r die Rezeption der hermetischen Schriften fest (34–40): Erstens wird als deren Hauptmerkmal die ‚personale Homogenit�t’ angesehen, d.h. der Bezug auf Hermes Trismegistos und die ihn umgebenden Gestalten, dessen Autorit�t, der �gyptisiernde Rahmen und die Abh�ngigkeit der Texte voneinander. Zweitens „verb�rgt der Autorname Hermes Trismegistos �gyptische Weisheit, Theosophie“ (38f.) f�r die Menschen der Sp�tantike auf der Suche nach m�glichst fr�her, urspr�nglicher Urweisheit.

Nach den hier nicht zu behandelnden Kapiteln �ber die Hermetica-Rezeption der fr�heren christlichen Autoren kommt L. zu Laktanz und fasst zun�chst (88–99) den Forschungsstand zusammen:  Brandts These von der hermetischen Quelle in De opificio dei betrachtet er als von der Forschung widerlegt, als schwer ersch�ttert Wlosoks These von dem durch die Kenntnis hermetischer Schriften vermittelten gnostischen Einfluss auf die Offenbarungs- und Erl�sungslehre des Laktanz. Dann beginnt L. seinen Durchgang durch die Hermetik-Rezeption bei Laktanz, und zwar in thematischer Ordnung: zuerst Aussagen �ber „die Gestalt des Hermes Trismegistos und seine Bedeutung als paganer Zeuge der christlichen Wahrheit“ (99–127). L. findet Hermes Trismegistos bei Laktanz dargestellt „als eine v�llig mit �gypten verbundene, durch hohes Alter, gro�e Gelehrsamkeit und hohe Verehrung ausgezeichnete Gestalt“ (99), die Laktanz unter die paganen divina testimonia rechnet, wenn er ihnen auch eine geringere Beweiskraft beimisst als anderen  (inst. 1,6,1; 7,13,4f.). Hermes Trismegistos erscheint bei Laktanz, so L., in �bereinstimmung mit biblischen Propheten (inst. 6,25,10), sein Wissen aus unbekannter Quelle (inst. 4,9,3) bzw. von D�monen (inst. 4,27,18-20) sch�pfend, als Quelle von Empedokles (inst. 2,12,4-5) und Platon (epit. 37,4). Dann besch�ftigt sich L. mit den Zitaten aus Hermes Trismegistos zu Fragen der Gotteslehre (127–148), der Sch�pfungslehre (148–162), der D�monologie (162–175), der Gotteserkenntnis bzw. des Offenbarungsverst�ndnisses (175–186, es folgt ein Exkurs �ber die Rezeption der Schl�sselstelle Plat. Tim. 28c, 186–195), der Christologie (195–220), des Verst�ndnisses vom wahren, gottgef�lligen Opfern (221–224) und der Eschatologie (225–234). Dabei interpretiert L. jedes Zitat in einem eigenen Unterkapitel, dessen �berschrift die von Laktanz dem Zitat entnommene Aussage zusammenfasst. In einem weiteren Exkurs (235–242) untersucht L. eine Reihe von Stellen, f�r welche in der Forschung eine implizite Hermetica-Rezeption angenommen worden ist, und zeigt, dass sie „auch ohne diese Annahme erkl�rt werden k�nnen“ (235).

In seiner Zusammenfassung (243–253) konstatiert L. f�r das Bild des Hermes Trismegistos bei Laktanz die st�rkste Konturierung unter den untersuchten Autoren, jedoch eine „Zwischenstellung“ (245) zwischen paganen Belegen und testimonia divina. L.s Res�mee zur Hermetica-Rezeption enth�lt u.a. Ergebnisse, die sich in den folgenden Thesen zusammen�fassen lassen:

1.      Thematische Schwerpunkte bei der Hermetica-Rezeption sind die Christologie, daneben die Existenz eines einzigen Gottes, D�monologie, Anthropologie, (pessimistische) Erkenntnistheorie und Eschatologie. Den Zitaten kommt dabei „lediglich“ (247) und „ausschlie�lich Belegfunktion“ (252) zu.

2.      Daf�r, dass Laktanz erst im griechischsprachigen Nikomedien hermetischem Schrifttum begegnet, spricht Folgendes: Laktanz hat nur griechische Hermetica vorliegen. In De opificio dei ist noch keine explizite Hermetica-Benutzung nachzu�weisen, ein Zitat (Nock/Festugi�re I,1, epit. 4,4) lernt Laktanz offensichtlich erst nach Fertigstellung der Divinae institutiones kennen.

3.      Die Hermetica haben „keine Sonderrolle unter den paganen testimonia divina“ (252). Nichts deutet darauf hin, dass Laktanz bereits in Afrika hermetisches Schrifttum kennen gelernt hat oder Hermetiker war.

Insgesamt[20] kann man L.s klar aufgebaute, stringent durchgef�hrte und stets nachvollziehbare Argumentation nur loben. Wahrscheinlich wird seine sehr vorsichtige – im Hinblick auf die implizite Hermetikrezeption vielleicht zu vorsichtige? – und zur�ckhaltende Position nicht das letzte Wort �ber Laktanz und die Hermetik bleiben. In jedem Fall aber kommt L. das kaum zu �bersch�tzende Verdienst zu, durch eine �bersichtliche Zusammen�stellung der einschl�gigen Texte sowie deren gr�ndliche Interpretation und kluge Auswertung einer weiteren Diskussion Anregung und zugleich feste Grundlage gegeben zu haben. Man wird zum Beispiel die von Elizabeth De Palma Digeser vorgetragenen Thesen �ber die herme��tische Einkleidung christlicher Aussagen bei Laktanz im Licht von L.s Arbeit neu betrachten m�ssen.

Abschlie�end sei noch zu bemerken gestattet: Vor dem Hintergrund der nur noch auf Bibliotheken abzielenden Vermarktungspolitik vieler Verlage mit altertumswissen�schaft�lichen Titeln verdient der angesichts der �u�eren Erscheinung des Buches (angenehm gro߭z�giges Druckbild, fester Einband, allerdings nur wenig haltbare Klebebindung) halbwegs moderate Preis dieses gelungenen Werkes eine ausdr�ckliche Hervorhebung.

 

Stefan Freund, Eichst�tt

stefan.freund@ku-eichstaett.de

 



[1] A. Ehrhard: Die altchristliche Litteratur und ihre Erforschung von 1884–1900. Erste Abteilung: Die vornic�nische Litteratur. Freiburg 1900, 487.

[2] L. Caeli Firmiani Lactanti opera omnia. Pars I & II, rec. S. Brandt,.Wien 1890 & 1893 (CSEL XIX & XXVII).

[3] Dem des Lateinischen Unkundigen mag Einzelnes etwas merkw�rdig erscheinen, so etwa „durch die Instandsetzung durch den g�ttlichen Geist“ f�r divino spiritu instruente (6,1,1) oder beim Vergilzitat (georg. 1,126f.) in 5,5,5 ne signare quidem aut partiri limite campum / fas erat: in medium quaerebant, das metrisch �bersetzt ist mit: „Nicht einmal bezeichnen das Feld oder teilen das Feld mit dem Grenzstein  / war da Recht: Man erwarb f�r die Mitte.“ Was mit dem r�tselhaften Ausdruck in medium quaerere („f�r die Mitte erwerben“) gemeint ist, erf�hrt man 136 Anm. 884 (zum lateinischen Text): „Der Gewinn galt f�r alle.“ – Doch sind �bersetzungen immer diskutabel, und gerade im vorliegenden Fall sollte man W. f�r seinen Dienst am Leser nicht auch noch kleinliche Vorhaltungen machen.

[4] Die etwas unhandliche Aufteilung in zwei B�nde ist wohl technisch bedingt – sobald man aber etwas sucht (Inhaltsverzeichnis ist im Band I, Register im Band II), hat man zweimal ein DIN-A3-Format vor sich. Gew�hnungsbed�rftig ist die konsequente Schreibweise der Eigennamen in Kapit�lchen (z.B. „Iesvs“). So lobenswert das ausf�hrliche Inhaltsverzeichnis ist – �berschriften wie „Religion und Verantwortungsstruktur“ (45) oder „Perichorese der Gerechtigkeit – Gottes- und N�chstenliebe in Zuordnung zur Goldenen Regel“ (482) helfen erst nach der Lekt�re des entsprechenden Abschnittes wirklich weiter. Statt cuique idem sollte es 270 doch wohl omnibus idem hei�en. W.s  akademische Lehrer (z.B. Gerfried Hunold, vgl. S. 709) werden gerne und h�ufig zitiert – ein sch�ner Zug, aber wohl nicht immer zwingend. Generell w�re vielleicht auch noch ein straffender �berarbeitungsdurchgang denkbar gewesen, doch liegt es in der Natur akademischer Qualifikationsarbeiten, dass die Verfasser eine m�glichst rasche Publikation anstreben m�ssen. Die Arbeit ist mithin nicht immer leicht zu lesen, doch findet man sich durch die �bersichtliche Gliederung und die Register hervorragend zurecht.

[5] W. hat Laktanz mutig (und nicht nur in einzelnen Schlagw�rtern) aktualisiert. Dass man vielleicht manche Parallele zur Gegenwart f�r etwas k�hn halten mag (z.B. „Befreiungstheologie in sp�tantikem Gewande“ 59; 96 Anm. 609; 483 Anm. 3232), tut diesem Verdienst keinen Abbruch, sondern liegt in der Natur der Sache.

[6] Lactantius, Constantine, and the Roman Res Publica. Diss. (University of California) Santa Barbara 1996.

[7] Lactantius and Constantine’s Letter to Arles: Dating the Divine Institutes, JECS 2, 1994, 33–52, dazu nun Kapitel 5 (115–143); Lactantius and the Edict of Milan: Does It Determine His Venue?, Studia Patristica 31, 1997, 287–295, dazu nun ebenfalls Kapitel 5; Lactantius, Porphyry, and the Debate over Religious Toleration, JRS 88, 1998, 129–146, dazu nun Kapitel 4 (91–114); Casinensis 595, Parisinus lat. 1664, Palatino-Vaticanus 161, and the Divine Institutes, Hermes 127, 1999, 75–98.

[8] Daten nach Antonie Wlosok, HLL 5 (1989), � 570.

[9] P. Beatrice: Antistes philosophiae: ein christenfeindlicher Propagandist am Hofe Diokletians nach dem Zeugnis des Laktanz, Augustinianum 33, 1993, 31–47.

[10] Laktanz schildert beispielsweise mort. pers. 35,1 unter genauer Datumsangabe den �ffentlichen Anschlag des Galeriusedikts in Nikomedien. Das hat man bislang als Indiz f�r seine Anwesenheit dort im Jahr 311 gewertet. Weitere Argumente bei Arne S�by Christensen: Lactantius the Historian. Copenhagen 1980, 23.25.

[11] Eberhard Heck: Die dualistischen Zus�tze und die Kaiseranreden bei Lactantius. Heidelberg 1972, 194f. nennt 38 �berarbeitete Stellen.

[12] Generell scheint D. dazu zu neigen, an einzelne Beobachtungen relativ weit reichende Folgerungen zu kn�pfen, so etwa bei der interpretatorisch stark belasteten Cicero-Parallele 57, und die Analyse der verwendeten Quellen auf das Exemplarische zu beschr�nken, so etwa beim nur kurz angedeuteten, argumentativ aber wichtigen hermetischen „Gegenst�ck“ 69f. Hier scheint manchmal philologische Interpretation nach den Regeln historischer Quellenarbeit betrieben zu werden. Die Platzierung der Anmerkungen im Anhang mag im angels�chsischen Raum �blich sein, st�rend ist sie trotzdem. Besonders ungl�cklich jedoch ist, dass D. die Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur weitgehend in den Anhang verlagert. Der Leser, der eine ungef�hre Kenntnis der Forschungslage mitbringt, ist zu st�ndigem Bl�ttern und Suchen (die entsprechenden Abschnitte sind klein gedruckt und nicht n�her gegliedert) gezwungen, wenn er wissen will, was D. zu bestimmten Positionen sagt, und f�r den Laktanz-Einsteiger entsteht der falsche Eindruck, das, was D. vorne ausf�hrt (etwa zur Biographie des Laktanz, 133–136, Identifikation des Porphyrios schon vorausgesetzt 5) –, sei communis opinio.  Kaum mehr zu vertreten erscheint es schlie�lich, wenn auch die wesentliche inhaltliche Auseinandersetzung mit Forschungsaussagen, denen D. widerspricht, ausschlie�lich zwischen den Anmerkungen versteckt im Anhang stattfindet, so etwa 169f. zu Hecks Argumenten f�r eine Datierung der zweiten Auflage ins Jahr 324. �berhaupt bekommt die Auseinandersetzung mit der Laktanzforschung manchmal einen etwas despektierlich anmutenden Ton, etwa 13f.; 64; 118. Manche Durchg�nge durch bedeutende Themengebiete muten etwas plakativ an und einzig und allein auf Argumente f�r die eigene Sache ausgerichtet, etwa zur Christologie 70ff. oder zu „Christentum und antike Kultur“ 86ff. Abschlie�end eine methodische Bemerkung als allgemeines Notandum zum Umgang mit neuen Medien: D. beschreibt 170f. ausf�hrlich eine Recherche mit der Cetedoc-CD-ROM und argumentiert mit dem Fehlen von Belegen. Da aber die Angabe der Version fehlt, sich aber die Datenbasis dieser Ressource stark erweitert hat, kann der Leser den Wert des Rechercheergebnisses nicht beurteilen – aussagekr�ftig w�re es im vorliegenden Fall erst ab Version CLCLT 4 von 1996.

[13] F�r �bersetzungen und sprachliche Erl�uterungen bin ich Herrn cand. theol. Dimitry Merenich, Wien,  sehr zu Dank verpflichtet. Ohne seine engagierte Hilfe h�tte dieses Buch hier nicht behandelt werden k�nnen. F�r leider nicht auszuschlie�ende Missverst�ndnisse und Fehler bei der Wiederhabe von T.s Aussagen ist allein der Rez. verantwortlich. Es sei an die gesunde Skepsis des Lesers appelliert.

[14] Nur in der Einleitung setzt sich T. in gr��erem Umfang mit der Forschungsliteratur auseinander. Das �brige Buch kommt weitgehend ohne Anmerkungen aus, meist h�lt sich T. paraphrasierend und interpretierend an den Laktanztext. Im Literaturverzeichnis fehlt eine ganze Reihe neuerer einschl�giger Titel, die zu nennen hier nicht weiterf�hren w�rde. Man wird wohl in Rechnung stellen m�ssen, dass T. vieles nicht zug�nglich war.

[15] Z.B. hilfreiche Erkl�rungen zur B�chereinteilung antiker Literatur und zum Buchwesen 15 Anm. 17; Hinweis auf grundlegende altertumswissenschaftliche Lexika 46 Anm. 13.

[16] Zwar bedauert man, dass H./S. sich nicht mit den teilweise schon in den 90er Jahren publizierten Thesen von Elizabeth De Palma Digeser zu Datierungsfragen auseinandersetzen,  ja sie nicht einmal erw�hnen, doch h�tte der Rahmen einer Einleitung auch keine ad�quate Diskussion erlaubt – und im Hiblick auf die Epitome w�re eine solche auch nicht unbedingt n�tig.

[17] Dass dabei manchmal die deutsche Idiomatik etwas leidet und einzelne S�tze sehr lateinisch klingen (z.B. 57, epit. 4,3: „Es w�re weitl�ufig, durchzumustern, was �ber den h�chsten Gott etwa Thales oder Pythagoras und Anaximenes zuvor oder hernach die Stoiker, Kleanthes und Chrysipp und Zenon, oder von den Unsrigen Seneca im Anschlu� an die Stoiker und Tullius selber r�hmend verk�ndet haben [...].“), ist wohl schwer vermeidlich.

[18] Die Hinweise auf das erkl�rende Eigennamenverzeichnis geraten manchmal etwas sperrig (z.B. 67 Anmm. 4-7), vielleicht h�tte ein Verweispfeil denselben Zweck erf�llt.

[19] Fassbare Zeitgenossen des Laktanz k�nnten Symposiasten sein. Wertsch�tzung Ciceros in der Gedichtsammlung und bei Laktanz. Signifikant unterschiedliche Auffassung von vergilischer pietas in der Sammlung und bei Laktanz deutet auf Abfassung vor Konversion. Etymologische Namen, die schlechte Kenntnisse des Griechischen verraten, passen zu Laktanz. Ablehnung des Epikureismus in der Sammlung und bei Laktanz. Endg�ltige Widerlegung der Identifikation des laktanzischen Symposium mit den Aenigmata des  Symphosius.

[20] Selbstverst�ndlich k�nnte man vereinzelt kleine Formalia monieren, die aber insgesamt nicht ins Gewicht fallen: L. sagt nicht, wie er zu den genauen Datierungen 297/298 f�r die Berufung des Laktanz nach Nikomedien (88; 246) und 317 (88) f�r Entstehung der Epitome kommt. Antonie Wlosok (als einzige Quelle zitiert 88 Anm. 21) spricht nur von „zwischen 290 und 300“ bzw. „nach 315“. Ein Erscheinen der Divinae institutiones Buch f�r Buch ab 305, wie von L. vorausgesetzt (246), wird nicht allgemein angenommen, hier w�re ein Literaturhinweis hilfreich. Unklare Stellenangaben finden sich 90 (Varro-Werk, im Brandt-Zitat), 92 (inst. statt richtig opif. 19bis 2) und 225 (inst. 18,3, es fehlt VII, aber aus Kontext klar), epit. 4,6 statt 4,4, falsch nur 249. Auch w�rde bereits der einmalige Hinweis (94 und 98) gen�gen, dass Wlosok keine systematische Analyse der Hermetica-Bez�ge vornimmt. 227f. k�nnte man darauf hinweisen, dass das eingehend besprochene Werktitel logos teleios (inst. 7,18,3) Konjektur ist. 102 Anm. 367 k�nnte man neben Buchheit auch andere Positionen zur Bewertung paganer Dichtung bei Laktanz ber�cksichtigen, z.B. Ernst Me�mer: Laktanz und die Dichtung. Diss. masch. M�nchen 1974; Eberhard Heck: Lactanz und die Klassiker, Philologus 132, 1988, 160–179; ders.: Vestrum est – poeta noster. Von der Geringsch�tzung Vergils zu seiner Aneignung in der fr�hchristlichen lateinischen Apologetik. MH 47, 1990; 102–120.