Archäologie in Deutschland. Stuttgart: Theiss. ISSN 0176-8522

Mit den folgenden Hinweisen auf spätantike Themen der Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“ werden die Berichte aus Plekos 3, 2001 sowie 4, 2002, Bericht 1 und 4, 2002, Bericht 2 fortgesetzt.

 

Heft 6/2002 (November–Dezember)

Dieses Heft befaßt sich v.a. mit vor- und frühgeschichtlichen Themen. Für die Spätantike sind wiederum die aktuellen Nachrichten über neue Funde von Interesse. Andrea Neth berichtet kurz über die Entdeckung eines „außergewöhnlich gut erhaltenen“ Mithräums in Güglingen (Landkreis Heilbronn) im Frühjahr 2002. Im Altarbereich des Mithräums wurden nach dem Bericht „zwei mächtige Bildsteine, auf denen zum einen die Geburt des Gottes Mithras aus einem Felsen und zum anderen die den Gott kennzeichnende phrygische Mütze abgebildet ist“, gefunden. Die beigegebenen Abbildungen zeigen jedoch drei Sandstein-plastiken mit der Felsgeburt des Gottes sowie Kautes und Kautopates. Vielleicht könnte die Redaktion diesen Widerspruch in einem der nächsten Hefte auflösen. Erwünscht wären auch Informationen darüber, ob die Ausgrabung konserviert und zugänglich gemacht werden soll.

Etwa 20 km nördlich von Basel wurde in den Kiesschichten der Rheinaue ein Bronzemedaillon gefunden, das den jungen Dionysos rücklings auf einem Pantherweibchen oder Tiger sitzend darstellt. G. Fingerlin deutet den Fund als Zierbeschlag eines römischen Reisewagens: Bacchus, häufig mit Merkur verbunden, sollte auf der Reise vor Unheil schützen.

Beim Ausbau der Mosel wurden im Bereich der Moselmündung „massive Reste römischer Baukonstruktionen“ gefunden, die von größeren Monumenten stammten. Es handelt sich um ein langes Säulenfragment, dessen Basis schon 1961 gefunden worden war, außerdem um einige große Quader mit figürlichen Darstellungen und noch nicht entzifferten Inschriftenresten. Offenbar waren die betreffenden Bauten in der Spätantike abgerissen und die Materialien zur Fundamentierung der Moselbrücke verwendet worden.

In das frühe Mittelalter führt der Bericht von Hartmut Schäfer über das Grabungsmuseum in der Stadtkirche St. Dionysius in Esslingen. Der Gründungsbau wurde (nach Schäfer) im 8., vielleicht noch am Ende des 7. Jahrhunderts errichtet. Und von einem alemannischen Adligen namens Hatto dem Abt Fulrad des Klosters St. Denis bei Paris geschenkt, der wiederum in seinem Testament von 777 die Cella mit dem Leib des hl. Vitalis seinem Kloster vermachte. Die Cella wurde bald ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Ergänzend sei (nach Oscar Paret und Robert Uhland, in: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 6. Baden-Württemberg, Stuttgart 1965, 191f.) darauf hingewiesen, daß bei früheren Grabungen unter der Kirche bereits spätbronzezeitliche und römerzeitliche Funde gemacht wurden, lag der Ort doch an der bedeutenden Römerstraße, die aus dem Rhein- und Nekartal durch das Filstal und über die Alb an die Donau führte. Das dem Bericht von Hartmut Schäfer beigefügte Bildmaterial über die neugestalteten Schauräume lädt zum Besuch dieser bedeutenden historischen Stätte ein.

Joachim Gruber, Erlangen
joachim.gruber@nefkom.net