Archäologie in Deutschland. Stuttgart: Theiss. ISSN 0176-8522

Heft 4/2003 (Juli-August)

Heft 4, 2003 mit dem Themenschwerpunkt „Kommunikation“ bietet insgesamt 4 Beiträge zur Altstraßenforschung: „Schurgerade durch römisches Land“ von Klaus Grewe führt anhand von Beispielen aus der Provinz Niedergermanien, insbesondere aus der Eifel, in das Thema ein und informiert knapp über den Stand der Altstraßenforschung in diesem Gebiet. Durch die beigefügten Literaturangaben kann der Interessierte diesen Ansatz vertiefen. Wolfgang Gaitzsch berichtet über einen Abschnitt der Via Belgica, der durch den Braunkohletagebau aufgeschlossen und im Zuge der Rekultivierung archäologisch dokumentiert wurde. Wolfgang Czysz stellt die für die Verbindung von Oberitalien nach Rätien so bedeutsame Via Claudia Augusta sowie neue archäologische Forschungen an dieser Straße vor. Durch dendrochronologische Untersuchungen lassen sich letzte Ausbesserungen an der Straße in das Jahr 374 datieren. Nach Czysz dokumentiert das Datum das Ende des staatlichen römischen Straßendienstes. In den Übergang von Spätantike zum Mittelalter führt der Bericht über den Ochsenweg in Schleswig-Holstein, der insgesamt von Wedel an der Elbe bis Viborg in Mitteljütland verlief und an zahlreichen Stellen dokumentiert ist.

Aus den aktuellen Berichten aus der Landesarchäologie sind für die Spätantike von Interesse: Der Fund zweier merowingerzeitlicher Scheibenfibeln mit Runeninschrift eines Liebespaars aus Bad Krozingen; die Errichtung eines Schutzbaus über dem Mithräum von Königsbrunn südlich von Augsburg nahe der Via Claudia – eine Besiedlung an dieser Stelle ist bis ins 4. Jh. nachgewiesen; Untersuchungen im Kastell Bad Ems, das bis zum Ende des obergermanischen Limes 259/60 bestand – der Ort war nach den neuen Funden seit der späten Eisenzeit besiedelt; zahlreiche kaiserzeitliche Monumente wie den Gutshof von Hechingen oder die archäologischen Stätten in Rottenburg und Rottweil berührt die jetzt touristisch erschlossene „Römerstraße Neckar-Alb“.

Heft 5/2003 (September-Oktober)

Heft 5,2003 widmet sich dem Übergang vom Neolithikum zur Bronzezeit. Darüber hinaus berichtet Andreas Oettel über die neuesten Forschungen an der römischen Grenze in Mesopotamien. Dem besonders unter Diokletian ausgebauten Befestigungssystem gelten derzeit Untersuchungen des DAI Damaskus, die teilweise auch im Internet bekannt gemacht sind (www.dainst.org/index_742_de.html - so die korrekte URL, weitere Links sind in dem Beitrag genannt). Auf besonderes Interesse wird die Limes-Datenbank stoßen, sobald sie im Internet verfügbar ist. Iris Hegenscheidt und Andreas Thiel berichten über den Aufbau dieses wichtigen Informationsmediums.

Aus den Nachrichten aus der Landesarchäologie sind für Kaiserzeit und Spätantike notierenswert der Bericht über neue Untersuchungen an der römischen Eifelwasserleitung, über den Fund einer römischen Sonnenuhr in der Villa Rustica bei Gommersheim westlich von Speyer, die ikonographisch mit dem Mithraskult zusammengebracht werden kann. Das „außergewöhnliche Exemplar“ ist bisher ohne Parallele und wird ins 3. Jh. datiert. Umfangreiche römische Baureste wurden im vicus „Wareswald“ (vgl. AiD 3, 2002, 52) an der Fernstraße Trier-Straßburg entdeckt.

Heft 6/2003 (November-Dezember)

Das Schwerpunkthema des 6. Heftes knüpft an die neuen Ausgrabungen auf dem Magdeburger Domplatz an. „Mittelalterlicher Landesausbau in Mittel- und Ostdeutschland“ führt zu der inseniven Begegnung von Slawen und Christen im 12. bis 14. Jahrhundert. Diesem Geschehen sind mehrere Beiträge gewidmet. Für die römische Kaiserzeit und die Spätantike sind folgende Artikel von Bedeutung: Heinz Günter Horn informiert über die Probleme, die mit dem Bau der Nord-Süd-Stadtbahn in Köln verbunden sind. Man rechnet mit immensen Verlusten an historischer Substanz. „Teile der Stadtmauer und des Hafens, verschiedene Stadtquartiere, die nordöstlichen und südlichen Vorstadtbereiche bzw. Gräberfelder ... sind ebenso betroffen wie die Reste der königlichen und erzbischöflichen Pfalzen östlich und südöstlich des Kölner Doms, der repräsentativen Bürgerhäuser am Alten Markt oder etlicher bedeutender mittelalterlicher Kirchen, Stifte und Klöster in der Südstadt“ (34). Eine frühzeitige Planung und Kooperation scheint jedoch Grund für die Hoffnung zu geben, daß die archäologischen Belange einigermaßen berücksichtigt werden.

Wie immer sind die  aktuellen Informationen aus der Landesarchäologie von besonderem Interesse. Ausgrabungen germansicher Höfe in Soest geben Hinweise auf Bleischmelzen, deren Produkte ins römische Reich geliefert wurden. „Römische Bergwerksunternehmer prospektierten offenbar schon die Ressourcen des Landes und begannen sie auszubeuten. Dem Soester Raum am Hellweg, mit guter Verbindung zu den Militärlagern an der Lippe, kam als Drehscheibe der Rohstoffströme offenbar eine besondere Rolle zu“ (45). Frank Willer berichtet über Funde aus dem Lager Durnomagus (Dormagen) und die experimentelle Rekonstruktion einer außergewöhnlich großen Sense. Heinz Tron stellt das Alamannenmuseum in Ellwangen vor (www.alamannenmuseum-ellwangen.de). Harald Polenz vermittelt einen Eindruck von der Rekonstruktion der in Xanten gefundenen römischen Wandmalereien, die im neuen Regionalmuseum in Xanten ausgestellt werden sollen.

Joachim Gruber, Erlangen

joachim.gruber@nefkom.net