Ulrich Eigler: Lectiones vetustatis. Römische Literatur und Geschichte in der lateinischen Literatur der Spätantike. München: Beck 2003 (Zetemata. Monographien zur Klassischen Altertumswissenschaft  115). 311 S. Euro 59,90. ISBN 3-406-50311-X

 

Die vorliegende Arbeit, die bereits im Jahre 1994 als Habilitationsleistung an der Universität Bamberg angenommen wurde, konnte erst im vergangenen Jahr erscheinen, wurde allerdings, wo es nötig erschien, durch neuere Literatur ergänzt. Ihr Ziel ist es, die politische Elite der Spätantike literarisch zu charakterisieren. Die Antwort lautet, daß ihr bestimmendes Merkmal die Orientierung an der vetustas gewesen sei, ein Begriff, den der Autor in einem festgelegten Autorenkanon sieht, den diese Aristokraten in der Schule des Grammatikers  kennenlernten.  Dadurch bedingt, seien sie auf die Sprache der Klassiker und einen rückwärts gewandten Lebensstil festgelegt gewesen. Ein gutes Beispiel hierfür sieht Eigler (E.) in dem Gegensatz von subagreste ingenium, das der Historiker Ammian (30,4,2) an Modestus, dem  praefectus praetorio des Jahres 374, tadelt, und vetustatis lectiones, deren Kenntnis bei einem derartigen Amtsträger eigentlich vorauszusetzen sei. Das Fehlen einer literarischen Bildung bedeutet demnach in den Augen des Verf. zugleich ein moralisch-soziales Urteil, d.h. es ist mit einer erheblichen Abqualifizierung verbunden. Auf der anderen Seite glaubt er an Hand des Fürstenspiegels bei Claudian (8,396 ff.), wo der Kaiser Theodosius seinen Sohn Honorius vor allem auf die Vergillektüre verpflichtet, das Vergangenheitsbild dieser Schicht zu erkennen, das er im Folgenden als „Bildungsbild“ in den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellt.

Ehe man allerdings zum Hauptteil des Buches gelangt, in dem das Verhältnis von römischer Literatur und Geschichte in der lateinischen Literatur der Spätanike mit einer Fülle von Belegstellen behandelt wird, muß man sich durch eine Reihe einleitender Punkte und Vorbemerkungen hindurchlesen (1–76 !), wo man erfährt, daß die Beschäftigung mit der Geschichte sich damals im wesentlichen auf die Alte römische Geschichte, d.h. auf die Zeit von den Anfängen bei Aeneas und Romulus bis zu Augustus erstreckt habe und nur diese Epoche mit dem vetustas-Begriff gemeint sei, sowohl im rhetorischen wie im grammatischen Gebrauch. Die Rhetorik habe hinsichtlich dieser vorbildlichen Vergangenheit besonderen Wert auf die exempla gelegt, während vetustas als grammatischer Begriff stärker auf den Inhalt ausgerichtet gewesen sei und einem stark eingegrenzten, keiner Dynamik unterworfenen Litaraturkanon entstammte, der aus dem Schulunterricht beim Grammatiker erwachsen sei. Er habe im wesentlichen die Autoren Vergil, Cicero, Sallust und Terenz umfaßt. Dabei beruft sich E. an späterer Stelle auf die Quadriga Messii, d.h.auf das Rhetorikhandbuch des spätantiken Rhetoriklehrers Arusianus (nicht Arusius!) Messius, in welchem der Grundbestand des damaligen Gramammatikerunterrichts enthalten gewesen sei, den man bei Naucellius, Ammian, Claudian und anderen fassen könne. Den Ursprung dieser Bildungsliteratur, deren lebenslange Lektüre das authentische Selbstverständnis dieser politischen und sozialen Elite geformt habe – manche kannten ihren Vergil tatsächlich auswendig –, wird hierbei von einem antiquarischen Sonderwissen abgegrenzt, von biographischer Spezialliteratur, wie man es etwas aus der Exempla-Sammlung des Valerius Maximus und besonders aus Livius geschöpft habe und wie es vornehmlich in den Saturnalien des Makrobius sichtbar werde. Es habe sich vielmehr um ein in der Gesellschaft zirkulierendes Funktionswissen gehandelt, im Ganzen recht oberflächlich, so könnte man hinzufügen, das lediglich als Schmuck und Argument präsent und auf große Ereignisse und Personen ausgerichtet gewesen sei. Die zeitliche Begrenzung hätten die Werke des Augusteers Vergil gebildet, dem man eine geradezu religiöse Verehrung entgegengebracht habe, wie auch aus den prachtvollen Vergilcodices dieser Zeit deutlich wird. Aber, so könnte man hier schon fragen, spielen nicht bei Claudian und anderen auch römische Kaiser, an erster Stelle der Erobererkaiser Trajan eine erhebliche Rolle?

Im zweiten Teil, den man nach den Vorbemerkungen endlich erreicht mit der oben genannten Überschrift (77–150), wird neben Vielem, was bereits gesagt wurde, zum einen großer Wert darauf gelegt, daß auch gebildete Christen diesem Bildungsdbild verpflichtet gewesen seien, wie man etwa aus Hieronymus und Prudentius erkennen könne (bei diesem spielt jedoch Konstantin d.Gr. eine sehr wichtige Rolle!), ehe etwa bei Sulpicius Severus im Proömium der Martinsvita der vorbildliche Heilige und nicht mehr die Helden der römischen Geschichte als Thema der Historiographie angesehen werden. Für die Mehrheit der Gebildeten unter den Christen habe aber die historia veterum keinen Gegensatz zur lectio divina bedeutet, wo die Apostel und ihre Nachfolger als große Vorbilder hinzutreten. Weiterhin wird nochmals betont, daß damals „zugespitzt formuliert“ römische Geschichte, d.h. republikanische Geschichte gegen Kaisergeschichte gestanden habe, zugleich muß der Verf. aber einräumen, daß etwa bei Aurelius Victor, Eutrop und anderen die Kaiserzeit als ein eigener Abschnitt zur Vorbildlichkeit der commemoratio vetustatis dazugehöre. Gut gelungen bietet sich im Folgenden das Unterkapitel „Bybliotheca Romana: Römische und Lateinische Literatur“ dar, wo der Verf. am Beispiel der von Sidonius, epist. 4, 11 erwähnten römischen Bibliothek des dort genannten Presbyters Claudianus Mamertus, aber auch weiterer dem gleichen Dichter entnommener Stellen nachzuweisen versucht, daß es in der Spätantike zu einer stilorientierten Einteilung mit unterschiedlichen Vorbildern gekommen sei, an denen sich gebildete Heiden und Christen ausrichteten: Den Laien blieb die traditionelle Literatur vorbehalten, Bischöfe und Priester sollten sich vorwiegend mit den biblischen Schriften befassen, die Asketen als weitere Gruppe könnten sich den Viten hervorragender Eremiten wie Antonius und Paulus zuwenden, für die Frauen zieme sich die in erster Linie die hagiographische Literatur. So lasse sich, wie die Folgerung lautet, angesichts dieses späteren erweiterten  Kanons die christliche Welt in zwei Parteien einteilen: Auf der einen Seite seien es die speziell christlichen Werke, die gelesen wurden, auf der anderen dagegen sei noch immer die alte römische Literatur von einer gebildeten Oberschicht bevorzugt worden. Hierzu werden noch weitgehend Ambrosius, Augustinus und mit einem gewissen Recht sogar Cassiodor gerechnet. Schließlich wird unter dem wenig aussagekräftigen Stichwort „Spätantike“ einerseits auf die Verbreiterung der Eliteschicht aufgrund der kaiserlichen Förderung bzw. Wiederbelebung der Schulen hingewiesen (NB S. 121: Der Panegyricus de instaurandis scholis stammt von Eumenius, nicht von Eumenes!), andererseits aber auch auf die mangelnde Bildung mancher Aristokraten, wie etwa aus der Klage Ammians über den stadtrömischen Adel hervorgeht, dessen Bibliotheken geschlossen gewesen seien wie die Gräber (14,6,8). Dies ist doch wohl ein deutlicher Hinweis, daß man etwa den literarisch hochstehenden Symmachuskreis bei weitem nicht verallgemeinern darf. Jene traditionelle Bildungsgemeinschaft von Heiden und vielen Christen, für die ein Fehlen der vetustas ebenfalls einen Verlust der eigenen Identität bedeutete und die es sicherlich verbietet, von einem Kampf zweier Kulturen zu sprechen, blieb im Grunde bis in das 6. Jahrhundert erhalten, als man in asketischer Weltverneinung, faßbar etwa bei Papst Gregor d.Gr. (epist. 107), die Befolgung der Grammatikregeln und insgesamt den bisher gepflegten traditonellen Stil aufgrund der allgemeinen Ausrichtung am biblischen Sprachgebrauch bewußt aufgab. Hiermit ging eine Verkirchlichung des Romgedankens einher, wie E. feststellt, was man etwa an der Ablösung der Zwillinge Romulus und Remus durch die Apostel Petrus und Paulus bei Papst Leo beobachten kann. Aber ist das nicht schon bei Prudentius in dessen berühmten Laurentiushymnus (perist. 2)  zu beobachten? Wenn der Verf. aufgrund des ungebildeten Predigtpublikums von Caesarius von Arles das Umschalten des Bischofs auf eine einfache Sprechweise anführt, so ist ebenfalls zu fragen, ob die normale Zuhörerschaft in den beiden früheren Jahrunderten nicht ebenso ungebildet war.

Der dritte Teil (151-183) ist dem Thema gewidmet „Die alten Römer zwischen Schulliteratur und Historiographie bei Claudianus und in Augustinus' De civitate Dei“. Hier geht es vor allem darum, daß bei beiden Autoren die Beispiele aus der frühen römischen Geschichte in erster Linie aus Vergils Aeneis (Heldenschau, Schildbeschreibung), aber auch aus Cicero genommen sind und nur ergänzend aus Livius und den damaligen Exzerptensammlungen über die duces als Vertreter der altrömischen virtus, wenn man antiquarisches, zeitlich genau einsetzbares Wissen benötigte. Der Text des Livius, ergänzend könnte man sagen auch der des Varro, dem Augustinus viel verdankt, habe nicht die literarische sacrosanctitas besessen, die ihn vor der Epitomierung geschützt hätte. Obwohl schon Augustinus alles daran setzte, die Ereignisse und Brüche der alten Bildung aufzudecken, sei diese selbst im 5. Jahrhundert bei Apolllinaris Sidonius und Cassiodor sichtbar, als man sie noch immer im Grammatikerunterricht erlernte.

Der  vierte  Teil mit dem Titel „lectiones vetustatis – Geschichte lesen (184–233) beschäftigt sich zunächst noch einmal mit der Autorität und der Beliebtheit Vergils in der damaligen Zeit, während  Epitomai, Breviarien und historische Exemplasammlungen meist nur der Auffrischung und Ergänzung dieses Wissens gedient hätten. Dieser literarisch neutrale Stoff  aus Livius habe jedoch wegen des in augusteischer Zeit kanonisierten Bildes von der römischen Geschichte als einer Abfolge exemplarischer Heldentaten, aber auch wegen seiner klassischen Literatursprache zunehmend an Gewicht gewonnen. Schließlich muß der Autor auch bekennen, daß sowohl die pagane wie die christliche Geschichtsschreibung der Spätantike (vgl. z. B. die vielen Liviuszitate bei Ammian und Orosius oder Sulpicius Severus!) sich vorwiegend an Livius ausgerichtet habe, zumal man damals dessen Gesamtwerk noch besaß, um dessen Neuedition sich Symmachus bekanntlich sehr bemühte. (NB zu S. 193: Das Geschichtswerk Ammians endet mit dem Jahr 378, der römischen Niederlage von Adrianopel, und nicht mit 395!). Der Verf. hilft sich bei diesem Dilemma damit, daß er gewissermaßen zwei Livii unterscheidet, den Mythos und den tatsächlich benützten, der lediglich als chronologische Hilfe herangezogen worden sei, während Vergil ein zeitloses und diffuses Geschichtsbild geliefert habe, mit dem man sich begnügte. Als Hauptgrund für die Symmachusedition wird am Ende genannt, daß dieser den Autor damit der christlichen Historiographie ebenbürtig an die Seite stellen wollte. Sollte er damit nicht doch gleichberechtigt zum Bildungsbild dieser aristokratischen Bildungsschicht gehört haben? Gattungsbedingt fehlten, so heißt es gewiß richtig, etwa den Chroniken des Eusebius und Hieronymus jegliche sprachliche Elaboriertheit. Aber noch einmal: Ob allein aus dem Wandel der Adressatengruppe und dem Fehlen der frühen römischen Geschichte in diesen Chroniken bereits der angedeutete Bildungsverfall erkennbar wird? Welche Schwierigkeiten der Autor weiterhin hat, Livius gegenüber Vergil an die zweite Stelle zu setzen, zeigt das mit historiam callens Livii überschriebene Unterkapitel, wo er wiederum zugeben muß, daß dieser als historiographische Entsprechung und Erweiterung des Bildungsbildes stets präsent geblieben sei, jedenfalls für die erste Dekade, und als römischer Geschichtsschreiber damals kanonisches Ansehen besaß, auch wegen seiner Stilkunst, so daß ihn Papst Gregor ebenfalls in Feuer warf, während der traditionell gebildete Papst Gelasius offenbar noch das gesamte Werk besaß.

Im fünften Abschnitt (234–265), der überschrieben ist mit „Geschichte und literarische Bildung“, geht es um die Vermittlung dieser Bildung in der Schule des Grammatikers, die nach den Ausführungen des Verf. der spätrömischen Oberschicht die wesentlichen  Grundlagen ihres allgemeinen Kulturwissens vermittelte und daher für wesentlicher erachtet wird als die Ausbildung beim Rhetor, auch wenn der enarratio historiarum keine unabhängige Funktion zugekommen sei; denn ein Fach Geschichte hat es im antiken Schulunterricht bekanntlich nicht gegeben. Die Rede ist dabei von  sprachlich-stilistischer Erfahrung, von kultureller Identität und vertikaler Kohärenz zwischen den Generationen, von einem Zirkulationsmodell zwischen Grammatik und Rhetorik und einer grundsätzlichen Formatierung des literarischen Diskurses, was allerdings kein reines Stoffwissen zum Ziele hatte, sondern das Kennenlernen exemplarischer Persönlichkeiten natürlich vor allem wieder aus Vergil. Ob damit die spätantike Schule mit ihrem überkommenen, starren Formalismus, praktiziert von einem häufig wenig angesehenen Lehrer, für die Gewinnung einer Allgemeinbildung nicht doch erheblich überschätzt wird? Gab es nicht auch Privatunterricht, wenn man es sich leisten konnte? Ferner können für die Bewältigung des literarischen Diskurses nicht nur Beispiele eines Dichters gedient haben, es müssen doch auch Prosaschriften, insbesondere Historiker als Grundlage gedient haben. Wenn es heißt, daß die Klassiker insgesamt maßstabsetzend geblieben seien und die Bildung der Erwachsenen immer eine Jugendbildung geblieben sei, so fragt man sich zudem, warum man ein so umfassendes zeitgenössisches Geschichtswerk wie das des Nicomachus Flavianus benötigte und warum Symmachus und Augustinus keineswegs  im Stile Vergils oder Ciceros geschrieben haben. Es können eben doch nicht nur die pueriles litterae der angegebenen Art ausschlaggebend gewesen sein. So muß auch hier eine Notlösung helfen: Lektüre und Wissen des wirklichen Symmachus dürfen nicht mit dem Träger gleichen Namens in den Saturnalien des Makrob übereinstimmen, da man sich dort auch um intensive antiquarische Analyse der Werke Vergils kümmerte, was wohl mehr mit dem Stellenwert des Heiden Vergil gegenüber den Christen zu tun hat. War man wirklich einer totalen Erstarrung, fern jeglicher Aktualisierung, verfallen, wenn man bedenkt, daß Symmachus sich intensiv mit dem Krieg gegen den Aufrüherer Gildo, den Germanenfeldzügen Valentinians I. oder mit den lästigen Aushebungen auf seinen diversen Landgütern befaßte ?

Das Buch schließt mit einer Zusammenfassung, die noch einmal den engen Zusammenhang von Klassikerlektüre und Vergangenheitsbildung zur Gewinnung eines sprachlich und sozial gehobenen Lebensstils betont, sowie mit einem Ausblick auf die Ansätze einer wiederaufgenommenen Klassikerlektüre in der karolingischen Renaissance und später – eine volle Bejahung habe es erst  im 14. Jh. durch Giovanni Villani gegeben.  Was die alte Geschichte betrifft, so geht der Verf. sogar so weit,  eine eigene Beschäftigung damit erst bei Edward Gibbon anzusetzen. Aber haben nicht auch Petrarca und Macchiavelli in lebendiger Auseinandersetzung mit der römischen Geschichte die triste Situation ihres italienischen Vaterlandes besser zu verstehen und auch zu verändern versucht?

Wollte man ein Fazit ziehen aus diesem überaus anregenden Buch, so ließe sich sagen: Es ist das Verdienst des Verfassers, die wesentlichen Züge jenes weitgehend zeitlos erscheinenden Bildungsbildes der damaligen Aristokratie mit einer beeindruckenden Fülle von Belegstellen aus drei Jahrhunderten herausgehoben zu haben. Was hier dargelegt wird, entspricht ganz allgemein dem römischen Denken, das etwa bereits bei Cicero in der Formel zusammengefaßt ist: „Was alt ist, ist auch gut“ oder - anders ausgedrückt - in der bekannten Wendung nihil antiquius habere quam ut ..(nichts für älter = besser halten als daß …) zum Ausdruck kommt. Aber so wie für Cicero jene Rückwärtsgewandtheit in seinen Reden und noch mehr in seinem Staatsdialog eine bewußte Idealisierung und Stilisierung aus Überdruß an der eigenen Zeit mit ihren Verfallserscheinungen war, so ist dies in noch weit größerem Maße bei jener Bildungselite der Spätzeit der Fall. Hier wäre in weit stärkerem Maß die spätantike Romidee sowohl in ihrer heidnischen wie christlichen Ausprägung heranzuziehen, deren Elemente zwar aus Vergil u.a. genommen sind, aber doch nur aus den Gefahren der Zeit heraus zu verstehen ist. Spielt man hier nicht zum einen mit einer greisenhaften Göttin, die aber bei einem militärischen Erfolg, und sei er noch so ephemär, sich in eine jugendliche Gestalt verwandelt? Zeigen jene gallischen Adeligen, die auf ihren stadtfernen Landgütern ihren Vergangenheitserinnerungen nachhängen und sich formvollendete Briefe schreiben, nicht plötzlich eine erstaunliche Aktivität, wenn sie als Bischöfe gegen die anstürmenden Germanen auftreten und sich um die Notleidenden ihrer Gemeinde kümmern, wofür Apollinaris Sidonius vielleicht das beste Beispiel ist?  Bekleiden nicht die Angehörigen des Symmachuskreises hohe politische Ämter, wo sie sicher nicht in der Sprache Ciceros und Vergils geprochen haben? All dies bedeutet: Man darf bei aller emotionalen Hinwendung zur vetustas und ihrer Verklärung zum einen den Grund hierfür nicht vergessen, die Verzweiflung an der politischen Lage, zum andern sollte man die noch immer vorhandene Bereitschaft dieser Bildungselite nicht aus den Augen verlieren, sich in der Gegenwart politisch zu engagieren.

 

Richard Klein, Wendelstein

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